BRD-Konzerne auf Schrumpfkurs
Von Oliver RastSo ist die Lage, düster: Umsatzeinbruch, Insolvenzen, Jobvernichtung – oder: Das ist die Bilanz der Bosse der größten BRD-Konzerne für die ersten neun Monate dieses Jahres. Denn bei den 100 umsatzstärksten Börsenunternehmen hierzulande ist der Erlös um vier Prozent geschrumpft, berichtete dpa am Freitag auf Basis einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Ein Rückgang zum zweiten Mal in Folge. Ferner sank der operative Konzerngewinn (Ebit) im Schnitt um 19 Prozent. Und nicht zuletzt vernichteten die Vorstände aus den Führungsetagen mehr als 30.000 Arbeitsplätze – »ein Minus von 0,7 Prozent auf insgesamt 4,25 Millionen Beschäftigte weltweit«, so dpa weiter.
Nun, »das Jahr 2024 war für die deutschen Topunternehmen ein schwieriges Jahr«, wurde Jan Brorhilker, Managing Partner bei EY, bei dpa zitiert. Die Gründe bekannt: schlappe Konjunktur in Deutschland, fehlende Impulse, etwa aus Asien. »Wenn überhaupt in den vergangenen zwei Jahren Wachstum erzielt wurde, lag die Rate oft unterhalb der Inflationsrate«, bemerkte Brorhilker. Das sei besonders problematisch, weil die ökonomische Potenz zahlreicher Betriebe dadurch abnehme. Ein Beleg: Konnten 2023 der Studie zufolge 66 der 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands ihren Umsatz steigern, gelang das in diesem Jahr nur noch 48 Firmen.
Aber nicht alle Branchen waren vom relativen Niedergang gleichermaßen betroffen. Am stärksten fiel der Umsatz im laufenden Jahr bei Energieversorgern (minus 26 Prozent). Ursächlich aufgrund geringerer Strom- und Gaspreise. Umsatzrückgänge verzeichneten außerdem die kriselnde Chemie- und Automobilindustrie mit minus fünf bzw. minus zwei Prozent. Im Verkehrswesen hingegen wuchsen die Umsätze (plus drei Prozent), ebenso in der IT-Branche (plus zwei Prozent). Dabei bleiben die deutschen Autoproduzenten im EY-Ranking die umsatzstärksten. Auf Volkswagen (237,2 Milliarden Euro Umsatz in den ersten drei Quartalen) folgen Mercedes-Benz (107,1 Milliarden Euro) und BMW (105,9 Milliarden Euro). Den höchsten operativen Gewinn erwirtschafteten die Mehrwertproduzenten bei der Deutschen Telekom mit 17,8 Milliarden Euro binnen neun Monaten. Es folgen VW (12,9 Milliarden Euro) und Mercedes-Benz (10,4 Milliarden Euro).
Und die Bosse? Die verdienen dran. An ihrer Misswirtschaft. Die Vergütung der Vorstandsmitglieder der im Dax, MDax und SDax notierten Konzerne ist im Geschäftsjahr 2023 im Schnitt um elf Prozent gestiegen, hatte EY bereits im November mitgeteilt. Inklusive Boni strichen sie durchschnittlich 2,65 Millionen Euro Jahresgage ein. Ein Höchstwert. Das Salär der Chefs der Bosse wuchs dabei besonders kräftig um 16 Prozent auf im Mittel rund 3,7 Millionen Euro. Und der Bestbezahlte unter ihnen ist ausgerechnet der Demonteur von VW, CEO Oliver Blume, der laut Anlegerschutzverein DSW etwa 10,3 Millionen Euro einschließlich seines Gehalts als Porsche-Chef kassieren soll.
Verplemperte Kohle; und Kohle, die anderswo fehlt. Was nicht zuletzt Belegschaften zu spüren bekommen. Diverse Großkonzerne haben in den vergangenen Wochen und Monaten angekündigt, Stellen zu streichen. In großem Stil. Zwei, drei Beispiele: Der Autozulieferer Continental will bis 2028 7.150 Beschäftigungsverhältnisse beendet haben. Der Konkurrent Bosch 5.500 und der weitere Konterpart ZF in den kommenden Jahren bis zu 14.000 der 54.000 Stellen in Deutschland streichen.
Die Aussichten? Mies. Erlöse dürften auf Schrumpfkurs bleiben, Firmen allerorts in die Insolvenz rutschen. Allein im ablaufenden Jahr registrierte die Auskunftei Creditreform 22.400 Fälle – der höchste Wert seit 2015 (23.180 Fälle). Und im Vorjahresvergleich ein Plus von fast einem Viertel. Mies erst recht die Jobsituation. Meint auch Brorhilker von EY. Der Abwärtstrend bei der Beschäftigung werde sich wohl weiter verstärken. Kurz gesagt, düster bis finster alles.
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