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Aus: Ausgabe vom 16.01.2025, Seite 5 / Inland
Wirtschaft

Erneuerbare Energien im Aufwind

Die Windenergiebranche zieht auf einer Pressekonferenz positive Bilanz
Von Wolfgang Pomrehn
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2024 hat Windenergie bereits ein Drittel des in Deutschland erzeugten Stroms geliefert

Vertreter der Hersteller und der Betreiber von Windenergieanlagen schauen optimistisch in die Zukunft, warnen aber die nächste Bundesregierung vor Eingriffen in »einen gut funktionierenden Markt«. Das wurde am Mittwoch auf einer gemeinsamen Bilanzpressekonferenz deutlich, bei der der Bundesverband Windenergie (BWE), der Tausende Anlagenbesitzer vertritt, gemeinsam mit dem Maschinenbauverband VDMA Power Systems auf das vergangene Jahr zurückblickte und die künftige Entwicklung für die Windenergienutzung an Land skizzierte. 2024 hat Windenergie bereits ein Drittel des in Deutschland erzeugten Stroms geliefert. Die Anlagen an Land trugen 26,8 Prozent dazu bei, so BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek. Noch bleibe der Ausbau hinter den Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zurück, aber die stark gestiegene Zahl von Genehmigungen wie auch der Zuschläge seien ein sehr gutes Zeichen.

Wer neue Windkraftanlagen errichten will, muss sein Projekt zunächst in den Gemeinden und Landkreisen genehmigen lassen. Dann kann er sich damit an den von der Bundesnetzagentur organisierten Ausschreibungen beteiligen. Dort bekommen diejenigen Vorhaben den Zuschlag, die den niedrigsten Abnahmepreis anbieten. 2024 gab es in diesem Prozess Zuschläge für Anlagen mit einer Leistung von 10,996 Gigawatt (GW). Genehmigt wurden sogar Anlagen mit etwas mehr als 14 GW Gesamtleistung. Gegenüber 2023 waren das Steigerungen von 70 bzw. 85 Prozent. Zum Vergleich: An Land standen Ende 2024 Windräder mit einer Leistung von 63,2 GW. Für gewöhnlich dauert es derzeit etwa zwei Jahre, bis ein bezuschlagtes Projekt umgesetzt wird. Rund 90 Prozent der Projekte, die einen Zuschlag bekommen haben, werden auch realisiert, meint Jürgen Quentin von der Fachagentur Wind und Solar, die für die beiden Verbände regelmäßig die hier zitierten Statistiken zusammenstellt.

Im Vergleich zu den genannten Zahlen war der Ausbau 2024 wie auch in den Jahren zuvor eher verhalten. 635 neue Anlagen mit einer Leistung von 3,25 GW kamen hinzu. Die durchschnittliche Leistung pro Anlage beträgt damit inzwischen etwas mehr als fünf Megawatt (MW), ein Wert, der vor 20 Jahren noch ferne Zukunftsmusik war. Im Jahr 2000 lag die durchschnittliche Leistung der seinerzeit neu installierten Windräder bei etwa einem MW. Erreicht wird die größere Leistung durch höhere Türme und einen größeren Durchmesser der Rotoren. Das ermöglicht es inzwischen, dass viele kleine, in die Jahre gekommene Anlagen im Rahmen des sogenannten Repowerings durch Großanlagen ersetzt werden und die Zahl dabei deutlich geringer wird. 2024 haben 224 neue 555 alte Anlagen abgelöst und bringen jetzt knapp doppelt so viel Leistung ans Netz. Wenn der Wind weht, was nicht immer der Fall ist.

BWE-Präsidentin Heidebroek hält zwar die jüngste Aufregung um Dunkelflauten, die im Dezember für einiges Rauschen im Pressewald sorgten, für von den Medien überbewertet, sieht aber das Problem. Im konkreten Fall könne sie sich allerdings auch vorstellen, dass die Börsenpreise durch Spekulation in die Höhe getrieben wurden, indem Akteure bewusst das Angebot günstig produzierender Kraftwerke zurückgehalten haben. Der BWE habe daher eine kartellrechtliche Beschwerde eingereicht.

Abgesehen davon seien aber mehr Speicher und mehr Flexibilität nötig. Ihr Verband kann sich zum Beispiel vorstellen, dass Netzzugangspunkte mehr von Solar- und Windenergie gemeinsam genutzt werden, die oft zu unterschiedlichen Zeiten anfallen. Idealerweise wären diese mit Batteriespeichern zu verbinden, die den Strom in Zeiten hohen Angebots sozusagen zwischenlagern können. Außerdem müsse der Ausbau der Elektrolyseure beschleunigt werden. In diesen kann mit Strom – am besten in Zeiten eines Überangebots – Wasserstoff hergestellt werden, der unter anderem Schiffsdiesel oder auch Erdgas für die Industrie ersetzen könnte. Auch als Brennstoff für Gaskraftwerke wird er diskutiert, wobei allerdings der niedrige Wirkungsgrad es fraglich erscheinen lässt, ob dies eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung ist.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas B. aus Rabenau (16. Januar 2025 um 10:45 Uhr)
    Immer wieder liest man in den vielfältigen Publikationen, wie auch hier, die Aussage: »Außerdem müsse der Ausbau der Elektrolyseure beschleunigt werden. In diesen kann mit Strom – am besten in Zeiten eines Überangebots – Wasserstoff hergestellt werden (…) wobei allerdings der niedrige Wirkungsgrad es fraglich erscheinen lässt, ob dies eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung ist.« Es ist sicherlich bei einem Wirkungsgrad von circa 40 Prozent nicht DIE LÖSUNG, aber eine Lösung. Wenn man die Windkraft- und Solaranlagen bei Überangebot abregeln und trotzdem eine Einspeisevergütung zahlen muss oder aber für die Abnahme des Überangebots noch Geld mitbringen muss, dann dürfte die Frage nach dem Wirkungsgrad doch eher zweitrangig sein. Zudem sollte bei Neubau großer Solarparks sowie von Windkraftanlagen festgelegt werden, dass entsprechende Speicherlösungen Pflicht sind. Dies bedeutet zwar höhere Investitionen, nützt aber letztendlich nicht nur der Netzstabilität, sondern auch den Betreibern der Anlagen. Andreas Blöth