Alles richtig gemacht
Von Thomas BehlertVor dem Weltcup im Bobfahren ist nach dem Weltcup im Bobfahren. Denn wenn es an diesem Wochenende in St. Moritz auf der beeindruckenden Natureisbahn wieder losgeht, werden die gut gekleideten, sich mit Champagner und Kanapees beschäftigenden Zuschauer mal kurz auf die Bobbahn schauen, um zu sehen, wie die deutschen Fahrer die Schweizer Bobs abhängen. Natürlich gibt es auch viele Normalos, die Interesse für den Bobsport zeigen und sich an der Natureisbahn nicht satt sehen können. Diese wurde 1904 eröffnet und ist der älteste noch benutzte Eiskanal. Jahr für Jahr wird er in drei Wochen aus Natureis gebaut, ist 1.722 Meter lang und besteht aus 19 Kurven. 18 Weltmeisterschaften wurden bereits in St. Moritz ausgetragen und ungezählte Weltcups. Am 11. Januar ging es auf der kalten Bahn, die laut Bobfahrer »leise« befahren wird, heiß er, und am Ende gewannen drei Zweierbobs aus der BRD. Rekordsieger Francesco Friedrich kam allerdings nicht mit Anschieber Simon Wulff zu den Wettkämpfen, sondern mit Alexander Schüller. Der Exleichtathlet Wulff wurde nämlich vom deutschen Verband freigestellt, da die International Testing Agency (ITA) am 7. Dezember beim Weltcupauftakt in Altenberg von ihm eine Dopingprobe nahm und das in Wettkämpfen verbotene Stimulanzmittel Methylhexanamin nachwies. Die Substanz kommt häufig in Nahrungsergänzungsmitteln vor, die für extremen Fettabbau oder auch Muskelaufbau eingesetzt werden.
Obwohl der Bobweltverband noch keine Sperre verhängt hat, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, nahm der deutsche Verband Wulff vom Schlitten. Die Substanz ist im Training erlaubt und nur im Wettkampf verboten. Der 24jährige Bobsportler wird nun die Öffnung der B-Probe beantragen und sich anwaltlichen Beistand nehmen. Bobtrainer René Spies wollte sich auf eine Anfrage von »Sport im Osten« (MDR) nicht äußern und verwies auf die Pressemitteilung. Nun darf man gespannt sein, denn vom Freispruch bis zu einer vierjährigen Sperre ist alles möglich. Von dieser Angelegenheit ließ sich Friedrich in St. Moritz allerdings nicht beeinflussen und landete im ersten Durchgang auf dem dritten Platz.
Die Zweierbobs von Johannes Lochner und Adam Ammour, der in dieser Saison schon einige schwere Stürze überstanden hat, lagen vor ihm, wobei die Abstände nur wenige Hundertstel betrugen. Im zweiten Rennen zeigte sich Friedrich völlig abgezockt und durchfuhr alle Kurven ohne Fehler. Seine Kufen waren richtig eingestellt. Lochner schließlich raste mit Anschieber Georg Fleischhauer als letzter durch die Bahn. Alle Zwischenzeiten zeigten das Duo auf dem zweiten Platz, um am Ende zeitgleich mit Friedrich (2:12,21) zu sein, da er noch einen Vorsprung von 0,06 Sekunden vorweisen konnte.
Nach diesem Krimi hatten die sechs deutschen Bobsportler ein Leuchten in den Augen. Alles richtig gemacht. Leider begann der Weltcup nicht wie geplant, denn der Monobobwettbewerb musste zugunsten des Viererbobwettkampfes abgesagt werden. Das Training der schweren Schlitten konnte wegen hoher Temperaturen nicht stattfinden, wurde auf den Sonnabend nachmittag verschoben, und das Zweierbobrennen der Männer rutschte an die Stelle des Monobobrennens. Neu angesetzt ist Monobob nun am zweiten Weltcup-Wochenende in St. Moritz vom 24. bis 26.01. Im Viererbobwettbewerb sah das Bild an der Spitze ähnlich aus wie das Zweierbobergebnis: Francesco Friedrich gewann mit ganzen 0,230 Sekunden Vorsprung vor Johannes Lochner, Platz drei sicherte sich der Engländer Bradley Hall. Schließlich jubelten die Schweizer Fans, allerdings etwas leiser, denn ihr Michael Vogt belegte den vierten Platz. Bei den Frauen standen die deutschen Fahrerinnen auf allen drei Siegertreppchen. Kim Kalicki raste mit einem Vorsprung von 0,050 Sekunden auf Platz eins, vor Laura Nolte und der Thüringerin Lisa Buckwitz. Platz vier und fünf sicherten sich die US-Teams Elana Meyers Taylor und Kaillie Humphries sowie Platz sechs und sieben die Schweizerinnen Melanie Hasler und Debora Annen.
Auch am vergangenen Wochenende dominierten die Deutschen bei den Rennen in Innsbruck. Friedrich feierte im Vierer an der insgesamt fünften Station des Winters 24 Stunden nach dem Zweiererfolg von Lochner seinen dritten Saisonsieg im großen Schlitten. Danach ließ Gesamtweltcupsiegerin Nolte im Zweier beim vierten Dreifachtriumph der Saison für die deutschen Pilotinnen dem Monoboberfolg von Buckwitz ihren dritten Saisonsieg folgen.
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