Die überflüssige Monarchie
Von Carmela Negrete
Als Felipe Juan Pablo Alfonso de Todos los Santos de Borbón y Grecia am 19. Juni 2014 zum König von Spanien proklamiert wurde, begann eine neue Ära. Der Übergang vom alten König Juan Carlos I. zu seinem Sohn Felipe VI. sollte nicht nur symbolisch sein, sondern auch eine tiefe Erneuerung der spanischen Krone als Institution herbeiführen. Juan Carlos galt nach Francos Tod als »Vater der Demokratie«. Seine Amtszeit war von zahlreichen Skandalen überschattet, der Rücktritt erfolgte nicht nur aufgrund von gesundheitlichen Problemen, sondern auch wegen eines Korruptionsskandals der Krone.
Zu diesem Zeitpunkt wurde auch verhalten die Frage aufgeworfen, ob nicht das gesamte politische System reformiert werden müsste. Die Wirtschaftskrise von 2008 hatte Spanien schwer getroffen. Erwerbslosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen, und drastische Kürzungsmaßnahmen führten zu großflächigen Protesten. Die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung fand ihren Ausdruck in neuen politischen Bewegungen, die tiefgreifende Reformen forderten. Parteien wie Podemos, die 2014 gegründet wurden, stellten das politische und soziale Establishment in Frage und forderten eine radikale Umgestaltung des Systems.
Inmitten dieser sozialen und politischen Spannungen trat Felipe VI. seine Regentschaft an und wollte sich als moderner König profilieren. Doch die Diskussion über die Erneuerung der Krone war untrennbar mit der sehr viel breiteren Debatte über das »System von 1978« verbunden. Verabschiedet wurde in jenem Jahr eine Verfassung, die dem Land demokratische Prozedere und Rechte garantiert, ohne mit dem alten Regime abzurechnen. Die alte franquistische Elite behielt weitgehend die Kontrolle über den Staat.
Der gescheiterte Putsch von 1981 spielte damals eine große Rolle bei der Etablierung der Erzählung, dass der König nicht die Kontinuität der Diktatur verkörpere, sondern vielmehr die noch junge Demokratie gegen die Putschisten verteidigt habe. Bis heute ist der genaue Vorgang der Ereignisse nicht vollständig aufgeklärt.
Der Rücktritt von Juan Carlos I. 2014 war ein Versuch, die Institution der Krone vor weiterem Schaden zu bewahren. Nicht zuletzt der »Fall Urdangarin« hatte das Königshaus schwer erschüttert. Der Schwiegersohn von Juan Carlos, Iñaki Urdangarin, wurde wegen Korruption und missbräuchlicher Verwendung öffentlicher Gelder verurteilt. Diese Affäre legte die Verstrickungen der Monarchie in wirtschaftliche Unregelmäßigkeiten und private Machenschaften offen.
Bis heute ist das Königshaus stark mit den franquistischen Eliten und Netzwerken verbunden. Diese Netzwerke sind nach wie vor in den wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen des Landes präsent. In den Augen vieler Spanier ist die Krone ein Symbol für diese ungebrochenen Verbindungen. Das spanische Statistikamt CIS hörte 2015 auf, die Spanier zu fragen, was sie von der Monarchie halten, denn regelmäßig gab mehr als die Hälfte der Befragten wenig bis nichts auf die spanische Krone.
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