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Aus: Ausgabe vom 24.12.2024, Seite 5 / Inland
Verkehrspolitik

Mit Karacho ins Schleusentor

Binnenschiffahrt auf Mosel nach Unfall zwischendurch unterbrochen – zweite Kammer fehlt
Von Gerrit Hoekman
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Nach Crash auf der Mosel: Komplizierter Binnenschiffahrtsreparaturakt (Müden, 12.12.2024)

Zeit ist Geld, das gilt auch in der Binnenschiffahrt. Der Kapitän eines Frachtschiffs hatte es am 8. Dezember aber offenbar zu eilig – er fuhr auf der Mosel mit Karacho in das noch nicht ganz geöffnete untere Tor der Schleuse Müden bei Cochem und riss es aus der Verankerung. Totalschaden. Dauer der Reparatur ungewiss. Weil Müden keine zweite Schleusenkammer besitzt, saßen oberhalb der Schleuse auf Mosel und Saar 74 Binnenschiffe fest, die flussabwärts zum Rhein wollten. Eine alternative Route gibt es nicht. Den Schiffern drohte Stillstand bis Ende März. Doch deutsche Ingenieurskunst verschafft ihnen jetzt viel früher freie Fahrt.

Und das funktioniert so: Ein Kran stapelt vor jeder Schleusung neun Bohlen aus Stahl an die Stelle, wo eigentlich das Tor hingehört. Taucher bringen sie unter Wasser in die richtige Position. Dann wird von oben Moselwasser in die Schleuse gelassen, bis der Spiegel in der Kammer auf Höhe des Oberlaufs ist. Danach kann das Schiff einfahren. Durch einen kleinen Schlitz unter den Bohlen läuft das Wasser aus der Kammer langsam ab. Ist der richtige Wasserstand erreicht, entfernt der Kran die Bohlen wieder, und das Binnenschiff kann seine Reise fortsetzen. Für das nächste Schiff beginnt die Prozedur von vorne, die noch nirgendwo sonst angewendet wurde.

Das Motorschiff »Allegria« aus den Niederlanden vertraute sich als erstes den deutschen Ingenieuren an. Es wurde sanft und sicher nach unten geschleust. Der gesamte Vorgang dauerte anfangs gut fünf Stunden anstatt der üblichen 30 Minuten, wenn die Schleuse Müden voll funktionstüchtig ist. Am ersten Tag konnte deshalb nur eine Handvoll Frachtkähne durchgeschleust werden. Inzwischen geht es aber deutlich schneller. »Wenn das so weitergeht, kann man sich ausrechnen, dass wir so Richtung Weihnachten den Großteil der Schiffe durchhaben müssten. Wenn nicht sogar alle«, hoffte der Pressesprecher des Wasser- und Schifffahrtsamts Mosel-Saar-Lahn Mitte vergangener Woche laut SWR.

Einige gottesfürchtige Schiffsbesatzungen weigerten sich aber anscheinend aus religiösen Gründen, am vierten Advent zu arbeiten. Es könnte sich dabei um niederländische Frachter handeln mit strenggläubigen calvinistischen Kapitänen und Matrosen an Bord, denen Arbeit am Sonntag verboten ist, erst recht im Advent. Falls am Montag abend noch Schiffe oberhalb der Schleuse liegen, müssten sie bis zum 27. Dezember warten – die Taucher und Kranführer, die eine Woche lang rund um die Uhr im Einsatz waren, haben ein paar ruhige Feiertage zu Hause bei ihren Familien verdient.

Der Bau des neuen Schleusentors wird voraussichtlich auch rascher vonstatten gehen. Am 1. Februar soll die Schleuse Müden wieder normal passierbar sein. Reedereien und Partikuliere wird es freuen. Jeder Tag, an dem ein Schiff nicht fahren kann, koste mindestens 3.000 Euro, erfuhr der SWR vom Bundesverband der deutschen Binnenschiffer. Schon jetzt soll sich der wirtschaftliche Gesamtschaden auf mehrere 100 Millionen Euro belaufen. Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) fordert einen zügigen Ausbau aller deutschen Schleusen auf der Mosel mit einer zweiten Kammer, die bisher nur drei der zehn Schleusen haben. Das Vorhaben steht bereits seit 2003 als vordringlich im Bundesverkehrswegeplan.

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