Nachschlag: Tyger! Tyger!

Die Abenteuergeschichte eines jungen Mannes, der 227 Tage auf offener See in einem Rettungsboot im Pazifischen Ozean überlebt (Weltrekord). Und nicht nur das. Mit im Boot saß ein ausgewachsener bengalischer Tiger. Und so was kann die ohnehin nicht erfreuliche Lage eines Schiffbrüchigen ungeheuerlich verschärfen. Schon sein Vater hatte ihm im Zoo am Exempel der Verfütterung eines unschuldigen Zickleins an einen Tiger mit William-Blake-hafter Eindringlichkeit eine materialistische Lektion einzutrichtern versucht: Die wilden Tiere sind gemeinhin nicht freundlich zueinander. In der Welt der Schrift ist es ein kurzer Weg – von William Blake bis T. S. Eliot –, aus dem Lamm Christus den Tiger Christus zu machen; in der Welt des bewegten Bildes aber müsste man schon einigen Dompteursaufwand betreiben, um so einen Tiger ins Boot zu kriegen. Die Lösung des Problems: Der Tiger ist in mehrfacher Hinsicht ein imaginärer – auf der Ebene der Erzählung genauso wie in der technischen Umsetzung. Ein allegorischer CGI-Papiertiger. Zahnlos, aber plastisch. (aha)
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