Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Donnerstag, 9. Januar 2025, Nr. 7
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 09.01.2025, Seite 1 / Titel
Trump-Pressekonferenz

Donald markiert sein Revier

Der künftige US-Präsident und seine Sicht auf die Welt: Die USA müssen größer werden. Sein Sohn war schon in Grönland. Aufregung in EU-Europa
Von Arnold Schölzel
1.JPG
Flughafen Nuuk auf Grönland am Dienstag: Donald Trump Junior landet »privat«. Sein Vater will die ganze Insel haben

Ab 20. Januar amtiert Donald Trump zum zweiten Mal als US-Präsident in Washington. Bis dahin bestimmt er nach seiner Meinung von seiner Residenz in Florida aus bereits das Geschehen in den USA und darüber hinaus. Am Dienstag abend erklärte er dort, »die gesamte Wahrnehmung der Welt« sei seit seinem Wahlsieg anders geworden. Menschen von überall, darunter mehr als 100 Staats- und Regierungschefs, hätten ihm das bestätigt.

Trump sprach 30 Minuten zu einem Bündel innen- und außenpolitischer Fragen, beklagte seine privaten Gerichtsverfahren und kündigte ein »goldenes Zeitalter« für die USA an. Anschließend antwortete er gut 35 Minuten auf Journalistenfragen. An die Spitze stellte er Investitionen in die US-Industrie. Er werde die Inflation beseitigen, die Zinsen senken und die »Reformblockade« der Biden-Administration beseitigen. Die US-Wirtschaft werde wie ein »Raketenschiff« abheben. Sein Amtsvorgänger, den er dafür verantwortlich machte, dass aus US-Duschen nur noch »Drip-drip-drip« statt Wasser komme, sei, erläuterte er übergangslos, verantwortlich für den »empörenden Rückzug« aus Afghanistan. Das Desaster wiederum habe Russland ermuntert, die Ukraine anzugreifen. Er nannte den Ukraine-Krieg ein »Biden-Fiasko« und erläuterte: »Ein großer Teil des Problems bestand darin, dass Russland viele, viele Jahre lang, lange vor Putin, sagte: ›Die NATO könnte sich niemals in der Ukraine engagieren.‹ Nun, das haben sie gesagt. Das ist sozusagen in Stein gemeißelt.« Biden habe aber den NATO-Beitritt der Ukraine für möglich erklärt und: »Dann hat Russland jemanden direkt vor seiner Haustür, und ich könnte seine Gefühle dazu verstehen.« Ähnlich begründete Moskau 2022 seinen Einmarsch in die Ukraine.

Ebenso sprunghaft wechselte der 78jährige nach Wassermangel und dem Verbot Bidens vom Vortag, einen Teil der US-Küstengewässer für Öl- und Gasbohrungen zu sperren, zu seinen Annexionsansprüchen: Der Panamakanal sei das größte US-Bauwerk aller Zeiten, aber James Carter (dessen Leichnam am Dienstag zur Aufbahrung im Kapitol nach Washington geflogen wurde) habe es für einen US-Dollar an Panama verkauft. Nun betreibe China den Kanal (was eine »alternative Wahrheit« ist). Trump erneuerte sein Verlangen nach Grönland, drohte mit hohen Zöllen für Kanada und Mexiko und verkündete die Umbenennung des Golfs von Mexiko in »Gulf of America« (»ein wunderschöner Name«). Auf die Frage, ob er bei Panama und der arktischen Insel wirtschaftlichen oder militärischen Zwang ausschließe, antwortete Trump: »Nein, das kann ich Ihnen nicht versichern.« Die beiden Gebiete würden für »wirtschaftliche Sicherheit« benötigt. Am Dienstag traf schon mal der Trump-Sohn Donald Trump Junior »privat« in Grönland ein (siehe Foto). Außerdem forderte der Senior, dass die NATO-Staaten fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben sollen.

Trump überbot damit die Forderung des deutschen Kanzlerkandidaten Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), die Rüstungsausgaben auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, nur wenig. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der Habecks Verlangen als »unausgegoren« bezeichnet hatte, reagierte auf Trump und behauptete: »Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden.« Dieses Prinzip gelte und sei »eine Grundlage unserer Friedensordnung«. Die US-geführten Kriege seit 1991 dürften der Nochkanzler wie üblich zur Friedensordnung zählen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Demonstration »Nie wieder Krieg« (Berlin, 3.10.2024)
    07.01.2025

    Tyrannei des Westens

    Herrschaftssicherung: Die USA und ihre Verbündeten setzen auf Konfrontation statt Verständigung
  • Waffen liefern bis zum Siegfrieden: US-Präsident Biden (17.8.202...
    19.08.2023

    Drittes Kriegsjahr geplant

    USA geben F-16-Jets frei: Ein Jahr Pilotenausbildung. Washingtons Geheimdienste zweifeln an Erfolg von Kiews Offensive
  • Advokat der strategischen Abschreckung: Russlands Präsident Wlad...
    08.07.2023

    Warum der Krieg weitergeht

    Debatte. Die Ukraine wird zu einem militärischen Vorposten der USA und der NATO ausgebaut. Moskau ist daher bereit, den Krieg noch Jahre fortzuführen