Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 30.12.2024, Seite 5 / Inland
Pyrotechnik

Millionengeschäft mit Schall und Rauch

Silvester: Feinstaubbelastung, Unfälle und Rekordumsätze erwartet
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Voll im Trend: Feuerwerksbatterien machen inzwischen 50 Prozent des Umsatzes für die pyrotechnische Industrie aus

Mit einem Ansturm auf die Geschäfte hat in der BRD der Verkauf von Silvesterfeuerwerk begonnen. Teilweise öffneten Händler am Sonnabend schon um Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden ihre Läden, vor denen sich Menschen versammelt hatten. Zum Verkaufsstart warnten unter anderem Mediziner vor den Gefahren, sollte nicht richtig mit der Pyrotechnik umgegangen werden. Immer wieder gibt es auch tödliche Unfälle.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet gegenüber dem Vorjahr mit 15 Prozent mehr Ware in den Läden. 2023 verzeichnete die Branche nach eigenen Angaben einen Umsatz von 180 Millionen Euro. Die Böllerbranche verzeichnete zuletzt einen Trend weg von bloßen Knallkörpern hin zu Verbundfeuerwerken und Feuerwerksbatterien – diese Produkte machen demnach inzwischen 50 Prozent des Umsatzes aus.

Aus Brandschutzgründen und zum Schutz vor Verletzungen haben zahlreiche Kommunen Böllerverbotszonen eingerichtet. Bundesweit untersagt ist Pyrotechnik ohnehin in der Nähe von Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen, Kirchen oder brandempfindlichen Gebäuden wie Fachwerkhäusern. Daneben haben die Städte die Möglichkeit, weitere Gebiete für die Böllerei zu sperren. Bei Verstößen gegen die Böllerverbote drohen Strafen – teils werden bei Zuwiderhandlungen mehrere zehntausend Euro fällig. Im sächsischen Zwickau etwa können Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro verhängt werden.

In Magdeburg bat Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) die Menschen in der Stadt, auf Feuerwerk zu verzichten. Sie verwies auf das Gedenken an die Opfer des Weihnachtsmarktanschlags sowie auf die von Feuerwerk ausgehende Gefahr. »Unfälle mit verletzten Personen wären eine zusätzliche Belastung für die Krankenhäuser«, so Borris.

Ärztevertreter, Polizisten, Umwelt- und Tierschützer sowie weitere Organisationen fordern ein generelles Anwendungsverbot für Böller und Raketen und verweisen unter anderem auf die Verletzungsgefahr und die Belastung der Krankenhäuser. »Bleibt die Politik weiter untätig, trägt sie mit dazu bei, dass sich Jahr für Jahr Tausende Menschen durch Silvesterfeuerwerk verletzen«, sagte etwa Ärztepräsident Klaus Reinhardt. »Besonders erschreckend ist, dass viele Kinder und Jugendliche zu Opfern werden.«

Immer wieder verletzen sich Menschen beim Umgang mit Pyrotechnik schwer – teils sogar tödlich. Am vergangenen Jahreswechsel starb unter anderem in Koblenz ein 18jähriger beim Zünden eines Böllers. Ein 22jähriger Mann kam im sächsischen Boxberg beim Zünden einer verbotenen Kugelbombe ums Leben. Dem Umweltbundesamt zufolge werden Tonnen von Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt – in nur einer Nacht etwa ein Prozent der gesamten in einem Jahr freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Die Belastung durch schlechte Luft sei in der Silvesternacht vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.(dpa/jW)

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  • Leserbrief von Knut - Michael Haase aus Heringsdorf (30. Dezember 2024 um 18:33 Uhr)
    Im Artikel heißt es, dass tausende Menschen durch Feuerwerkskörper Jahr für Jahr verletzt würden. In Berlin waren es 2023 gerade mal 22 Verletzte. Also, wenn von Hunderten Verletzten geschrieben worden wäre, dann entspräche das wenigstens den Tatsachen. Und die Feinstaubbelastung, gerade einmal ein Prozent an diesem Tag. Was sind dagegen 99 Prozent auf das gesamte Jahr gerechnet? Die Forderungen, vor allem der Umweltverbände, sind mehr als an den Haaren herbeigezogen. Verbote gab es doch schon genug in den vergangenen Kalenderjahren. Wir müssen uns das nicht auch noch verbieten lassen. Man sollte auch in eine Analyse mit einbeziehen, dass es natürlich immer Unbelehrbare geben wird, die vorschriftswidrig mit Feuerwerkskörpern hantieren werden. Aber wie viele unbelehrbare Kraftfahrer gibt es in unserem Land, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sowie ohne Führerschein ihr Auto bewegen. Das sind auf alle Fälle auch einige Hundert pro Jahr. Zum Glück, dass dieser Artikel wohl kaum in China gelesen werden wird, denn dort ist die Knallerei ein wahres Volksvergnügen. In dem Sinne für alle Linke, die genauso denken, ein knallendes neues Jahr!