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Aus: Ausgabe vom 28.12.2024, Seite 3 (Beilage) / Wochenendbeilage

Auf Nummer sicher

Von Arnold Schölzel
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Unter der gemäßigt optimistischen Überschrift »Warum China keine Angst vor Trump hat. Die Spannungen zwischen den USA und China könnten zunehmen, doch sein Isolationismus wird Beijing helfen« veröffentlichte die US-Zeitschrift Foreign Affairs am 20. Dezember im Internet einen Artikel von Yan Xuetong, Ehrenpräsident des Instituts für Internationale Beziehungen der Tsinghua-Universität in der chinesischen Hauptstadt. Yan führt einige Argumente dafür an, dass mit Trump im Weißen Haus das schwierige Verhältnis zwischen den beiden Ländern »sich noch schwieriger gestalten« dürfte als bisher: Der künftige US-Präsident habe seit Jahren China zur Wurzel aller Übel in den USA erklärt und behaupte, das riesige Handelsdefizit höhle deren Industrie aus. Covid-Pandemie, Opioidkrise – alles aus China. Seine jetzige »Rhetorik und die Ernennungen seines Kabinetts deuten darauf hin, dass er seinen harten Kurs noch verstärken wird«.

Gleichwohl schreibt Yan: »Chinas Führung blickt jedoch nicht mit Angst auf Trump.« Sein Hang zum Protektionismus werde zwar zu weiteren Spannungen führen, aber Beijing sei der Auffassung, dass es das meistern kann. Zudem: »Darüber hinaus wird Trumps zweifelhaftes Bekenntnis zu den US-Verbündeten andere Länder dazu ermutigen, auf Nummer sicher zu gehen und Beziehungen zu Beijing aufzubauen, um der Unberechenbarkeit Washingtons entgegenzuwirken.« Auch die »Wahrscheinlichkeit militärischer Zusammenstöße mit den USA ist gering«. Insgesamt werde sich die Politik im Vergleich zu Biden nicht sehr ändern, denn Beijing sei der Überzeugung: »Wer auch immer ins Weiße Haus einziehen würde, der nächste Präsident der Vereinigten Staaten würde auf der Unterstützung eines parteiübergreifenden Konsenses bauen, der China als Bedrohung für die globale Vorherrschaft der USA ansieht und weiterhin versuchen würde, China einzudämmen.«

Trumps politischer Isolationismus könne aber die Verbündeten der USA in Europa und in Ostasien dazu veranlassen, sich gegenüber beiden Staaten zu wappnen. Yan führt dafür ein Beispiel an: »Als 2010 die Konkurrenz zwischen den USA und China zunahm, verfolgte Singapur eine Strategie der Absicherung zwischen den beiden Großmächten. Es stützte sich auf seine Wirtschaftsbeziehungen mit China und verließ sich in puncto Sicherheit auf die USA. Viele andere Länder folgten diesem Beispiel, darunter Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die anderen ASEAN-Mitgliedstaaten.«

Trump werde zwar voraussichtlich den Handelskrieg intensivieren, »wahrscheinlich den militärischen Druck auf Beijing erhöhen« und einen »abkühlenden Effekt« auf den Dialog zwischen Washington und Beijing herbeiführen. Von den 90 Gesprächskanälen unter Obama seien aber schon unter Biden nur 20 übriggeblieben, die Trump wahrscheinlich schließen werde, um einige unter seiner persönlichen Aufsicht zu installieren. Allerdings könne Beijing von all dem profitieren: Trump interessiere sich nicht für ideologische Fragen, spreche Menschenrechte nicht an und habe »kein Interesse« an einer Umwandlung des politischen Systems in China. Beijing wiederum habe »keine Pläne, seine Ideologie international zu verbreiten«. Es konzentriere sich auf die Aufrechterhaltung der politischen Stabilität im eigenen Land.

Yan kommt schließlich zur Kernthese, die seinen Aufsatz trägt: »Der Wettbewerb der USA mit China dreht sich nicht um ideologische Fragen – wie es mit der Sowjetunion der Fall war –, sondern um Technologien.« Entscheidend für die Entwicklung der »Machtlücke« zwischen beiden Ländern sei daher, wer in den nächsten vier Jahren innere Reformen besser bewältige. Eine sehr gelassene Stimme zum Vabanquespiel, das international um sich greift.

Yan kommt schließlich zu der Kernthese, die seinen Aufsatz trägt: »Der Wettbewerb der USA mit China dreht sich nicht um ideologische Fragen – wie es mit der Sowjetunion der Fall war –, sondern um Technologien.«

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