Für Frieden wirken
Wenn Kandidaten über Millionenbudgets (auch für die Finanzierung sozialer Medien) ihr Wahlziel erreichen, ist das Demokratie. Wenn aber die falschen Leute Tik Tok für ihre Ziele einsetzen, ist das illegale Wahlmanipulation. Wenn der Vorsitzende der DKP von einer linken Tageszeitung interviewt wird, ist das Beleg für die Verfassungsfeindlichkeit der fragenden Zeitung. Aber wenn der reichste Mann der Welt über Qualitätsmedien verkünden darf, dass nur noch die AfD Deutschland retten könne, hat dies nichts mit Manipulation und schon gar nichts mit Klasseninteressen zu tun. Wer letzteres trotzdem behauptet, ist Verfassungsfeind. Weil solche Widersprüche immer stärker auffallen, wird es schwieriger, die Funktion vieler Medien zu verschleiern: Menschen sollen nicht zum Denken angeregt, sondern zum Glauben verführt werden. Aber es gibt auch andere journalistische Angebote.
Tag der Befreiung
Die junge Welt wird auch im kommenden Jahr alles dafür tun, Ihnen solche zur Verfügung zu stellen. Und künftig darauf achten, dass dieses Angebot wesentlich stärker zur Kenntnis genommen wird: Bekanntheit und Wirkmächtigkeit der jungen Welt sollen deutlich erhöht werden! Dies gilt für die gedruckte wie digitale Version der Zeitung. Unser Internetangebot jungewelt.de soll deshalb ab Mai 2025 modernisiert und besser handhabbar zur Verfügung stehen. Die erfolgreiche Printausgabe müssen wir zwar nicht neu erfinden, planen aber Überarbeitungen. Optik und Dramaturgie sollen inhaltlichen Anforderungen und neuen Lesegewohnheiten angepasst werden. Entsprechend der politischen Lagen wird sich die junge Welt auch weiterhin als Antikriegszeitung profilieren. Der 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2025 wird im Rahmen der geplanten deutschen Kriegstüchtigkeit vorhersehbar in vielen Medien untergebuttert oder umgedeutet werden. Die junge Welt wird dagegenhalten, nicht nur in Berichterstattung und Analyse, sondern auch mit einer Veranstaltung, die am 8. Mai 2025 in Berlin stattfinden wird. Auch internationale Solidarität ist einer der Grundsätze, die wir in dieser Zeitung seit 1947 hochhalten. Dazu gehört insbesondere die Solidarität mit Kuba. Zur kritischen Berichterstattung über Land und aktuelle Entwicklungen gehört für uns der Grundsatz, dass das kubanische Volk selbst zu bestimmen hat, von wem und wie es regiert wird. 2025 sind verstärkte Versuche ausländischer Interventionen zu erwarten, womöglich über die ökonomischen hinaus. Gemeinsam mit anderen Organisationen und internationalen Zeitungen planen wir deshalb im neuen Jahr eine Konferenz zu diesem Thema.
Investition 500.000 Euro
Um die junge Welt bekannter zu machen, bedarf es aber nicht nur einer guten Zeitung und interessanter Veranstaltungen. Damit die Reichweite der Zeitung deutlich erhöht wird, sind wir dabei, den Verlag neu zu strukturieren. Hierbei sollen vor allem digitale Möglichkeiten besser ausgeschöpft werden. Erfolgreiche Ansätze bleiben erhalten. So wird auch 2025 rund um den ersten Mai die größte jW-Verteilaktion des Jahres im gesamten deutschsprachigen Raum stattfinden: eine der wichtigsten und erfolgreichsten Methoden, die junge Welt bei einem linken und gewerkschaftlich orientierten Publikum bekannt zu machen. Bei diesen und vielen weiteren Aktivitäten werden wir auch im neuen Jahr auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen sein. Um unsere Arbeit auf solide Grundlagen zu stellen, sind weitere Investitionen notwendig. So setzen wir im ersten Quartal eine komplett neues Aboverwaltungssystem ein. Damit verbessern wir den Kundenservice und erleichtern die Auswertung von jW-Kampagnen. Ebenfalls im ersten Quartal bauen wir die Servertechnik von Verlag und Redaktion neu auf. Verbunden mit Zusatzkosten investieren wir in beide Maßnahmen rund eine halbe Million Euro. Ohne unsere Genossenschaft LPG junge Welt eG wäre dies nicht zu stemmen.
In Zeiten wie diesen ist ein Magazin für Gegenkultur unverzichtbar. Unsere Zeitschrift Melodie & Rhythmus liegt seit Sommer 2022 auf Eis. Im neuen Jahr soll ein weiterer Versuch gestartet werden, M&R wieder auf den Markt zu bringen. Das größte Problem für eine Wiederbelebung liegt darin, zwei weitere Kolleginnen oder Kollegen, die neben der Chefredakteurin Susann Witt-Stahl als Blattmacherinnen bzw. Blattmacher wirken, zu finden. Und das zu den Bedingungen, die wir zur Verfügung stellen können. Wer hier Vorschläge hat oder sich selbst melden möchte, kann sich direkt an die Geschäftsführung (dk@jungewelt.de) wenden.
30 Jahre Verlag 8. Mai
Auch 2025 wird uns der Prozess, den wir gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen der Nennung im Verfassungsschutzbericht führen, beschäftigen. Wir haben – nach dem negativen Urteil in erster Instanz – Ende Dezember beim Oberverwaltungsgericht Berlin die Zulassung der Berufung beantragt. Falls das Gericht dies verweigert, wird sich die junge Welt direkt an das Bundesverfassungsgericht wenden müssen. Wie auch immer es kommt, wir sind auf die Unterstützung der Leserinnen und Leser angewiesen. Bisher kostete uns der Versuch, Recht zu bekommen, über 100.000 Euro. Diese Summe konnte weitgehend durch Spenden gedeckt werden. Dafür möchten wir uns bei Ihnen ganz herzlich bedanken.
Als der Verlag 8. Mai, in dem die junge Welt erscheint, im April 1995 gegründet wurde, stand die Zeitung noch nicht im Verfassungsschutzbericht. Das geschah einige Jahre später mit der ersten rotgrünen Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder. Wenn wir im April des neuen Jahres unser 30jähriges Jubiläum feiern, sollen auch einige Legenden, die sich um die Gründung ranken, aufgeklärt werden. Am 7. Oktober 2025 geht es dann weiter mit dem 30. Gründungstag der LPG junge Welt eG. Auch dieser Fakt gilt übrigens als Beleg für die Verfassungsfeindlichkeit dieser Zeitung: Denn auch die DDR wurde an einem 7. Oktober gegründet, stellte der Verfassungsschutz erschüttert fest. Und wer an einem solchen Tag eine Genossenschaft gründet – dem muss natürlich »der Nährboden entzogen« werden. Damit sind übrigens Sie gemeint, liebe Leserinnen und Leser, denn Sie ermöglichen uns mit Ihren Abonnements und Spenden unsere Arbeit. Darauf wollen wir mit deutlich erhöhter Reichweite, noch mehr Abonnements und Spenden im Jahr 2025 antworten: Sie sollen mit ihren verfassungsfeindlichen Angriffen gegen die junge Welt genau das Gegenteil erreichen!
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und uns ein erfolgreiches neues Jahr!
Dietmar Koschmieder, Geschäftsführung Verlag 8. Mai
Nick Brauns, Chefredaktion junge Welt
Michael Sommer, Vorstand Genossenschaft
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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