Statt Eigenheim K.-o.-Miete
Von Susanne Knütter![Neue_Einfamilienhaeu_82814389.jpg](/img/450/204239.jpg)
Es ist nicht die erste Studie des Pestel-Instituts im Auftrag von Bauunternehmen, die nach neuen Absatzmöglichkeiten suchen. Aber es ist auch nicht das erste Mal, dass das Forschungsinstitut dabei durchaus interessante Ergebnisse hervorbringt. So auch im Fall der für den Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellten und am Montag vorgestellten Studie zu Wohneigentum. Demnach leben in Deutschland immer weniger Menschen in der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus. Die Eigentumsquote hierzulande sei mit 44 Prozent so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Der im europäischen Vergleich ohnehin niedrige Anteil der Wohnungseigentümer stieg in den vorangegangenen Jahrzehnten langsam, aber kontinuierlich, heißt es in der Studie. Diese Entwicklung sei aber nun gestoppt. Im Jahr 2022 hatte sich die Zahl der Haushalte in den eigenen vier Wänden gegenüber 2011 um ein Prozent verringert.
Im Vergleich von 19 europäischen Ländern liegt Deutschland der Studie zufolge beim Wohneigentum auf dem vorletzten Platz. Noch weniger Wohnungseigentümer gibt es nur in der Schweiz. Generell sei diese Quote in den deutschen Städten mit 25 Prozent weniger als halb so hoch wie in ländlichen Regionen: Der durchschnittliche Eigentümeranteil in den Landkreisen liegt laut Pestel-Institut bei 52,2 Prozent. Pestel-Leiter Matthias Günther machte »politisches Versagen« dafür verantwortlich: »Für Durchschnittsverdiener ist die Chance auf Wohneigentum heute gleich null.« Der BDB und Pestel forderten deshalb eine verlässliche Förderung des Bundes für den Erwerb der eigenen Wohnimmobilie.
Das könne aus ihrer Sicht auch Altersarmut entgegenwirken. Denn für Seniorenhaushalte werde die Miete häufig zur »K.-o.-Miete«, so Günther. Einem Durchschnittsverdiener, dem seine Wohnung oder sein Haus gehört, bleiben im Rentenalter nach Abzug aller Kosten 2.200 Euro zum Leben. Einem Mieter im Rentenalter mit identischem Einkommen blieben nur 1.450 Euro, berechnete das Institut.
Nach Zahlen des Immobilienverbands Deutschland Süd sind die Neuvertragsmieten in München allein von Frühjahr bis Herbst 2024 um 4,4 Prozent gestiegen, obwohl der Preisrückgang bei zum Kauf angebotenen Wohnimmobilien noch nicht gänzlich gestoppt war.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Ralf S. aus Gießen (14. Januar 2025 um 16:58 Uhr)Ja, nur sollte man sich als Linke nicht dem klein- und spießbürgerlichen Lebenstraum des eigenen Häuschchens hingeben. Das ist genau der falsche Weg, das bürgerliche Lebensziel, die unangenehmen Seiten des Kapitalismus zu bewältigen, indem man auf ganz kleiner Ebene auch Eigentümer und damit Kapitalist wird, und auf einmal sich mehr mit der oberen Hälfte identifiziert als mit der unteren, wenn man Angst hat das bisschen, was man selber sein Eigentum nennt, zu verlieren. Siehe das ganze Theater um die Heizungsgesetze, und wer da alles sein hässliches Haupt erhoben hat. Klar, wenn man ein eigenes Haus (oder Wohnung) hat, ist man der Willkür von Vermietern nicht mehr ausgeliefert (wenngleich die meisten Menschen wohl leider nicht ihre Rechte als Mieter kennen und es den Vermietern auch oft zu einfach machen, Untertanenmentalität lässt leider grüßen, hat auch was mit Bildungsdefiziten zu tun, leider), aber das wäre ja gerade so, als würde man den Leuten empfehlen, private und kapitalgedeckte Rentenversicherungen abzuschließen, um für sich individuell ein gesellschaftliches Problem zu lösen, statt das Übel an der Wurzel zu packen und das Problem für alle zu lösen. Dass die Eigentümerquote in Deutschland so gering ist, ist aus linker Perspektive daher sogar eine positive Nachricht.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Marian R. (15. Januar 2025 um 13:37 Uhr)Ich stimme Ihnen zu! Hinzu kommt noch die Zersiedlung und die Versiegelung von Böden für oft riesige Häuser, in denen meist nur 4, bzw. nach dem Auszug der Kinder, dann nur noch 2 Personen wohnen.
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