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Aus: Ausgabe vom 15.01.2025, Seite 1 / Ausland
NATO-Mission »Baltic Sentry«

NATO macht Ostsee zu ihrem Meer

Gipfeltreffen in Helsinki. Militärallianz verstärkt Patrouillen gegen angebliche russische Schattenflotte
Von Daniel Bratanovic
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Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag auf dem Gipfel der NATO-Ostseeländer in Helsinki. Im Hintergrund der finnische Präsident Alexander Stubb (l.) und der estnische Premierminister Kristen Michal (r.)

Die NATO will die Ostsee mehr und mehr zu ihrem »Mare nostrum« machen – zu einem Gewässer, dessen Kontrolle exklusiv den Staaten des Militärbündnisses unterliegen soll. Seit der Aufnahme von Schweden und Finnland im Februar 2024 sind alle Ostseeanrainer Mitglied der NATO – bis auf Russland.

Die NATO-Staaten des Ostseeraums vereinbarten am Dienstag auf einem Gipfeltreffen in Helsinki, das Meeresgebiet verstärkt mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen im Rahmen der Mission »Baltic Sentry« zu überwachen. Sie soll »auf unbestimmte Zeit andauern«. Hintergrund sind mutmaßliche Sabotageakte, bei denen zuletzt mehrmals am Meeresgrund verlegte Datenkabel und Stromleitungen beschädigt worden sein sollen. Die Schäden sollen dabei jeweils vorsätzlich von Schiffsankern verursacht worden sein. Unter Verdacht steht neben einem chinesischen Frachter eine angeblich von Moskau kontrollierte »Schattenflotte«.

Die Bundesrepublik beteiligt sich mit erheblichen Kapazitäten der Bundeswehr an der NATO-Mission. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte bei dem Treffen in Helsinki: »Wir werden uns mit all dem, was wir an Möglichkeiten der Marine haben, beteiligen.« Genauere Angaben machte er ebensowenig wie NATO-Generalsekretär Mark Rutte. Man wolle »den Feind« nicht klüger machen, als er sei, sagte der Niederländer.

Der Marineeinsatz wird von einem speziellen Stab im Marinekommando der Bundeswehr in Rostock koordiniert und soll, wie es heißt, Saboteure abschrecken oder es zumindest ermöglichen, Sabotageaktionen schnell aufzuklären. Er soll auch ein Signal an Reedereien senden, die für Russland unter Verstoß gegen westliche Sanktionen Öl transportieren.

Zudem soll geprüft werden, mit welchen rechtlichen Mitteln gegen die Schattenflotte vorgegangen werden kann. Um auch außerhalb der nationalen Gewässer gegen verdächtige Schiffe vorgehen zu können, müssten notfalls »zusätzliche Möglichkeiten im Rahmen der EU und der nationalen Gesetzgebung« geschaffen werden, »damit wir nicht nur zuschauen, sondern handeln können«, sagte Scholz.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas E. aus Schönefeld (15. Januar 2025 um 08:45 Uhr)
    Wenn doch diese »Herrscher« über die Ostsee sich so reinknien würden, um die Schuldigen am Anschlag auf Nord Stream 1 plus 2 zu finden. Aber die sind sicher schon ausgemacht – nur öffentlich wird keiner beschuldigt. Warum wohl? Dafür soll jetzt sogar das internationale Seerecht geändert werden, um der NATO zu ermöglichen, den internationalen Schiffsverkehr zu kontrollieren bzw. zu stören. Welch Doppelmoral – mal wieder … Ich stelle mir vor, dass China das zum Beispiel in der Straße von Taiwan machen würde oder Ägypten im Golf von Suez. Es gab Zeiten, da hieß die Ostsee »Meer des Friedens«, aber das ist wohl jetzt endgültig vorbei. Die NATO will damit Russland weiter einschnüren oder, besser gesagt, provozieren. Die baltische Flotte liegt nun fest vor und in St. Petersburg und in Kaliningrad. Wie widersinnig dieses Säbelrasseln der NATO ist, zeigt sich daran, dass ja durch die Klimaerwärmung mittlerweile nahezu ganzjährig die Nordmeerhäfen für Tanker und Frachter erreichbar sind. Doch was heißt »Schattenflotte«? Es werden wieder keine Beweise vorgelegt. Die »Eventin« gehört einer Reederei aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das gleiche Spiel mit der »Eagle S«, hier sitzt der Reeder auf den Cookinseln. Die Schiffe werden in Piratenmanier aufgebracht und an die Kette gelegt – wegen angeblicher Verstöße gegen die europäischen Sanktionen. Dass diese Sanktionen völkerrechtswidrig sind, ist den NATO-Staaten egal. Nach dem Motto »Was deins ist auch meins, und was mir gehört, geht dich nichts an« wird die Ostsee zum Binnengewässer der NATO gemacht. Internationales Recht wird einfach so mit Füßen getreten … Und der dritte Versuch in den vergangenen 110 Jahren, Russland in die Knie zu zwingen, beginnt diesmal seeseitig – mit der Blockade von Leningrad. Was nach deren Ende 1944 daraus wurde, wissen wir …
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (14. Januar 2025 um 20:55 Uhr)
    Die Ostsee ist schon längst zum NATO-Binnenmeer erklärt. Das entspricht dem wertewestlichen Verständnis von freien Handelswegen.

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