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Aus: Ausgabe vom 16.01.2025, Seite 1 / Inland
Ökonomie

Deutsche Wirtschaft in der Dauerkrise

Das Bruttoinlandsprodukt sinkt 2024 um 0,2 Prozent. Kapitalverbände fordern Reformen
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Im vergangenen Jahr machte sich die Krise vor allem in der deutschen Industrie bemerkbar

Die deutsche Volkswirtschaft steckt weiter knietief in der Krise. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte 2024 das zweite Jahr in Folge. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank nach aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamts um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Schon 2023 war das BIP zurückgegangen. »Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden«, befand Ifo-Präsident Clemens Fuest. Zunahme der Insolvenzen, Industrieflaute, Autokrise, gestrichene Jobs. Die schlechten Nachrichten häufen sich. Die Bundesbank rechnet für 2025 nur mit einem Minimalwachstum von 0,2 Prozent.

Im vergangenen Jahr machte sich die Krise vor allem in der deutschen Industrie bemerkbar. Dort schrumpfte die Bruttowertschöpfung um 3,0 Prozent. Schlüsselbranchen wie der Maschinen- und Autobau produzierten deutlich weniger, auch in der Chemie- und Metallindustrie blieb die Fertigung auf niedrigem Niveau. Die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge sanken kräftig, das Baugewerbe litt unter der Wohnungsbaukrise.

Der Außenhandel schwächelte ebenfalls. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen, insbesondere von Maschinen und Autos, schrumpften laut Statistik um 0,8 Prozent. Für das Jahr 2025 sei allenfalls mit einer Stagnation zu rechnen, schätzte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Mit Donald Trump drohten zudem Handelskonflikte. Kein anderer G7-Industriestaat hänge so stark vom Export ab wie die Bundesrepublik, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP-Bank: »Dem Außenhandel könnte mit neuen US-Strafzöllen auch im Jahr 2025 der Wind hart ins Gesicht blasen.«

Teile der Kapitalvertreter vergleichen die Lage mit den Jahren 2002 und 2003, als die deutsche Wirtschaft ebenfalls zwei Jahre in Folge schrumpfte. Deutschland galt als »kranker Mann Europas«. Die damalige Antwort der Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) bestand in der Agenda 2010, mit der erhebliche Teile des Sozialstaats abgebaut wurden und der Arbeitsmarkt weitgehend entfesselt wurde. Heute fordern die Kapitalverbände Bürokratieabbau, Steuerentlastungen, niedrigere Energiekosten und größere Schnelligkeit bei Infrastrukturprojekten.(dpa/jW)

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