Marginalisierte Linke
Susann Witt-Stahl spricht mit Eran Torbiner über die israelische Linke und den Gazastreifen in Vergangenheit und Gegenwart. Viele Menschen in Israel dächten, dass dieser »schmutzige Krieg« am 7. Oktober 2023 begonnen habe. Die Verbrechen hätten aber in dem Augenblick begonnen, in dem der Zionismus einen »exklusiven jüdischen Staat« angestrebt habe. Witt-Stahl fragt, was der wesentliche Unterschied zwischen der »selbstbewussten« Linken in Israel in den 60er Jahren und der von heute sei. Torbiner antwortet, dass die israelische Linke heute »an einem guten Tag« aus etwa 1.000 Personen bestehe. Die kommunistische Partei etwa sei heute viel kleiner, und die zionistische Linke sei mit dem Beginn der zweiten Intifada verschwunden. Wenn er über die Linke in Israel spreche, spreche er aber über die sozialistische, die antizionistische Linke, sagt Torbiner, der »Jahre gebraucht« habe, bis er gemerkt habe, dass Sozialismus und Zionismus nicht zusammengehen. Er fühle sich in Israel sehr allein in seiner Position. Die jüdische Linke in Israel müsse sich vereinigen mit den beiden linken Parteien der palästinensischen Bevölkerung. Susann Witt-Stahl fragt, wie gefährlich die faschistische Rechte in Israel sei. Die sei vor allem für die palästinensische Bevölkerung eine tödliche Gefahr, betont Torbiner. Die Polizei etwa sei unter Ben-Gvir noch einmal gefährlicher geworden; bestimmte Verbrechen würden nicht mehr verfolgt. Die israelische Regierung wolle den Krieg gar nicht beenden und strebe an, dass wieder Siedler in den Gazastreifen zurückkehren. Die Linke in Israel müsse dagegen für das Recht auf Rückkehr der vertriebene Palästinenser kämpfen. Heute sei es so, dass zwar viele Palästinenser Hebräisch sprechen, aber kaum ein jüdischer Israeli Arabisch spreche oder die palästinensische Geschichte kenne. Auch das müsse sich ändern. (jW)
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