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Aus: Ausgabe vom 30.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Hinter dem Faschismus

Elon Musk wirbt in der Welt für die AfD
Von Nick Brauns
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Elon Musk bei der Eröffnung der Tesla-Fabrik in Grünheide (22.3.2022)

Die wirtschaftsliberal-konservative Welt am Sonntag (WamS) hat ihre Seiten einem Wahlaufruf für die AfD geöffnet. Das Hohelied auf die extrem rechte, in Teilen völkisch-faschistische Partei stimmt US-Multimilliardär Elon Musk in einem Gastbeitrag an. Die AfD sei »der letzte Funke Hoffnung für dieses Land«, behauptet der reichste Mann der Welt unter Verweis auf deren neoliberales Wirtschaftsprogramm. Denn für wirtschaftliche Stärke brauche es eine Partei, die »politische Maßnahmen ergreift, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Unternehmen ohne starke staatliche Eingriffe gedeihen können«. Auch den vermeintlichen Beitrag der Rechtsaußenpartei für den »Erhalt der deutschen Kultur« lobt Musk, der bereits nach dem Anschlag eines saudi-arabischen Islamhassers auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt auf seinem Kurznachrichtendienst X die AfD als Retterin Deutschlands bewarb. Durch Abschalten der Suchfunktion auf dem X-Account des Attentäters Taleb A. sollten wohl dessen AfD-Sympathien vertuscht werden.

Seine Einmischung in den deutschen Wahlkampf rechtfertigt Tesla-Chef Musk, dem vom Bund und Land Brandenburg gegen alle Bedenken in Sachen Umweltschutz und Arbeiterrechten für den Bau seiner Gigafactory in Grünheide der rote Teppich ausgerollt wurde, mit seinen »bedeutenden Investitionen« in Deutschland, durch die er das Rechte habe, »offen über seine politische Ausrichtung zu sprechen«. Ein Recht, das er sich auch für Großbritannien herausnimmt, wo er die Rechtsaußenpartei Reform UK mit bis zu 100.000 US-Dollar sponsern will. In den USA ist Musk schon weiter: Als designierter Chef einer unter Trump noch zu schaffenden »Behörde für Regierungseffizienz« darf er dort bald selbst die Rahmenbedingungen fürs Geldscheffeln der Oligarchie auf Kosten der übrigen »99 Prozent« mitgestalten.

Die AfD sei eine Gefahr für Deutschland, vertritt Jan Philipp Burgard, ab Januar 2025 Welt-Chefredakteur, im Blatt die Gegenposition. Denn statt der »segensreichen Westbindung« der Bundesrepublik zu den USA suche die AfD eine Annäherung an Russland. Während die AfD mit »unrealistischen Remigrationsplänen für Millionen Menschen« irrlichtere, sei die CDU unter Friedrich Merz »aufgewacht« und wolle eine »Abkehr von Merkels unkontrollierter Gutmenschenpolitik«, folgt die Wahlempfehlung aus dem Hause Springer für den Unionskanzlerkandidaten. Der laut Selbsteinschätzung »gehobene Mittelschichtler« mit Privatflugzeug Merz kommt vom Blackrock-Konzern und steht mithin für die Interessen einer mit Musk konkurrierenden Fraktion des US-Finanzkapitals.

AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, deren Partei sich gerne als patriotische Vertreterin des »kleinen Mannes« inszeniert, hat die Wahlkampfhilfe durch den US-Plutokraten übrigens mit Kusshand angenommen. Wie heißt doch eine Parole auf linken Demonstrationen: »Hinter dem Faschismus steht das Kapital.« Manchmal auch das ausländische.

