Gegründet 1947 Donnerstag, 23. Januar 2025, Nr. 19
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Aus: Ausgabe vom 23.01.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Mit großer Skepsis«

Zu jW vom 16.1.: »Eine andere Geschichte«

Hans Reichelt hat die Strafverfolgung ehemaliger DDR-Hoheitsträger mit großer Skepsis und Kritik beobachtet. Auch wenn er selbst nicht Betroffener im engeren Sinne war, hat er anderen, die vor Gericht gestellt wurden, seine Solidarität bekundet. In den 1990er Jahren traf ich ihn regelmäßig zu den Tagungen des Solidaritätskomitees in Berlin, und oft saßen wir an einem Tisch. So blieben Gespräche nicht aus und wechselseitige Sympathie auch nicht. Es ärgerte ihn schon sehr, dass durch die Verhängung von Strafrenten die Arbeit von früheren DDR-Ministern herabgewürdigt wurde durch die These, diese hätten einen Teil ihrer Bezahlung für »politische Treue« erhalten. Hiergegen zog er dann auch aktiv vor Gericht. Ein Erfolg wurde ihm allerdings leider versagt.

Ralph Dobrawa, Gotha

Komplettabwicklung

Zu jW vom 20.1.: »Die große Lüge«

Danke für diesen Artikel, der in seiner Herausarbeitung historischer Zusammenhänge und langer, auch die Gegenwart bestimmender Bögen der Interessenkontinuität des deutschen Machtblocks Vorbildliches leistet und dabei mit der ausführlichen Würdigung des – selbstverständlich zielgerichtet und interessengebunden unterdrückten und totgeschwiegenen – Widerstandes gegen Militarismus und Krieg auch wichtige Impulse zur immer wieder von neuem notwendigen gründlichen Befassung mit dem Thema gibt. Ergänzend zu diesen Impulsen sei gesagt: Selbst der so gründliche Verfasser kommt interessanterweise nicht auf die Idee, der Geschichtswissenschaft und Geschichtspolitik des anderen deutschen Staates DDR in bezug auf den Ersten Weltkrieg und seine Langzeitfolgen einen Platz in seinen Betrachtungen einzuräumen. Der von Wolfgang Schumann und Ludwig Nestler unter Mitarbeit von Willibald Gutschein und Wolfgang Ruge 1975 herausgegebene Band »Weltherrschaft im Visier. Dokumente zu den Europa- und Weltherrschaftsplänen des deutschen Imperialismus von der Jahrhundertwende bis Mai 1945« etwa setzte Standards und hat an Aktualität nichts verloren. Es sollte dies nicht vergessen werden: Die Komplettabwicklung der DDR-Geisteswissenschaften hatte natürlich auch – und keineswegs am Rande, sondern im Zentrum – diese geschichtswissenschaftliche Komponente.

Wolfram Adolphi, Potsdam

»Viel zu teuer«

Zu jW vom 20.1.: »Die große Lüge«

Vielen Dank für diese umfangreiche Buchbesprechung. Leider ist das Buch für Normalrentner viel zu teuer. Wenn es stimmt, dass die damaligen innerdeutschen Kriegsgegner kaum zu Wort kommen, muss man sich fragen: Warum? Ist dieses Thema noch immer sakrosankt? So scheint es. Man könnte sich auch vom Standpunkt der Psychologie, insbesondere der Tiefenpsychologie nach Alfred Adler, dem Thema der Kriegsschuld oder dem der Schuld im allgemeinen annähern. Dies muss nicht religiös, sondern wissenschaftlich erfolgen. Ein fehlendes Schuldbewusstsein ist ein gefährlicher Zustand der Psyche. Fehlendes moralisches Bewusstsein macht alles möglich, auch Völkermord. Einen sehr guten Einblick gibt die Autobiographie von Rudolf Höß »Kommandant in Auschwitz«.

Barbara Hug, Schweiz

Voll sicher

Zu jW vom 16.1.: »Sicherheitsloch auf Probe«

Die ePA ist sicher vor Zugriff! Allerdings nur durch die, die die Daten liefern: die Patientinnen und Patienten.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

»Es ist traurig genug«

Zu jW vom 16.1.: »Hungertod für Bergarbeiter«

Das unwürdige Drama um die irregulären Bergarbeiter in der Stilfontein-Mine entfaltet sich nun schon seit Monaten vor den Augen der Öffentlichkeit in Südafrika. Die Rettungsaktion, die schlussendlich nur durch ein Gerichtsurteil erzwungen wurde, kommt für viele der Kumpel offensichtlich zu spät. Diese irregulären Bergarbeiter – die hierzulande »Zama-Zamas« und »illegal miners« genannt werden – versuchen seit vielen Jahren ihr Glück in stillgelegten Goldminen, die für die großen internationalen Bergbauunternehmen unrentabel geworden sind, aber noch gewisse Mengen an Edelmetallen enthalten. In Südafrika war und ist der Abbau von Rohstoffen wie Kohle, Edelmetallen, Diamanten äußerst streng reguliert, um die Interessen der großen Bergbaumonopole zu schützen. Ohne ein illegales mafiöses Netzwerk von Ankauf und Vertrieb können die Zama-Zamas ihre Ausbeute wohl kaum zu Geld machen. Vermutlich gäbe es ohne diese Mafia auch keine Zama-Zamas, die unter lebensgefährlichen Bedingungen untertage arbeiten. Die meisten, weil die Arbeitslosigkeit sie dazu zwingt, irgendwie für ihre Familien zu sorgen. Das alles ist bekannt. Die Legalisierung dieses Industriezweiges ist eine Notwendigkeit, Vorschläge dazu gibt es seit langem. Regierung und Parlament haben diesbezüglich bisher nichts zustande gebracht. Die Entwicklung der Bergbauindustrie (und deren Maximalprofite) seit der Entdeckung von Diamanten und Gold im 19. Jahrhundert in Südafrika ist ohne das System der Wanderarbeit, d. h. das Anwerben von billigen schwarzen Arbeitskräften im gesamten südlichen Afrika, nicht denkbar. Das hat sich, leider, im demokratischen Südafrika noch nicht geändert. Dass sich unter den Zama-Zamas viele Wanderarbeiter aus Nachbarländern befinden, ist also keine Sensation. Rechte Demagogen schüren jedoch seit geraumer Zeit ausländerfeindliche Stimmungen in der Bevölkerung. Dass auf Regierungsseite auch noch diese üble Melodei angestimmt wird, statt dagegenzuhalten, ist traurig genug.

Detlev Reichel, Tshwane (Südafrika)

Die Elektronische Patientenakte ist sicher vor Zugriff! Allerdings nur durch die, die die Daten liefern: die Patientinnen und Patienten.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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