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Aus: Ausgabe vom 28.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Schwarzpädagoge des Tages: Lehrer N. N. aus Lwiw

Von Reinhard Lauterbach
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Wer erinnert sich nicht aus der Schulzeit noch an den Spruch: »Chemie ist, wenn es knallt und stinkt; Physik ist, wenn es nicht gelingt.« Irgendwie ist einem Physiklehrer an der 30. Allgemeinbildenden Mittelschule in Lwiw nicht so recht gelungen, seiner 9. Klasse die Naturgesetze zu erklären, und in einem jetzt veröffentlichten Mitschnitt auf einem Mobiltelefon ließ er seinen Frust an den Schülern aus: »Euch sollte man lieber an die Front schicken, damit ihr möglichst schnell krepiert, ihr Schwachköpfe. Ihr hängt mir zum Hals raus, ihr Deppen.« Der Vorfall soll sich bereits im November zugetragen haben.

Nachdem sich ein Elternverein beschwert hatte, wurde der Lehrer entlassen und darf jetzt vielleicht schon selbst die Gesetze der Ballistik an der Front experimentell überprüfen. Zuviel Ehrlichkeit ist im Krieg halt schädlich, bekanntlich ist die Wahrheit dessen erstes Opfer.

Dem aktuellen Trend entspricht der Wutausbruch des Lehrers schon eher. Der geht nämlich zum Volkssturm. Ukrainische Militärs wiederholen schon länger die Forderung der USA, das Einberufungsalter von jetzt 25 auf 20 oder 18 Jahre zu senken, weil sonst dem Land die Soldaten ausgingen. Jetzt setzte ein Angehöriger des Faschistenbataillons »Da-Vinci-Wölfe« in einem Posting noch eins drauf: Nicht nur die 18jährigen müssten sich mental darauf vorbereiten, in den Krieg zu ziehen, sondern auch schon die 15jährigen. Also mehr oder weniger Kinder in dem Alter, das den cholerischen Lehrer aus Lwiw so aus der Fassung gebracht hatte.

Das Verhalten des Lehrers »entspreche nicht den Werten der Schule«, erklärte der zuständige Dezernent. Weit gefehlt. Wie Bert Brecht in den »Flüchtlingsgesprächen« treffend bemerkt hat, sind vom Standpunkt des »Non scholae, sed vitae« gerade miese Lehrer die besten: weil sie die Schüler ohne Umschweife auf die Welt vorbereiteten, wie sie wirklich sei.

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