Paarhufer, aufgepasst!
Von Gerrit HoekmanAm Freitag sind auf einer Weide in Hönow im Bundesland Brandenburg drei Wasserbüffel gestorben. Das Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald stellte fest, dass die Tiere an der für Paarhufer wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen höchst ansteckenden Maul- und Klauenseuche (MKS) erkrankt waren. Zuletzt war sie 1988 in Deutschland ausgebrochen. Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, wurden im Landkreis Barnim auf einem Bauernhof, der nicht weit entfernt von der Weide liegt, vorsorglich 170 Schweine getötet oder, wie es im Fachjargon heißt, gekeult. Symptome hatten sie nicht gezeigt.
Für die allermeisten Menschen stellt MKS, soweit bekannt, keine Gefahr dar. Das Virus infiziert über die Luft, überlebt aber auch im Boden, im Abwasser und in der Jauche recht lange. Eingetrocknet kann es in Haaren, Kleidung oder Heu Monate oder sogar Jahre ansteckend bleiben. Dieser Umstand wird nun auch 55 Ziegen und Schafen sowie drei Rindern in Schöneiche im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree zum Verhängnis – der Betrieb hatte laut den Behörden Heu aus Hönow bezogen.
Die Landesregierung von Brandenburg verlängerte am Montag per Eilverordnung das Verbot von Tiertransporten bis Mittwochnacht. »Zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung der MKS ist es erforderlich, das Verbringen von empfänglichen Tieren und von diesen stammenden Produkten zeitweise zu verbieten.« Untersuchungen seien nötig, um die Seuchenlage fundiert zu bewerten. »Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind keine neuen Fälle zu verzeichnen«, hieß es aus Potsdam.
Der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir lobte diesen Schritt bei einem Treffen mit Landwirten in Stuttgart laut dpa: »Je entschlossener wir jetzt am Anfang dieser Seuche vorgehen, um so schneller können wir hoffentlich wieder zur Normalität zurückkehren.« Ob es sich »um einen einzelnen Betrieb handelt oder ob es auch andere Betriebe gibt, die davon betroffen sind«, müsse geklärt werden.
Der Ausbruch der Krankheit werde sich vermutlich negativ auf den Export von Fleisch und Milch sowie den mit ihnen verarbeiteten Produkten auswirken, teilte das Bundeswirtschaftsministerium laut dpa am Sonntag mit. Ebenso betroffen seien Häute, Felle, gesalzene Naturdärme, Samen und Blutprodukte aus der Sperrzone. Außerhalb dieser könne in die EU geliefert werden, betonte das Ministerium. Die Niederlande verhängten allerdings bereits ein landesweites Transportverbot von Kälbern, da seit dem 1. Dezember 3.600 Kälber aus Brandenburg in die Niederlande gelangt sind und auf 125 Mastbetriebe verteilt wurden. Mexiko und Südkorea kündigten zudem an, den Import von Schweinefleisch aus Deutschland vorerst zu stoppen.
Inzwischen gehen die Auswirkungen über die kommerzielle Landwirtschaft hinaus. Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf, der unmittelbar an Hönow grenzt, bleiben einige Kinderbauernhöfe und die Tierhöfe Alt-Marzahn sowie die »Helle Tierarche« vorsichtshalber erst einmal geschlossen. Weil sich auch Rehe, Giraffen, Kamele und Elefanten das Virus einfangen könnten, öffnen der Tierpark und der Zoologische Garten in Berlin vorübergehend nicht. Die Agrarmesse Grüne Woche wird dieses Jahr auf die Ausstellung von Rindern, Ziegen und Schafen verzichten.
Theoretisch könnten alle gefährdeten Tiere in einem bestimmten Umkreis um den Ausbruchsort geimpft werden. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands Bernhard Krüsken hält eine Impfung jedoch für unklug, weil dadurch nicht mehr erkannt werden könne, wohin sich das Virus ausbreite. Die geimpften Tiere seien nicht mehr von den infizierten zu unterscheiden. »Wir haben ja jetzt gelernt, dass die Tiere auf dem Betrieb in Hönow schon Antikörper gebildet hatten«, sagte Krüsken gegenüber dpa. »Das deutet darauf hin, dass der Ausbruch nicht erst seit der letzten Woche unterwegs ist, sondern schon zwischen den Feiertagen angefangen hat.« Die Veterinärämter müssten deshalb so schnell wie möglich sämtliche Kontakte, die der Hof in den vergangenen zwei bis drei Wochen hatte, überprüfen.
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