Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 07.01.2025, Seite 5 / Inland
Verbraucherpreisindex

Wenig teurer, trotzdem zu teuer

Inflation und Mogelpackungen: Lebensmittel kosten zuviel und Einzelhändler sind zu mächtig
Von Niki Uhlmann
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Frag nicht: »Was für Saft?« – Einfach Orangensaft

Die Verbraucherzentrale Hamburg sucht seit Montag die »Mogelpackung des Jahres«. Seit 2020 spürt sie absurd hohe und daher meist versteckte Preissteigerungen auf. Welche von ihnen die dreisteste ist und den Schmähpreis verdient, darüber stimmen dann die Käufer, die Betrogenen ab. Eine Preiserhöhung zu verstecken ist ziemlich simpel. Man nehme ein beliebiges Produkt, spare an Quantität, Qualität oder beidem und verlange denselben, wenn nicht einen höheren Preis.

Zu den Kandidaten für 2024 zählt das Tomatengewürzsalz der Marke »Lebensbaum«. Statt 150 Gramm bringt die neue, größere Packung nur noch 80 auf die Waage, kostet aber statt 2,99 inzwischen 3,99 Euro. Das entspricht einer Preiserhöhung von 150 Prozent. Ein Vanilleeis von Unilever wurde so um 44 Prozent verteuert, der Preis von Waffelblättchen aus dem Aldi Nord verdoppelt, genauso indirekt ein Orangensaft von Granini, der nun zur Hälfte aus Zuckerwasser besteht. 2023 bekamen die »Tuc Bake Rolls« von Mondelez den Preis, 2022 das Streichfett »Rama« von Upfield. Unter umfrage.vzhh.de kann bis zum 21. Januar abgestimmt werden.

Der Begriff Mogelpackung macht deutlich, was sonst oft unterschlagen wird, dass Preise nicht einfach steigen, sondern erhöht werden – mal mehr und mal weniger dreist. Geht selbst der Einkauf im billigsten Discounter inzwischen spürbar ins Geld, tut er das also doppelt, nämlich negativ ins eigene und positiv in das der Einzelhändler und Produzenten. Aber auch ohne dreiste Tricksereien werden Lebensmittel teurer. Diesen Trend bestätigte einmal mehr das Statistische Bundesamt (Destatis), das am Montag den vorläufigen Verbraucherpreisindex für Dezember 2024 veröffentlicht hat.

Demnach sind die Preise seit dem Vorjahr um 2,6 Prozent erhöht worden. Dabei schlage besonders die Teuerung der Dienstleistungen zu Buche, in denen auch die Mieten enthalten sind. Nahrungsmittel kosteten zwei Prozent mehr, Energie dafür 1,7 Prozent weniger. Den Jahresdurchschnitt der Inflation schätzt Destatis auf 2,4 Prozent. Die Teuerung wäre damit moderater ausgefallen als in den drei Jahren zuvor. 2022 und 2023 hatten die Konsumenten der BRD die höchsten Preisanstiege seit der Annexion der DDR stemmen müssen.

Dass die Teuerung vorerst gebremst ist, macht Produkte und Einkäufe aber nicht billiger. Im Mai 2024 zeigte eine Sonderauswertung von Destatis, dass Lebensmittelpreise seit Januar 2020 insgesamt um knapp ein Drittel erhöht wurden. Besonders heftig wurden Grundnahrungsmittel wie Zucker (80 Prozent) und Getreideerzeugnisse (50 Prozent) verteuert. Im Juli 2024 bemängelte die Monopolkommission zudem die »signifikante Machtverschiebungen innerhalb der Lebensmittelversorgungsketten« hin zu den Einzelhandelsketten.

Ein Ende des Mogelns und Verteuerns ist also nicht in Sicht. Politisch ließen sich die Preise natürlich deckeln, wie 2023 beim Gas geschehen. Sei der Wettbewerb eingeschränkt, müssten Verbraucher vor »Preistreiberei« geschützt werden, sagte die Ökonomin Isabella M. Weber im November in der ZDF-Sendung »WISO«. Gefordert wird das in deutschen Politik aber nur von der Linken. Eine Mehrheit gibt es dafür also nicht.

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