Weißwaschbank des Tages: Credit Suisse
Von Arnold SchölzelSpätestens seit 1944 folgten USA und Großbritannien der Devise: Faschistische Judenmörder sind Schurken, können aber im Kampf gegen den Kommunismus unsere Schurken sein. Also handelte zum Beispiel der in der Schweiz residierende US-Geheimdienstler Allen Dulles, dessen Informanten auch in Banken wie der Credit Suisse saßen, mit dem Hitler- und Himmler-Intimus Karl Wolff allerhand aus. Das bewahrte den und viele andere vor dem Strick, er starb 1984 im Bett. Wolff hatte im August 1942 schriftlich »besondere Freude« geäußert, dass nun »täglich ein Zug mit Angehörigen des auserwählten Volkes nach Treblinka fährt«.
Die Mörder sind tot, die Sowjetunion ist weg, nach 1991 entdeckten die USA plötzlich die Nazikonten bei Credit Suisse, UBS etc., die 1998 1,25 Milliarden US-Dollar an Schoahopfer zahlen mussten. Das sei zum Teil eine »Weißwaschaktion« gewesen, schrieb am Samstag das Wall Street Journal. Denn: Am selben Tag veröffentlichte eine Untersuchungskommission des Senatshaushaltsausschusses in Washington eine Erklärung, wonach dessen Ermittler auf der Suche nach Nazikonten bei der Credit Suisse, die 2023 von der UBS übernommen wurde, »jeden Stein umgedreht« und »Felsbrocken gefunden« hätten: 300.000 laufende Meter in den Bankarchiven seien untersucht und ehemalige Angestellte befragt, 3.600 schriftliche Dokumente und 40.000 Mikrofilme gesichert worden. Fundbeispiele: Das Konto eines deutschen Unternehmers, der extensiv von Sklavenarbeit profitiert hatte, oder die Deponierung von »arisiertem« jüdischem Vermögen bei der Credit Suisse.
Laut dem Branchenportal finews. ch kosteten die US-Ermittlungen die Credit Suisse bislang mehr als eine Milliarde US-Dollar. Das wäre offensichtlich billiger zu haben gewesen: Eine Nachfrage bei der CIA und Einsicht in Akten zu Allen Dulles und CIA-Vorläufer OSS wären nützlich gewesen.
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