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Aus: Ausgabe vom 08.01.2025, Seite 15 / Antifaschismus
Faschistische Ideologien

Braune Bande im grünen Deckmantel

Über Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Öko- und »fossilem« Faschismus
Von Carina Scherer
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Es gibt mehr als nur eine Spielart faschistischer Ideologie, die den Schutz der Natur sowie die industriell beschleunigte Erderwärmung zur Grundlage nimmt. So verbirgt sich hinter der »grünen« Fassade des Ökofaschismus eine Agenda der Täuschung, des auf die Spitze getriebenen Nationalismus und der sozialen Ungleichheit. In »Ecofascism Revisited: Lessons from the German Experience« legten Janet Biehl und Peter Staudenmaier 1995 dar, wie tief das Phänomen in der deutschen Geschichte verwurzelt ist und wie das »Blut und Boden«-Prinzip der Nazis eine Renaissance erlebt.

Die heutige Vorstellung, die eigene Umwelt vor Überbevölkerung und »fremden Eindringlingen« schützen zu müssen, basiert oft auf der Behauptung, diese würden Natur- und Umweltschutz nicht respektieren – von mangelndem Recycling über fehlendes Engagement für Tierschutz bis hin zu wahnwitzigen Schreckensmärchen à la Donald Trump, wonach Migranten Haustiere essen. Ökofaschistische Anleihen finden sich auch in den »Manifesten« mehrerer Attentäter, von denen sich auch die von Halle und Hanau motivieren ließen.

Der australische Neonazi Brenton Tarrant, der am 15. März 2019 im neuseeländischen Christchurch zwei Moscheen angriff und insgesamt 51 Menschen tötete, bezeichnete sich explizit als »Ökofaschist«, der sich Sorgen um den Klimawandel mache und Einwanderung als »umweltbedingte Kriegführung« betrachtete. Der Gipfel der ökofaschistischen Logik findet sich bei Patrick Crusius. Der damals 21jährige begründete seinen Anschlag in El Paso im August 2019, indem er erklärte, dass die Zersiedelung ineffiziente Städte schaffe, die unnötigerweise Millionen Hektar Land zerstören würden. Dass, wenn man genug Menschen loswerde, der Lebensstil nachhaltiger werden könnte.

Im Gegensatz dazu verfolgt der sogenannte fossile Faschismus primär wirtschaftliche Interessen, vor allem die der fossilen Brennstoffindustrie (Öl, Gas, Kohle). In ihrem 2021 veröffentlichten Buch »White Skin, Black Fuel: On the Danger of Fossil Fascism« erklären Andreas Malm und das Zetkin-Kollektiv, wie rechte Parteien alte »Strategien des Leugnens« wiederbeleben, um diese fossile Industrie zu stärken und den Staat davon abzuhalten, ernsthafte Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Der Historiker Daniele Conversi sieht in der Taktik und in den Folgen des »Trumpismus« die Absicht, Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Institutionen zu schüren, um die Profite der herrschenden Klasse zu sichern – und das nicht nur in den USA.

Ökofaschismus und »fossiler« Faschismus verfolgen damit ein gemeinsames Ziel: Sie wollen von realen Lösungen für die Klimakrise ablenken, obwohl sie dabei vorgeben, sich für den Planeten einzusetzen. Der Trick dahinter? Die Wahrheit verschleiern und die Öffentlichkeit vom Wesentlichen ablenken. So wird verhindert, dass echte Lösungen für die Umweltprobleme gefunden werden.

So fördert der US-Plutokrat Elon Musk, der zum erweiterten Regierungsapparat des gewählten Präsidenten Trump zählt, erneuerbare Energiequellen. Mit seinem Finanzvermögen ist Musk zugleich in Argentinien am Lithiumabbau beteiligt, der zur Zerstörung von Ökosystemen und zur Vertreibung indigener Gemeinschaften führt. Musks »Umweltengagement« konzentriert sich letztlich auf reiche Nationen: Umweltschutz für die Eliten, während die Ressourcen der Ärmsten ausgebeutet werden. Das ist profitabel für ihn, da er Lithium in den Batterien für beide seiner Unternehmen – sowohl Tesla als auch Space X – benötigt.

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