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Aus: Ausgabe vom 14.01.2025, Seite 16 / Sport
Tennis

Schreckliche Handhabung

Die Erstrundenmatches der 113. Australian Open sind überstanden
Von Peer Schmitt
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Jannik Sinner, Melbourne Park, 13. Januar 2025

Am Sonntag haben sie begonnen, die 113. Australian Open. Besondere Vorkommnisse an den ersten beiden Spieltagen? Nicht allzu viele. Jedenfalls haben ungeachtet der anhaltenden Debatten um ihre positiven Dopingtests sowohl der Weltranglistenerste und Titelverteidiger Jannik Sinner als auch die an zwei gesetzte Iga Świątek ihre Erstrundenbegegnungen in Melbourne erfolgreich überstanden. Sinner besiegte in seinem schwierigen Auftaktmatch den Chilenen Nicolas Jarry mit 7:6 (7:2), 7:6 (7:5), 6:1. Świątek, die nach verbüßter Dopingsperre in Melbourne starten darf, gewann 6:3, 6:4 gegen die tschechische Doppelweltranglistenerste Kateřina Siniaková.

Sinner hatte noch am Freitag auf einer Pressekonferenz betont, dass er das schwelende Dopingverfahren nicht ausblenden kann. »Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich es vergessen kann.« Ihm droht weiterhin eine Sperre. Die Entscheidung fällt nicht vor dem Frühjahr. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat den Weltranglistenersten für den 16. und 17. April zur Anhörung nach Lausanne geladen. Da keine der Parteien eine öffentliche Anhörung beantragt hat, »wird diese hinter verschlossenen Türen stattfinden«, teilte der CAS am Freitag mit. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte nach dem Freispruch Sinners durch die International Tennis Integrity Agency (ITIA) Berufung eingelegt.

Świątek wurde im vorigen August positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet. Ihre Erklärung: ein verunreinigtes Arzneimittel. Die Ermittler werteten es als nicht schwerwiegenden Fall und sperrten die Polin für einen Monat.

Das mit Spannung erwartete Grand-Slam-Comeback von Nick Kyrgios endete mit einer großen Enttäuschung. Der 29jährige Lokalmatador scheiterte gleich in der ersten Runde durch ein 6:7 (3:7), 3:6, 6:7 (2:7) am Briten Jacob Fearnley. Der Wimbledon-Finalist von 2022 wirkte körperlich nicht fit und musste sich während des Matches in der John-Cain-Arena vom Physiotherapeuten behandeln lassen. Kyrgios hatte zuletzt bei den US Open 2022 bei einem Grand-Slam-Turnier teilgenommen. Probleme mit dem Handgelenk und dem Knie zwangen ihn zu der langen Pause. Zu Sinner und dessen schwelendem Dopingverfahren hatte sich Kyrgios in den vergangenen Wochen so unmissverständlich geäußert wie kaum ein anderer. »Widerlich für den Sport« sei Sinners Fall – er sei »schrecklich gehandhabt« worden, und jeder wisse das, »aber niemand möchte darüber sprechen«.

Ein anderes Comeback verlief erfolgreicher. In ihrer ersten Hauptrunde bei einem Major seit ihrer Schwangerschaftspause im letzten Jahr schlug Belinda Bencic die an 16 gesetzte Jeļena Ostapenko mit 6:3, 7:6 (8:6). Die 27jährige Schweizerin benötigte für ihren Sieg sechs Matchbälle und wehrte im Tie Break selbst zwei Satzbälle für Ostapenko ab.

Eine Überraschung war die Erstrundenniederlage von Stefanos Tsitsipas gegen den US-Amerikaner Alex Michelsen mit 5:7, 3:6, 6:2, 4:6. Der an Nummer elf gesetzte Tsitsipas verpasste damit erstmals seit 2018 den Sprung in die zweite Runde. Vor zwei Jahren hatte er noch das Finale gegen den späteren Sieger Novak Djokovic erreicht.

Derweil erreichte der an drei gesetzte Carlos Alcaraz souverän die zweite Runde. Der amtierende Wimbledon- und French-Open-Sieger setzte sich am Montag mit 6:3, 7:5, 6:1 gegen den Kasachen Alexander Schewtschenko durch. Nächster Gegner des 21jährigen ist der Japaner Yoshihito Nishioka. Sollte Alcaraz sein erster Triumph in Melbourne gelingen, gewänne er als jüngster Spieler der Tennisgeschichte alle vier Majors und würde damit den US-Amerikaner Don Budge überholen, der den Karriere-Grand-Slam 1938 im Alter von 22 Jahren schaffte. Im vergangenen Jahr war Alcaraz im Viertelfinale an Alexander Zverev gescheitert, der seine Erstrundenpartie bereits am Sonntag gewann und in diesem Jahr in Melbourne an zwei gesetzt ist.

Mit zehn Titeln ist der inzwischen 37 Jahre alte Novak Djokovic der Rekordsieger in Melbourne. Bei diesen Australian Open wird er erstmalig von seinem alten Rivalen Andy Murray trainiert. Sein Auftaktmatch verlief durchwachsen. Gegen den 19jährigen US-Amerikaner Nishesh Basavareddy, der als 109. der Weltrangliste mit einer Wildcard ins Klassement kam, war er anderthalb Sätze lang der schlechtere Spieler. Dann bekam der Teenager physische Probleme, er schien sich gegen Ende des zweiten Satzes eine Beinmuskelverletzung zugezogen zu haben. Von diesem Zeitpunkt an dominierte Djokovic und gewann 4:6, 6:3, 6:4, 6:2. Er trifft in der zweiten Runde auf den portugiesischen Qualifikanten Jaime Faria.

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