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Aus: Ausgabe vom 23.01.2025, Seite 16 / Sport
Eishockey

Wenn der Eismeister zu tief bohrt

Deutsche Eishockeyliga: Nach drei Vierteln der Hauptrunde steht Ingolstadt ganz oben und Augsburg wieder mal unten
Von Andreas Müller
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So viele Tiere: Eisbären Berlin vs. Fischtown Pinguins (Berlin, 19.1.2025)

Schock für die Münchner Kufencracks. Unmittelbar vor dem Topspiel in der Deutschen Eishockeyliga (DEL) am Donnerstag bei Meister Eisbären Berlin schmiss ihr Trainer Max Kaltenhauser unerwartet hin. Wie der viermalige Meister bekanntgab, bat der 43jährige aus persönlichen Gründen darum, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. »In den letzten Wochen und Monaten haben sich in meinem privaten Umfeld leider einige belastende Ereignisse gehäuft, darunter der Tod meiner Mutter. Dies hat in Summe dazu geführt, dass ich derzeit nicht die volle Energie aufbringen kann, die mein Amt erfordert«, hieß es der Mitteilung. Erst seit rund einem Vierteljahr hatte Kaltenhauser das Sagen an der Münchner Bande und wurde nach einem enttäuschenden Saisonstart zum Nachfolger des früheren Bundestrainers Toni Söderholm befördert. Nun übernimmt interimistisch der frühere Erfolgstrainer Don Jackson, er hatte den Klub 2016, 2017, 2018 und 2023 zu Meistertiteln geführt.

München belegt nach drei Vierteln der Hauptrunde im Ranking der 14 DEL-Teams aktuell Platz fünf. Ganz oben haben sich Ingolstadt, Meister Berlin und »Vize« Bremerhaven vor den Mannheimer Adlern festgesetzt. Wobei der Spitzenreiter aus Ingolstadt im hohen Norden zuletzt einen seltenen 5:0-Sieg am grünen Tisch einfuhr, weil die Partie am 17. Januar nach dem ersten Drittel beim Stand von 2:0 für die Gäste überraschend abgebrochen werden musste. Ein Eismeister der »Pinguine« aus Bremerhaven hatte, als er in der Pause einen Torpfosten ordentlich verankern wollte, etwas zu tief gebohrt und versehentlich die Ammoniakleitung unter der Eisfläche getroffen. Wegen des Lecks wurde das Match beendet und die Halle geräumt. Ein klassisches Verschulden des Hallenbetreibers, urteilte die DEL am Montag und legte noch eine Geldstrafe drauf.

Die Bremerhavener können’s sportlich verschmerzen. Wäre das Ungeschick einem Techniker im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion widerfahren, hätte es anders ausgesehen. Gleich zweimal hintereinander sind die »Panther« in den beiden vergangenen Eiszeiten dem Abstieg aus der Deutschen Eishockeyliga (DEL) glücklich entgangen, weil der Meister aus der DEL2 jeweils keine Aufstiegslizenz gelöst hatte. Nun stehen die Augsburger nach 38 von insgesamt 52 Hauptrundenspieltagen wieder am Tabellenende der höchsten Spielklasse. Ein drittes Happyend in Folge erscheint mehr als unwahrscheinlich. Denn in der zweiten Liga stehen mit den Dresdner Eislöwen, den Krefeld Pinguinen, den Kassel Huskies und den Starbulls aus Rosenheim derzeit gleich vier Klubs vorn, die zu Saisonbeginn ihre Lizenzunterlagen für den Sprung in die Beletage eingereicht haben. Sollte kein anderer Verein in diese Phalanx einbrechen, dürften die Augsburger diese Saison doch noch absteigen.

Dass die 2022/23 und 2023/24 so glücklichen Panther jetzt abermals schwer in der Bredouille sind, ist erstens selbstverschuldet und liegt zweitens an der zuletzt famos aufspielenden Düsseldorfer Eislaufgemeinschaft (DEG). Gefühlt vom ersten Bully der aktuellen Spielzeit an ewig im Tabellenkeller festgenagelt, berappelte sich der achtmalige bundesdeutsche Meister, der allein zwischen 1990 und 1996 fünf Titel gewann, mit Beginn des neuen Jahres auf eindrucksvolle Weise. Mittlerweile steht die DEG gemeinsam mit dem Tabellenzwölften aus Iserlohn vier Punkte vor den Augsburgern. Die Düsseldorfer mit ihrem kanadischen Coach Steven Reinprecht und dem norwegischen Starkeeper Henrik Haukeland düpiertem am 2. Januar den Tabellenführer aus Ingolstadt mit 4:1, rangen am 12. Januar Meister Berlin mit 3:2 in der Overtime nieder und landeten am vorigen Sonntag beim Mitfavoriten aus München einen 4:1-Auswärtssieg. Düsseldorf, München und Ingolstadt sind übrigens die einzigen DEL-Teams, die in ihren Namen auf einen Tierbezug nach dem Vorbild der nordamerikanischen National Hockey League verzichten.

Angesichts des aktuellen Laufs der endlich gewinnenden DEG ist nicht einmal klar, wem Freitag abend beim nächsten der Rhein-Derbys die Favoritenrolle zukommt: den Düsseldorfern oder den Kölner Haien, die momentan auf Platz sechs zwar ganz ordentlich den Play-offs entgegenschwimmen, aber zuletzt beim 0:4 gegen Iserlohn äußerst zahnlos wirkten und drei Ligapartien in Folge keine Beute machten. Ein Prestigeduell, spannungsreich wie die ganze Liga.

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