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Aus: Ausgabe vom 30.12.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Aufrüstung in den USA

Mehr Tech für die Front

Das Silicon Valley geht auf Kriegskurs: US-Digitalfirmen bilden Konsortium für Hightechwaffen
Von Sebastian Edinger
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Palantir-CEO Alex Karp spricht beim Reagan National Defense Forum in Simi Valley (7.12.2024)

Im Silicon Valley entsteht derzeit ein Konsortium, in dem führende Techkonzerne ihre Kräfte bündeln wollen, um die US-Regierung mit modernstem Kriegsgerät zu beliefern. So wollen sich die Digitalfirmen künftig ein deutlich größeres Stück vom Kuchen des 850 Milliarden US-Dollar schweren US-amerikanischen Militäretats sichern. Die Federführung liegt laut einem Bericht der Financial Times bei zwei Konzernen mit viel Erfahrung in der Entwicklung von Hightechwaffen: dem skandalbehafteten Softwareanbieter Palantir sowie dem Spezialisten für autonome Rüstungssysteme, Anduril.

Doch an den traditionellen Hauptauftragsnehmern des US-Kriegsministeriums wie Lockheed Martin, Raytheon und Boeing kommen Palantir und Anduril nach eigener Einschätzung bislang zu selten vorbei. Um das zu ändern, verhandeln sie derzeit mit zahlreichen Techfirmen, unter anderem Space X, dessen Chef Elon Musk bald selbst Teil der US-Regierung wird. Außerdem dabei: Chat-GPT-Hersteller Open AI, dem Produzenten autonom fahrender Schiffe, Saronic, sowie Scale AI, einem KI-Datenspezialisten. Erste Vereinbarungen sollen schon im Januar öffentlich bekanntgegeben werden.

»Wir arbeiten zusammen, um eine neue Generation von Verteidigungsunternehmen hervorzubringen«, wird eine an der Entwicklung der Gruppe beteilige Person in der Financial Times zitiert. Die bisherigen Hauptlieferanten des Rüstungsministeriums haben hauptsächlich schweres Gerät wie Flugzeuge, Kriegsschiffe oder Panzer im Angebot. Derweil hätte sich die Techindustrie auf die Herstellung kleinerer, billigerer, autonomer Waffen spezialisiert. Im Zuge der angepeilten Kooperation ist nun von einer »Anpassung der Industrie« die Rede, und davon, »kritische Softwareprobleme zu lösen«.

Erste Schritte wurden bereits eingeleitet. So gaben Anduril und Open AI Anfang Dezember bekannt, die Drohnenabwehrsysteme des einen mit den fortschrittlichsten KI-Modellen des anderen kombinieren zu wollen. Open AI hatte zuletzt schon seine Nutzungsbedingungen angepasst, um den Einsatz seiner Modelle für militärische Zwecke zu ermöglichen. In ihrer gemeinsamen Erklärung preisen die Firmen ihre gemeinsam geplanten Produkte selbstbewusst als »möglichen Wendepunkt« im Technologiewettkampf mit China an. Dieser dürfe nicht verloren werden, sonst sei die nationale Sicherheit in Gefahr.

Palantir und Anduril kündigten zudem an, die Palantir-KI-Plattform samt ihrer Möglichkeit einer cloudbasierten Datenverarbeitung in die autonome Software »Lattice« von Anduril einzubinden. Dadurch sollen autonome Waffen unter anderem befähigt werden, selbst Daten zu sammeln, um zu lernen, noch effizienter zu werden. Dies sei ein »asymmetrischen Vorteil« für die USA. Man stelle eine Infrastruktur bereit, die es den USA ermögliche, ihre »weltweit führende KI-Entwicklung in militärische Fähigkeiten der nächsten Generation zu transformieren«, heißt es weiter.

An der Wirtschaftskraft der beteiligten Unternehmen dürfte das Aufbrechen des Lieferantenoligopols jedenfalls nicht scheitern: Erst im November verkündete Palantir einen kräftigen Gewinnsprung, der Aktienkurs legte im Jahresverlauf um mehr als 350 Prozent zu – wobei es deutliche Anzeichen einer Überbewertung gibt und es zuletzt auch mal bergab ging. KI-Marktführer Open AI kann sich seit dem Chat-GPT-Durchbruch vor zwei Jahren ohnehin kaum mehr vor Milliardenspritzen des Techkapitals retten. Space X wurde zuletzt mit 350 Milliarden US-Dollar bewertet und gilt damit an der Börse als das wertvollste private Startup der Welt.

Angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, deren Eskalationspotential sowie sich verschärfender geopolitischer Spannungen im Zuge des US-Wirtschaftskriegs gegen China ist die Investorensuche für Produzenten von auf US-Bedürfnisse maßgeschneiderte Hightechwaffen ein Kinderspiel. Auch die US-Regierung ist bekanntermaßen nicht knausrig, wenn es darum geht, den eigenen globalen Führungsanspruch mit Rüstungsinvestitionen zu untermauern. Die Kriegscommunity in Washington verspricht sich von dem neuen Konsortium mehr Schwung für das verkrustete Beschaffungswesen für Waffen.

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