Ein Abgesang
Von André DahlmeyerEinen wunderschönen guten Morgen! Obwohl er den brasilianischen Futebol bereits als Teenager rockte, nahm Nationaltrainer Dunga ihn 2010 nicht mit zur WM in Südafrika. »Dunga ist ein irrer Esel!« hallte es damals aus den Bars der Brasucas – ein gewaltiges Echo auf die Nichtnominierung des jungen Juwels, Neymar da Silva Santos Júnior. Die WM wurde für Brasilien zum Fiasko, Dunga entlassen, in der Heimat verbrannte man öffentlich überlebensgroße Ronaldinho-Puppen. In Brasilien hat man sich mittlerweile fast daran gewöhnt, dass die Seleçao des Landes auf der internationalen Bühne keine Rolle mehr spielt, seit einem Vierteljahrhundert geht das schon so. Junge Leute kennen die großen Erfolge Brasiliens nur aus Erzählungen.
Die brasilianischen Stars jagen gern dem dicken Geld hinterher, kicken oft in Operettenligen, in China oder Saudi-Arabien. In die Nationalmannschaft berufen werden sie trotzdem – keine gute Idee. Rekordtorschütze Brasiliens ist Neymar Jr. Er kehrt nun nach fast zwölf Jahren zurück nach São Paulo zum FC Santos, der als Zweitligameister gerade wieder in die Série A aufgestiegen ist. Neymar Jr. kommt als Leihe vom saudischen Klub Al-Hilal, wo er noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison hat. Die Bezahlung seines Gehalts wollen sich die zwei Vereine anscheinend teilen. Summen wurden nicht genannt, die Klubverantwortlichen haben verlautbaren lassen, dass der Spieler sich quasi »von selbst« bezahle. Das gute alte Merchandising. Klingt nicht sehr seriös.
Al-Hilals Trainer Jorge Jesus hat die Faxen des ehemaligen Superstars und Dauerverletzten längst dicke, Neymars Juniors Attitüde, seine zahlreichen Eskapaden. Für 200 Millionen Euro war der heute 32jährige unter Vertrag genommen worden, 150 Millionen Werbeeinnahmen nicht zu vergessen. Im ersten seiner zwei Jahre absolvierte er vier Spiele, Ende des Jahres kam es zu zwei Kurzeinsätzen in der AFC Champions League. Für den Kader der Rückrunde der Saudi Pro League wurde Neymar Jr. nicht mehr berücksichtigt. Zehn Ausländer über 23 Jahre sind zugelassen, Neymar Jr. ist nicht dabei. Jesus: »Die saudische Liga gehört zu den besten der Welt, aber Neymar hat dieses Niveau nicht mehr. Für ihn ist alles schwierig geworden.«
Für den FC Santos bestritt der Offensivspieler 225 Spiele, in denen er 136 Tore erzielte und 64 Vorlagen gab. 2011 war er maßgeblich am Gewinn der Copa Libertadores beteiligt. Er sollte es dabei belassen.
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