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Aus: Ausgabe vom 08.01.2025, Seite 5 / Inland
Wärmewende

Städte laufen sich warm

Ein Drittel der Kommunen mit Konzepten für alternative Energieversorgung befasst. Große Gemeinden vorneweg, kleine hinken hinterher
Von Ralf Wurzbacher
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Mit dem Gequalme könnte bald Schluss sein. Bis Mitte 2028 müssen Kommunen Pläne für die »Wärmewende« vorlegen

Die Städte und Gemeinden der BRD machen Fortschritte bei der Erstellung ihrer Wärmepläne. Mehr als jede dritte Kommune beschäftige sich bereits konkret mit dem Thema, teilte das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) in Halle (Saale) am Montag mit. Dieses unterstützt als Projekt der Deutschen Energieagentur im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz kommunale Akteure dabei, ihre Energieversorgung langfristig auf Klimaneutralität umzustellen. Vollzug gemeldet haben bundesweit 160 von knapp 11.000 Gebietskörperschaften. Besonders eifrig gehen die Verantwortlichen in Baden-Württemberg zu Werke. Dort haben 13 Prozent der Kommunen ihre Planungen bereits abgeschlossen. Von den Erfahrungen der Vorreiter könnten die Nachzügler profitieren, erklärte eine KWW-Spreche­rin.

Anfang 2024 war das Gesetz für die kommunale Wärmeplanung in Kraft getreten. Es sieht vor, dass Großstädte ab 100.000 Einwohnern bis Mitte 2026 eine Wärmeplanung vorlegen. Dazu gehört etwa die Projektierung einer Fernwärmeversorgung oder des Aufbaus eines Wasserstoffnetzes oder einer Biogasanlage. Kleinere Städte und Gemeinden müssen ihre Vorlagen bis Mitte 2028 abliefern. Die Regelung wurde als eine Art Rettungsanker für das sogenannte Heizungsgesetz von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) ersonnen.

Zur Erinnerung: Dessen einstiges Vorhaben, Hausbesitzer in kürzester Zeit zum Abwracken alter Gasheizungen zugunsten kostspieliger Wärmepumpen zu nötigen, war die erste große Zerreißprobe der Ampel. Wegen des breiten Protests innerhalb der Bevölkerung entschärfte Habeck seinen Maßnahmenkatalog und räumte für die Umsetzung mehr Zeit ein. Zunächst muss dafür auf lokaler Ebene geklärt werden, welche alternativen Energiekonzepte realisierbar sind, die Betroffenen den teuren Umstieg auf eine Wärmepumpe ersparen können. Dabei geht es im wesentlichen um Bestandsgebäude. Strengere Regeln für den Einbau neuer Heizungen greifen für sie erst bei Vorlage einer kommunalen Wärmeplanung. Dagegen muss laut fraglichem Gebäudeenergiegesetz für ab 2024 errichtete Neubauten schon jetzt sichergestellt sein, dass die installierte Heizung mindestens 65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt.

Mit der Wärmeplanung losgelegt haben nach den KWW-Zahlen 3.652, also 34 Prozent der Kommunen. Mitten im Prozess befänden sich in Nordrhein-Westfalen 72 Prozent der Städte und Gemeinden, im Saarland 64 Prozent, in Rheinland-Pfalz 52 Prozent, in Niedersachsen 47 Prozent und in Sachsen-Anhalt 43 Prozent. Die Schlusslichter bildeten Sachsen und Bayern mit jeweils 18 Prozent und Thüringen mit gerade einmal elf Prozent. Vor allem in städtischen Gebieten sei viel in Bewegung. Nach einer Untersuchung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) seien schon 98 Prozent aller Kommunen ab 45.000 Einwohnern aktiv geworden. Auf dem Land gehe es hingegen zum Teil schleppend voran, wohl auch wegen der längeren Fristen. Mancherorts sorge auch die Politik für Sand im Getriebe. Kritik wird vor allem in Bundesländern laut, die die entsprechenden gesetzlichen Regelungen noch nicht final erlassen haben.

Die nordhessische Kleinstadt Eschwege geht trotz des erst in dreieinhalb Jahren fälligen Abgabetermins mit gutem Beispiel voran. Dort steht das Konzept für den Aufbau eines Nahwärmenetzes schon jetzt. »Die Wärmequelle wird die Werra sein, dafür nutzen wir eine Flusswärmepumpe«, erklärte Ortsvorsteher Alexander Heppe (CDU) Ende November in der örtlichen Presse. Im Zuge laufender Bauarbeiten würden bereits die ersten Wärmerohre mitverlegt. Das Land Hessen will bis 2045 klimaneutral sein. Allerdings verspricht das, teuer zu werden. Eschwege rechnet mit Investitionen von 100 Millionen Euro und hofft auf eine umfassende Förderung durch den Bund. Allerdings liegt der Bundeshaushalt 2025 derzeit auf Eis, und wie viel Geld die künftige Bundesregierung für die Klimawende locker macht, steht in den Sternen. Sicher sagen lässt sich schon jetzt: Die Verbraucher werden kräftig draufzahlen müssen.

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