Aus Leserbriefen an die Redaktion
»Meer des Vergessens«
Zu jW vom 14.1.: »Kanonenboote auf Kurs«
Als junge Studentin am Nordischen Institut bzw. der Sektion Nordeuropawissenschaften der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald in den sechziger Jahren und nachfolgend beim Fremdsprachendienst der DDR »Intertext« wurde ich jeweils im Juli im Internationalen Pressezentrum der »Ostseewoche« zur Begleitung und Betreuung respektive als Dolmetscherin für die dort akkreditierten Journalisten aus Skandinavien eingesetzt. Die Reporter verschiedener Tageszeitungen wie Dagens Nyheter mit liberaler Ausrichtung, des eher liberalkonservativen Svenska Dagbladet oder der Norrskensflamman der Arbeiterpartei-Kommunisten Schwedens sowie der Land og Folk der Kommunistischen Partei Dänemarks, auch von Sveriges Radio (SR) und Danmarks Radio (DR), waren ungeachtet ihrer unterschiedlichen politischen Orientierung immer sehr aufgeschlossen und stark am Kennenlernen der »kommunistischen DDR« mit ihrem »Ostseefriedensfestival« und dem Funktionieren des noch jungen sozialistischen Staates interessiert und beantragten die Besuche von diversen Veranstaltungen und äußerten Interviewwünsche. Die nachfolgenden Artikel in den Blättern bzw. die Radioberichte waren in der Regel immer im sachlich-seriösen Stil gehalten; ganz im Gegensatz zu den heutigen deutschen Mainstreammedien von FAZ bis Taz, die sich mit ihrem Hass auf den untergegangenen Friedensstaat DDR geifernd unsachlich mit Lügen, Verleumdungen, Verdrehungen, Halbwahrheiten und einseitigen Betrachtungsweisen, mit Provokationen und Manipulationen, in keiner Weise zurückhalten. Ich denke, das sehr interessante Kapitel »Ostseewoche Rostock« harrt noch einer objektiven Aufarbeitung durch die junge Welt. Die Themenseiten bieten sich direkt dazu an. Vom ND ist in dieser Hinsicht nichts mehr zu erwarten, sind sie doch wie ihre ehemalige Trägerpartei PDS/Die Linke im linksliberalen Sumpf der Anpassung an das heutige System versunken. Alles Bissige, Aufrührerische ist verlorengegangen, nur die jW bleibt als Leuchtturm im Meer des Vergessens.
Beate Meetz, Lund/Skåne län (Schweden)
»An der Seite der Überfallenen«
Zu jW vom 15.1.: »Amtliche Schmähung«
Seit nunmehr rund 60 Jahren lese ich mit kleinen Unterbrechungen meine junge Welt. Sie ist mein ältester täglicher Begleiter in meinem Leben. Für diese Treue liebe ich sie, denn sie begleitete mich vom frühen Morgen an durch helle, sonnige, aber auch graue, trübe und regnerische Tage. In all dieser Zeit erwies sie sich konsequent als engagierte Zeitung im Kampf für den Frieden und gegen die Kriege auf dieser unserer Erde. Sei es der grausame verbrecherische Krieg der USA gegen Vietnam, Laos und Kambodscha von 1965 bis 1975 unter Einsatz von »Agent Orange« und Napalm mit Millionen Toten und der systematischen Zerstörung von Fauna und Flora, die Interventionen in Grenada 1983, Libyen 1986, Panama 1989 – die junge Welt stand immer aktiv solidarisch an der Seite der Überfallenen. Sie kämpfte unablässig und unbeirrbar für den Frieden, die Hoffnung unseres Planeten. Und so, wie sie auch immer treu an der Seite der Entrechteten und Unterdrückten dieser Welt stand, Solidaritätskampagnen zum Beispiel für die Befreiung von Angela Davis organisierte, so kann die junge Welt heute gleichfalls fest auf die allseitige Unterstützung ihrer Leser bauen, wenn es um die Einschränkung ihrer gesetzlich zustehenden Rechte im Rahmen der Pressefreiheit geht.
Norbert S., Berlin
»Ohne Google-Anbindung«
Zu jW vom 16.1.: »Stille Spione im Smartphone«
So schwer sind die Rezepte gegen die Begrenzung der Datenschnüffelei von Konzernen und ihren Staaten nicht: die übelsten Apps weglassen. Überflüssige Werbe-, Bonus- und Punkte-Apps weglassen. Rechte der Apps reduzieren. Wenn möglich (es ist meist möglich): auf Android oder Apple verzichten. »Standort« nur aktivieren, wenn nötig. Alternative zu Android mit Android: Googlefreies Android nutzen. Da sind verschiedene Varianten zur Auswahl. Applefreies Apple gibt es nicht. Oder: Ich nutze seit Jahren Sailfish OS für mein Smartphone (Linux-System, entwickelt und betreut von den ehemaligen Nokia-Entwicklern). Das wohl einzige praxistaugliche alternative Betriebssystem für Smartphones. Es hat den Anspruch, auch mehr Sicherheit im Bereich der professionellen Nutzung durch Unternehmen zu bieten. Russland nutzt eine Eigenvariante namens Aurora, um hier von westlichen Spionagetools unabhängig zu sein. Noch eine Möglichkeit: Huawei. Die mussten bekanntlich weg von Android. Zumindest werden hier die Daten nicht von hiesiger Seite gesammelt. Für alle genannten Varianten gibt es App-Shops, die auch die gewohnten Android-Apps anbieten, fast alle, die dann ohne Google-Anbindung genutzt werden können, wenn man sie benötigt oder will. Deren Datenrechte müssen immer erst freigegeben werden – oder auch nicht. Auch bei Systemen für PC und Laptop sollte doch eigentlich Linux schon lange Standard bei Linken und anderen aufmüpfigen Bürgerinnen und Bürgern und von deren Organisationen sein. Ein Leserbrief lässt hier wenig Raum, es wäre ein tolles Thema für linke und alternative Medien, bisher stark vernachlässigt. Was »Wetter Online« angeht: Bekanntlich verklagten die vor Jahren erfolgreich den Deutschen Wetterdienst, weil der eine kosten- und werbefreie Wetter-App (die beste) herausgab. »Wetter Online« wusste, warum.
Stephan Krüger, Neumarkt in der Oberpfalz
So schwer sind die Rezepte gegen die Begrenzung der Datenschnüffelei von Konzernen und ihren Staaten nicht: die übelsten Apps weglassen.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!