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Suche: Tüchtiger Ertüchtiger

Von Pierre Deason-Tomory
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Bei der digitalen Bewaffnung böse ins Hintertreffen geraten: Deutsche Welle

Das Volk wählt bald einen neuen Scholz und die Deutsche Welle einen neuen Intendanten. Die Auslandskanone der deutschen Radio- und Fernsehanstalten hat den Chefposten zum 1. Oktober ausgeschrieben. Interesse? Der Nachfolger von Peter Limbourg soll ein bisschen gebildet sein und verhandlungssicher Deutsch und Englisch beherrschen, also kommt Annalena Baerbock nicht in Frage. Für mich ist der Job auch nichts, ich kann zwar verhandlungssicher in drei Sprachen fluchen, aber 300.000 Euro Jahresgehalt locken einen jW-Autor nicht hinter dem Samowar hervor. Aufgabe des Intendanten ist es laut Ausschreibung, dass er sich für die Meinungsfreiheit einsetzt, »gerade auch in autoritären Staaten und zensierten Märkten«. Limbourg hatte das drauf. Der gelernte NATO-Kriegsreporter hielte es, zitierte ihn die Linksfraktion 2014 im Bundestag, für eine nationale Aufgabe, sich an der globalen »Auseinandersetzung der Werte« zu beteiligen, genauer: »Putins Propaganda endlich Paroli zu bieten«. Leider stehen dem DW-Intendanten beim Durchsetzen der Meinungsfreiheit keine militärischen Mittel zur Verfügung, nur lausige 400 Millionen Euro per annum für Mikros, Kameras und Parteibuchjournalisten. Die Deutsche Welle verfolgt im Grunde ähnliche Ziele wie die Infokrieger aus China, Russland, der NSA und von Elon Musk, aber bei der digitalen Bewaffnung ist sie böse ins Hintertreffen geraten. Der Neue muss also eine Schattenbrigade KI-Rambos aufstellen. Die ertüchtigte Neue Deutsche Welle wird bestimmt bombig!

Im ersten Vorschlag für die Radiowoche schildert Marc Thörner den bösen Ernst des gerade misshandelten Themas: »Medienkrieg im Nahen Osten« (NDR 2025, Di., 20.04 Uhr, MDR Kultur). »Gewalt gegen Frauen – Wo bleibt der ausreichende Schutz?« Darüber wird live in der »Agenda« diskutiert (Mi., 10.08 Uhr, DLF). Ausgeliefert waren die Kinder, die in der Nachkriegszeit im Westen auf »Erholungskur« verschickt wurden, am Bus abgegeben wie Päckchen mit Bommelmütze. Ich würde Mittenwald freiwillig nicht noch einmal besuchen, andere haben so etwas getan, zu hören in »Heimgesucht – Verschickungskinder kehren zurück ins Haus Sonnenblick« (Mi., 20.10 Uhr, DLF). Ein Sturm hält drei Bergsteiger in einer Hütte auf 3.500 Metern gefangen, und einer der drei wird zur »Herausforderung« im neuen Hörspiel von David Lindemann, »Echokammer« (DLF Kultur 2024, Ursendung, Mi., 22.03 Uhr). »… meine Zeit muss wieder kommen« wird Mascha Kaléko zitiert im Feature über ihr spätes Comeback (Fr., 19.30 Uhr, DLF Kultur).

»Grounded« heißt ein Roman von George Brant, in dem sich eine F-16-Kampfpilotin in den Knast sabotiert. Jeanine Tesori hat die Geschichte vertont, ihre Oper wurde im Oktober in der New Yorker Met aufgeführt (Sa., 19.30 Uhr, Ö 1). »Der Fetzen« ist die Geschichte, die Philippe Lançon aufgeschrieben hat, ein Überlebender des Massakers bei Charlie Hebdo (SRF 2024, Sa., 20 Uhr, SRF 2 Kultur). In Bamberg spielt der Radiokrimi »Melitta und Stern – Die Schauerfrau« von Katja Röder. Eine Provinzposse, deswegen Bamberg (BR 2025, Sa., 20.03 Uhr, Bayern 2). Die zehnjährige Emmi hat sich ein Einhorn gewünscht und ein »Einschwein« bekommen, und kein Schwein führt sich auf wie ein Einschwein. Kindergrunzspiel von Anna Böhm (DLF Kultur 2014, So., 8.05 Uhr). Als faules Schwein aus dem Kaffeehaus verurteilt wurde Wolfgang Koeppen von Reich-Ranicki, ich musste ihn deshalb lesen. Aus anderen Gründen hat Jan Decker ihm das Hörspiel »Bei Betty« angedichtet (SRF 2015, So., 18.30 Uhr, DLF Kultur).

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