Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 23.12.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Hapes Royals

Zu jW vom 17.12.: »Nachschlag: Royaler ­Kerkeling«

Kann ich nicht bestätigen. Würdiger Loriot-Nachfolger mit super Sprüchen aus dem Leben und tollen Schauspielern. Mit 40 ist man schon etwas zu spät geboren, um alles zu verstehen (britisches Königshaus), aber die Darstellung von Kleinbürgertum, Kapitalismus, Medien und Politik ist sehr treffend: »Das ist doch Frau Schotte, Frau Schotte«; »die Königin hat Waschtag«; »ist doch nur für Kinder«.

Klaus Wallmann, Leipzig

Wer vertraut wem?

Zu jW vom 17.12.: »Bundestag entzieht Scholz das Vertrauen«

Dazu in Ergänzung hat R. Hohmann in der UZ vom 13. Dezember die interessante Frage gestellt, wem denn das Kapital vertraue. Diese Frage könnte nun kaskadenförmig gravitätisch weitergeleitet werden: Wem vertraut das politisch-administrative Personal, wem vertraut am Ende das Wahlvolk in seiner Mehrheit? Fangen wir bei letzterem an, denn um dessen Zukunft geht es im wesentlichen, und die Wähler sind es ja auch, die als Produzenten von Gütern und Dienstleistungen den Laden zusammenhalten. Umfragen zufolge trauen sie mehrheitlich den Herrschenden und ihrer Politik nicht mehr über den Weg: 44 Prozent gar nicht, 41 Prozent weniger, und nur 14 Prozent sind zufrieden (Statista, 16.12.2024). Alle Kennzahlen, die sich auf die konkreten Lebensumstände der abhängig Beschäftigten und ihrer Familien beziehen, weisen in eine Richtung: nach unten. Fazit: Sie vertrauen höchstens noch darauf, dass die Preissteigerungen bei Aldi oder Lidl nicht gar so arg ausfallen mögen. Zum politischen Büropersonal ist zu sagen, dass es weiterhin darauf vertraut, die guten Plätze an den Futtertrögen für sich und den Nachwuchs beibehalten zu können.

Und nun endlich zur Spitze der Pyramide. Wem vertraut das Kapital bzw. wem die Märkte, die ja schließlich die entscheidenden Umschlagplätze für dessen Verwertung repräsentieren. Hier sollten wir etwas differenzieren: Es gibt ja nicht »das Kapital« oder nur den einen »Markt«. Das soll jedoch bei den weiteren Überlegungen ausgeblendet sein. Die Antwort auf unsere Frage fällt in diesem Falle nicht allzu schwer, da es hier nur eine einzige gibt: Das Kapital vertraut darauf, dass die Mehrheit aller Wahlvölker den Zusammenhang zwischen Arbeit und Kapital als eine Art ewige natürliche, eventuell gottgewollte, aber auf jeden Fall auf eine »regelbasierte Werteordnung« als Symbiose vertraut und nicht hinterfragt – wohl wissend, dass das alles Plattitüden sind. R. M. Schernikau (1960–1991) hat das sehr schön formuliert: »der kapitalismus hatte nur eine chance: so zu tun, als sei er keiner. er würde den leuten mit dem stundenlohn erzählen müssen, sie seien herren ihrer selbst. das hat geklappt, herzlichen glückwunsch« (»Königin im Dreck«, 2018, S. 155). Nahezu prophetisch sah er am Ende seines viel zu kurzen Lebens die Jetztzeit voraus: »damit nicht genug. die nächsten zehn jahre werden auch den menschen in mitteleuropa bisher unvorstellbare härten bringen: soziale, politische härten, härten in ihrer arbeit. und auch in zehn jahren wird der arbeitslose sagen: es ist gut« (ebd.). Gut für die Menschen, dass die Einschätzung am Ende des Zitats (hoffentlich) nicht (mehr) zutrifft: Der Arbeitslose wird nicht sagen, dass es gut ist. Aber wir müssen die letzte Antwort zu guter Letzt noch beantworten.

Das Kapital vertraut mit aller Macht und unter Einbeziehung der fürchterlichsten Konsequenzen für alles Lebendige auf diesem Planeten darauf, dass dem hemmungslosesten Egoismus einer Kapitalrendite alles unterzuordnen sei. Die Wahlvölker dieser Erde können erst dann wieder frei atmen und fortan ihre eigene Geschichte schreiben, wenn die Kapitalrendite zugleich mit der Möglichkeit, Mensch und Natur auszubeuten, abgeschafft ist. Diesem Grundsatz vertrauen wir.

Manfred Pohlmann, Hamburg

Antikolonialismus

Zu jW vom 16.12.: »Region des Friedens«

Es gibt in der Linken viel verbalen »Antikolonialismus«, der sich jedoch in der Praxis meist auf neue »Sprachregelungen« und den Kampf um Straßennamen beschränkt und wenig bis nix mit den realen heutigen Kämpfen antikolonialer Bewegungen und Regierungen in den Ländern des Südens zu tun hat. Viel schlimmer noch, es werden von einigen Linken sogar »Narrative des Westens« unkritisch und völlig geschichtslos übernommen (Entdeckung des sogenannten Kampfes der Verteidigung »der Demokratie« gegen den »Autoritarismus« dieser Welt, unter diesem Sammelbegriff werden immer unverhohlener antiimperialistische Länder wie Kuba, Bolivien oder Venezuela subsumiert und in einen Topf mit islamistischen und anderen Regimes geworfen).

Wer sich an dieser würdelosen Unterwerfung in der Linken nicht beteiligen will, hat immer noch in der Partei die Chance, sich bei der fortschrittlichen Arbeitsgemeinschaft »Cuba Sí« und auch anderen Projekten der Kuba- und Lateinamerikasolidarität in der Partei Die Linke zu informieren und inspiriert von der Expertise der dortigen Genoss*innen den antiimperialistischen und antikolonialistischen Standpunkt in unserer Partei Die Linke wieder zu stärken. Legitimiert hierzu werden wir durch das gültige Grundsatzprogramm (»Erfurter Programm«), dessen friedenspolitische und internationalistische Positionen (inklusive klarer Gegnerschaft zur NATO!) wir zu verteidigen haben. Ansonsten hat sich die Legitimation unserer Partei als gesellschaftliche Opposition vollends aufgebraucht, was wir nicht zulassen dürfen!

Carsten Schulz, Berlin

Die Wahlvölker dieser Erde können erst dann wieder frei atmen und fortan ihre eigene Geschichte schreiben, wenn die Kapitalrendite zugleich mit der Möglichkeit, Mensch und Natur auszubeuten, abgeschafft ist.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!