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  • Leserbrief von Bernd Kulawik aus Rostock (30. Dezember 2024 um 11:59 Uhr)
    Sorry, wenn man sich die grundlegenden und im Grunde übereinstimmenden Definitionen für »Faschismus« vergegenwärtigt – Ossis werden sich an den Schulunterricht erinnern, wo zumindest diejenige Dimitroffs auswendig gelernt wurde … –, dann ist eine zustimmende Wahlempfehlung eines Elon Musk für eine wirtschafts-»liberale« Partei mit sich faschistisch gebenden V-Mann-Schreihälsen (wieso sollte das diesmal anders sein als bei der NPD? Warum wird ein Verbotsverfahren wohl blockiert?) noch lange kein »Faschismus«. Die in der BRD herrschende besondere Variante der Politischen Ökonomie des Kapitalismus aber sehr wohl schon! Mussolini nannte »fascismo« die Verschmelzung von Politik/Staat auf der einen Seite mit dem Finanz-/Großkapital auf der anderen – also ganz unabhängig von »Dekorationen« wie Armee-Lametta, GeStaPo oder Rassismus, weil die eben nicht zum Wesenskern des »fascismo« gehören. Aber was wusste der schon? Der hat den ja bloß erfunden … Wenn ein »Kriegrich Blackrock« Kanzler wird, nachdem ein »Genosse der Bosse« im Brioni-Anzug es schon war und ein Bankster im Kanzleramt Geburtstag feierte – weitere Beispiele gäbe es unzählige –, dann herrscht diese Verschmelzung in der BRD längst. Mindestens seit Adenauer und der »Staatsbürgerlichen Vereinigung«. Klar, die personelle Kontinuität in Staat, Verwaltung, Justiz, Polizei, Medien, Bildung … und vor allem: »der Wirtschaft« – war nach ’45 ja auch gesichert … nachdem man sich der peinlichsten Schreihälse in Nürnberg entledigt hatte. Wohl deshalb auch »vergessen« »unsere« Konzernmedien (die nicht »uns« gehören) auch immer, im Zusammenhang mit dem Vernichtungslager Auschwitz zu erwähnen, für wen denn die »Vernichtung durch Arbeit« eigentlich organisiert worden war, für wen die an der »Rampe« Aussortierten überhaupt buchstäblich bis zum (tot) Umfallen »arbeiten« sollten. Wäre ja auch zu peinlich über die IG Farben auf dieselben Firmen und Besitzerfamilien zu kommen, die heute noch die »Demokratur« hier … beeinflussen.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Stephan K. aus Neumarkt i.d.OPf. (30. Dezember 2024 um 10:56 Uhr)
    Die Brandmauer ist weg. Elon Musk, AfD, Welt am Sonntag. Die Welt am Sonntag veröffentlichte dieses Wochenende – quasi zum Jahresausklang – einen Gastkommentar von Elon Musk. Wie zuvor schon spricht Musk sich (kurz vor Weihnachten, auf twitter/X war der Versuchsballon), das dürfte niemanden überraschen, für die Wahl der AfD aus. »Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land.« Gemeint ist Deutschland. Unabhängig vom Inhalt bedeutet diese Veröffentlichung in einem der konservativen Leitmedien dieses Landes: Die bereits vor aller Augen bröckelnde Brandmauer ist weg. Es bedeutet aber noch sehr viel mehr: Innerhalb des konservativen Lagers ist die Debatte um den weiteren ökonomischen und gesellschaftlichen Weg eröffnet. Die Zeit der alternativlosen Langeweile ist vorbei. Da ein progressives Gegenmodell fehlt – in Ansätzen beim BSW zu finden – wird eine Debatte innerhalb des konservativen Lagers die Debatte über die Wahl hinaus prägen. Zumindest ist das dass strategische Ziel der Musk/Welt-Intervention. Schon jetzt zeichnet sich ab: Teile des konservativen Lagers sehen in der Publikation ein Sakrileg. Andere (focus) positionieren sich inhaltlich gegen Musk/AfD, sagen aber die Veröffentlichung seines Wahlaufrufs sei richtig. Die Brandmauer ist damit weg. Damit dürfte dem Bündnis vom BlackRock-Kandidaten mit der Musk/Tesla-Kandidatin nichts Unüberwindbares mehr im Weg stehen. Anmerkung zur Faschismusgefahr: Die droht seitens aller Supermonopole des Westens. Sie sind die aggressivsten und treibenden Kräfte von Krieg und Demokratie- und Sozialabbau. Die Mehrheit der Monopolherren setzt dabei bisher nicht auf die AfD. »Hinter dem Faschismus steht das Kapital«. Im Fall der gefährlichsten Supermonopole nicht »nur« manchmal das Ausländische. Das Hiesige besteht aus kleinen Krautern oder ist längst filialisiert.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (30. Dezember 2024 um 09:28 Uhr)
    Das »Millionen stehen hinter mir!« Adolf Hitlers wandelt sich vor unseren Augen zu »Milliardäre stehen hinter mir!« Der Ausgang droht ähnlich zu werden. Damals übernahm erst das Finanzkapital den Staat zur Gänze. Dann folgte die extreme Hochrüstung und ihr Marsch »bis alles in Scherben fällt«. Samt Scherbenhaufen. Wie sich das doch alles ähnelt! Damals versprachen die Menschen, nie wieder zu spät aufwachen zu wollen. Und schlafen doch heute tiefer denn je.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas E. aus Schönefeld (29. Dezember 2024 um 20:30 Uhr)
    Na so ein Ärger. Da wird doch immer vor der Wahlbeeinflussung Russlands hier in Deutschland gewarnt. Und nun kommt es aus einer Ecke, die wohl keiner so richtig auf dem Schirm hatte. Elon Musk will AfD für Deutschland - weiß der überhaupt, was er da spricht? Die AfD als »letzte« Rettung - Ähnliches hatten wir schon mal im Jahre 1933, da war es die NSDAP. Was daraus wurde, hat jeder irgendwann einmal gehört oder gelesen. Dann kommt noch der Pöbeldiplomat Melnyk um die Ecke und diktiert Herrn Merz als schon mal Fastkanzler seinen Wunschzettel fürs Jolkafest in den Block - 20 Milliarden jedes Jahr allein aus Deutschland für die Ukraine. Auch keine Wahlbeeinflussung? Und dann treiben sich zwei AfD-Politiker vor Weihnachten auf einem Treffen der »Blood and Honour«-Bewegung in der Nähe von Zürich rum. Und halten dort strammdeutsche Reden. Dieses Mal hat Correctiv Tondokumente, diese sind auf der Webseite nachzuhören. Nur der böse Russe ärgert die Mainstreammedien - weil eben keine Wahlempfehlungen aus Moskau kommen. Weder für das BSW noch für die AfD. Wann merkt der deutsche Michel endlich, dass er total verarscht wird, nicht aus Moskau sondern aus Berlin, Frankfurt/M., Hamburg, München und wo die »Qualitätsmedien« sonst noch so sitzen. Gerhard Gundermann sang einmal in seinem Lied »Dem deutschen Volke«: »...aber das deutsche Volk bleibt... doof«

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