Kurz vorm Angriff
Von Knut MellenthinEin israelischer Großangriff auf den Iran, der in mehreren Wellen erfolgen und sich über mehrere Tage hinziehen könnte, scheint fest beschlossen. Offen ist nur noch der genaue Zeitpunkt. Generalsstabschef Herzi Halevi hat am Dienstag erhöhte Alarmbereitschaft der Streitkräfte (IDF) angeordnet. Begründet wird das laut israelischen Presseberichten mit der angeblichen Gefahr, dass Iran aufgrund zunehmender innerer Spannungen »in den nächsten Tagen« zu »extremen Maßnahmen gegen Israel« greifen könnte. Hinzu kommt auf beiden Seiten die Ungewissheit, wie die Politik der USA unter dem nächsten Präsidenten Donald Trump aussehen wird, der am 20. Januar sein Amt antritt. »Aufgrund der komplexen und unberechenbaren Natur von Irans gegenwärtiger Lage bereitet sich Israels militärische Führung auf eine Spannbreite möglicher Szenarien vor, ohne dass spezifische Details offengelegt werden«, hieß es am Dienstag in der israelischen Tageszeitung Jerusalem Post, die der Regierung nahesteht und oft deren äußersten rechten Flügel zu repräsentieren scheint.
Hervorgehoben wird in israelischen Medien die Erwartung eines dritten iranischen Angriffs mit mehreren hundert Drohnen und Raketen wie am 13. April und am 1. Oktober. Auslöser waren ein israelischer Luftangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus am 1. April, bei dem mehrere hochrangige Offiziere der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet wurden, und die Ermordung des Hamas-Chefs Ismail Hanija am 31. Juli, als dieser sich anlässlich der Feiern zur Amtseinführung des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in einem Gästehaus der IRGC in Teheran aufhielt. Wie Israel die »gezielte Tötung« technisch ausführte, ist immer noch nicht aufgeklärt oder wurde zumindest der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt.
Bei beiden iranischen Angriffen entstanden in Israel nur geringfügige Schäden ohne militärische Auswirkung. Iranische Stellen, einschließlich der Führung der IRGC, behaupten, dass Iran bisher nur einen Bruchteil seiner Kapazitäten eingesetzt habe und über neuartige »Wunderwaffen« verfüge, die bei der nächsten israelischen Provokation zum Einsatz kommen könnten. Sachlich betrachtet, ist allerdings nicht einzusehen, warum Iran diese Waffen zurückhält und seine Abschreckungskraft ruiniert.
Israel reagierte auf die iranischen Attacken mit »Vergeltungsschlägen« am 19. April und am 26. Oktober. Im ersten Fall handelte es sich nach israelischen Angaben lediglich um einen »begrenzten« Angriff auf einen Militärstützpunkt in der Nähe der Stadt Isfahan. Vom zweiten »Gegenschlag« Ende Oktober behaupten die IDF, unter anderem erhebliche Teile der iranischen Luftverteidigung zerstört zu haben, wodurch das Land nun nahezu wehrlos gegenüber der israelischen Luftwaffe (IAF) sei. Das ist wahrscheinlich stark übertrieben. Andererseits gibt es keinen praktischen Beweis für die Stärke der iranischen Luftabwehr gegen einen militärischen Angriff. Sicher ist jedenfalls, dass im gesamten israelischen Establishment, zu dem in diesem Punkt auch die Führer der Oppositionsparteien gehören, seit dem 26. Oktober und dem Sturz der syrischen Regierung im Dezember die sichere Zuversicht herrscht, dass Iran entscheidend geschwächt sei und die »Gunst der Stunde« rasch genutzt werden müsse.
Auf der anderen Seite demonstriert Iran seine Verteidigungsbereitschaft. Am 25. Dezember kündigte die Führung der regulären Streitkräfte »eine Reihe bedeutender Militärübungen in den kommenden Tagen« an, die sowohl deren offensive als auch defensive Fähigkeiten stärken sollen. Am Sonntag wurde der Beginn »großformatiger« Militärübungen in der nordwestlichen Provinz Kermanschah, die an den Irak grenzt, gemeldet. Einen Tag zuvor hatten Manöver der Revolutionsgarden begonnen, die sich auf Rapid-Response-Operationen – die schnelle Stationierung von Truppen und militärischer Hardware in bestimmten Kampfzonen – konzentrieren sollen. Die geplante Dauer der Übungen zu Land, zu Wasser und in der Luft wird mit zwei Monaten angegeben.
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