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Aus: Ausgabe vom 23.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Ein Erfolg für VW

Von David Maiwald
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Die IG Metall hat die Standortzusage erhalten, Zehntausende Kolleginnen und Kollegen verlieren dafür allerdings mittelfristig ihre Stelle

Wie Gesamtbetriebsrätin Daniela Cavallo einfallen konnte, die Einigung bei Volkswagen sei »solidarisch«, wird ihr Geheimnis bleiben. Denn sie ist letztlich für den Konzern ein großer Erfolg. Mehr als 35.000 Beschäftigte sollen ihre Stelle bis zum Jahr 2030 verlieren, damit die dann verbliebenen rund 95.000 nach sechs Nullrundenjahren wieder Lohnverhandlungen führen dürfen. Während die IG Metall zugesagte Investitionen als Erfolg feierte, wird die Produktion im Umfang »von zwei bis drei großen Werken« zurückgefahren, erklärte Konzernchef Oliver Blume unmittelbar darauf in der FAZ. Die Investitionen würden an eine noch zu ermittelnde Zielstellung gebunden, erklärte Markenchef Thomas Schäfer dann am Sonntag in Bild.

Für Volkswagen war die Tarifrunde denkbar einfach: alle »sozialpartnerschaftlichen« Einigungen der vergangenen Jahre kündigen, eine Lohnkürzung fordern und Standortschließungen androhen. Danach legte der Konzernvorstand die Hände in den Schoß. Den »Zukunftsplan« – zunächst eine Forderung der IG Metall, um überhaupt Gespräche zu beginnen – arbeitete die Gewerkschaft schließlich selbst aus. VW musste dafür nur behaupten, vorerst keine Werke zu schließen. Im Falle des Standorts Osnabrück ist das in gut zweieinhalb Jahren völlig offen: Bild hatte am Freitag nachmittag noch die Nachricht verbreitet, das Werk werde an einen nicht genannten Rüstungskonzern verkauft.

Für das Geraune des Springer-Boulevards lieferte VW bislang weder Bestätigung noch Anhaltspunkt. Weit hergeholt ist es angesichts des derzeitigen Umbaus der Wirtschaft aber nicht. Auch die ehemalige MV-Werft in Wismar bindet zunächst der zivilen Produktion vorbehaltene Kapazität künftig in das Aufrüstungsgeschäft der Bundesrepublik ein. Hier ordnet die IG Metall ihre friedenspolitischen Grundsätze schon dem Aufbau von Arbeitsplätzen in der U-Boot-Produktion unter.

Letztlich konnte die Drohung mit Werkschließung die Gewerkschaft vollständig einnehmen. Das ist im Grunde verständlich: Der Konzern wird seine Produktion stärker auf E-Fahrzeuge ausrichten und für höhere Profitmargen mittelfristig verlagern müssen. Um eine Wende in der Produktion oder deutlich bessere Bedingungen für von der Kürzung betroffene Kolleginnen und Kollegen zu erreichen, hätte die IG Metall auf die von VW gestartete Eskalation aber eingehen müssen – also streiken. Immerhin: Hohen VW-Managergehältern soll es bis 2030 an den Kragen gehen, hieß es am Wochenende. Mercedes hat zeitgleich ein ähnliches Vorhaben angekündigt. »Solidarisch« ist das nicht.

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