Anpacker des Tages: Stephan Weil
Von Susanne KnütterDas ist schon verflixt. Die Beschäftigung wächst, aber die Wirtschaft befindet sich trotzdem im Abschwung. Knapp 35 Millionen sozialversicherungspflichtige Jobs schätzte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Herbst. Den Zuwachs gibt es allerdings vor allem im Dienstleistungssektor. In der Industrie passiert das Gegenteil. Hier gingen in den vergangenen fünf Jahren gut 280.000 Stellen verloren, während im Dienstleistungsbereich 1,1 Millionen hinzukamen. 75 Prozent der Beschäftigten arbeiten mittlerweile in der Dienstleistungsbranche, gut 23 Prozent noch in der Produktion.
Normalerweise wäre das kein Problem. Dort, wo der Bedarf steigt, wird mehr gearbeitet. Wo er sinkt, weniger. Aber auf der Ebene der Staatenkonkurrenz ist es das Problem schlechthin. In sozialen Berufen, und hier steigen die Beschäftigungszahlen vor allem, ist der Einsatz von Maschinen begrenzt, die durchschnittliche Produktivität daher niedriger. Wo aber vom Bruttosozialprodukt so viel abhängt, die Kreditwürdigkeit, die Position auf dem internationalen Markt, der Anteil, den ein Staat für Rüstung ausgeben kann, kann dessen Steigerung nicht egal sein.
Was tun? Der Sozialdemokrat Stephan Weil weiß Rat: Von allem ein bisschen mehr. Die Produktivität muss steigen. »Wir müssen um so viel produktiver sein, wie andere billiger sind«, sagte Niedersachsens Ministerpräsident dem Tagesspiegel (Mittwoch). Von »Arbeitgebern« wisse er, dass viele »Mitarbeiter« nicht mehr voll arbeiten wollen. Zu viele meinten, »ohne oder mit wenig Arbeit gut leben zu können«. Dabei sei der »Stellenwert von Arbeit höher, als viele von uns aktuell glauben«. »Wenn wir unseren hohen Wohlstand bewahren wollen, werden wir gesamtgesellschaftlich auch weiter sehr viel anpacken müssen.«
Wow, nach der Debatte um zu viele Krankentage, Blaumachen und fehlende Leistungsbereitschaft lautet das Losungswort der Stunde nun: Packt alle an, werdet produktiver.
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vom 23.01.2025