Zehnfachbillionär des Tages: Private Haushalte
Von Oliver RastIch mache vieles nicht ganz richtig, bisweilen richtig falsch. Ich spare nicht. Ich spare mir das Sparen. Ich kann auch gar nicht anders. Weil? Ja, weil nichts übrigbleibt. Am Monatsende eh nicht. Ärger noch: Die »Schwankungsbreiten« meines Dispos sind ausgereizt. Ich zahl’ drauf. Extra teuer ist das. Bei anderen ist es offenkundig anders. Muss es anders sein. Sonst wäre eine Jahresübergangsmeldung unerklärlich.
Die besagt: Das Geldvermögen in der BRD habe sich der Zehn-Billionen-Marke genähert, berichtete dpa am Neujahrstag. Vermögende hätten 2024 nominal ziemlich exakt 9,3 Billionen Euro auf der hohen Kante, ergab laut Nachrichtenagentur eine hochgerechnete Bilanz der DZ Bank. »Das ist ein Plus von knapp sechs Prozent zum Vorjahr.« Privathaushalte seien so reich wie nie. In summa.
Wie das? Kurssprünge bei (Kriegs-)Aktien, hohe Sparquote. Also, profitable Zockerei auf dem Börsenparkett. Der Dax legte binnen zwölf Monaten etwa 19 Prozent zu. Und inzwischen stecken den Zahlen der DZ Bank zufolge rund 9,4 Prozent des privatisierten Geldsegens in Anteilsscheinen. Der Effekt: ein Wertzuwachs allein im vergangenen Jahr von knapp 200 Milliarden Euro. Hinzu kommt eine ultradeutsche Uraltmarotte: Patte zählen, Piepen stapeln, Pinkepinke bunkern. Im dicken Wollstrumpf unterm flauschigen Kopfkissen. Für miese Zeiten wie diese.
Stimmt. Mies, ja, so sind die Zeiten. Bloß nicht für alle, nicht für die anderen. Viele dürften diese anderen wohl nicht sein. Die halt: Reiche, Superreiche, Megareiche, Gigareiche. Und anders wird’s nicht, denn »die Perspektiven für den Geldvermögensaufbau bleiben insgesamt gut«, prognostizieren die DZ-Banker.
Ich hab’ eben noch mal überlegt: Ich mach’ doch vieles richtig. Ich will nicht vermögend dazugehören. Arm, proletarisch, klassenbewusst – das will ich bleiben. Auf ein frohes Neues!
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