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Aus: Ausgabe vom 27.01.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Vom Pfeifen und den Binsen

Zu jW vom 21.1.: »Industriestaaten: Angst vor Trump«

Mag auch die Angst in den Industriestaaten umgehen; der Umgang mit dieser Angst ist jedoch bereits jetzt erkennbar sehr unterschiedlich. Während in der EU ein von Brüssel verordnetes allgemeines »Pfeifen im Walde« zu vernehmen ist, begleitet von der Binsenweisheit, dass am Ende denn doch wohl nicht so heiß gegessen werden würde, wie von Trump und seiner Psychopathencrew angerichtet, und in der BRD bereits im vorauseilenden Gehorsam unterwürfig das Hinterteil zur gefälligen Bedienung hingehalten wird, erschallt hoch aus den kanadischen Wäldern lautstark ein unmissverständliches »Tit for Tat«! (Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn). (…)

Reinhard Hopp, Berlin

Leuchtturm in der Brandung

jW

Großes Lob an alle Beteiligten für eure unermüdliche Arbeit, für die Rosa-Luxemburg-Konferenz 2025 und zur Herausgabe von »Der Bandera-Komplex«. Ich will hier nur Susann Witt-Stahl und Arnold Schölzel nennen, weil die mir bekannt sind.

Das Buch beweist mir zudem, dass Dühring in die Geschichte des dt. Faschismus nicht involviert gewesen ist. Das leiten die Dummköpfe heute irgendwo her, je nach Gusto und Interesse, wie alles andere auch. Blühender Opportunismus eben.

Darüber, dass man euch in Zeiten des – sicherlich, wie ich meine, geplanten – Krieges weghaben will, braucht man nicht lange nachzudenken. Kein Wunder, geht es der deutschen Linken (SPD, Linke, BSW, DKP) so schlecht. Da seid ihr ein Leuchtturm in der aus dem Westen kommenden faschistischen Brandung.

Klaus-Peter Häußer, Neustadt-Glewe

Bruckner im dunkeln

Zu jW vom 22.1.: »Mit Anton auf du und du«

»Bruckners Schlapphut oder dem Gesuch um Fastendispens, das der Vielfraß an den Fürsterzbischof in Wien richtete.« Tote können sich nicht wehren, weder gegen die heute übliche Vermarktung noch gegen solch beleidigende Betitelungen. Bei Bruckner darf man. Politikerinnen der Grünen auch nur »dick« zu nennen, kann dagegen vor Gericht teuer werden. Da sind wir dann schon etwas höflicher als bei einem Menschen, der für das Weltkulturerbe einiges geleistet hat.

Ich kann mich übrigens daran erinnern, einmal eine Stunde mit Bruckner allein in einem Raum verbracht zu haben. Er befindet sich jetzt einbalsamiert in seinem Sarg im Untergeschoss der Kirche in Linz, in der er so viele Jahre als Organist und Komponist wirkte. Dieser Raum wirkt etwas unheimlich, weil an den Wänden menschliche Knochen und Totenschädel aufgeschichtet sind.

Bei Besuchen an solchen Stätten, aber auch in Museen, lasse ich immer die Touristengruppen maximal weit vorgehen, um in dem betreffenden Raum einen Moment der Ruhe zu haben. Das hatte ich in diesem Fall allerdings etwas übertrieben, was ich erst bemerkte, als der Schlüssel in der Tür zur Gruft knackte und das Licht ausgeschaltet wurde. Da hatte ich dann eine Stunde Zeit, mich in der Dunkelheit an seine Musik zu erinnern, auf die in diesem Artikel zum Abschluss des Bruckner-Jahres nicht mit einem einzigen anerkennenden Wort eingegangen wird. Einige der dort kritisierten touristischen Aktivitäten werden daher dennoch bei manchen Menschen mehr Interesse wecken, sich Bruckners Musik zu nähern, als es Florian Neuner hier vermochte.

Fred Buttkewitz, Ulan-Ude (Russland)

Doppelte Rettung

Zu jW vom 20.1.: »So einfach wie das Evangelium«

Im Beitrag bezeichnete der Autor Christian Stappenbeck das europaweit einzigartige Nicaragua-Giebelwandgemälde, entstanden im Sommer 1985, als (gewissermaßen) Erbe Cardenals und »Zeugnis seines DDR-Besuches«.

Tatsächlich wurde das dort seit 1985 existierende Mural »Nicaraguanisches Dorf – Monimbó 1978« gleich zweimal nach 1990 gerettet. Und zwar jedes Mal maßgeblich dank des Engagements einer sich im Herbst 2003 konstituierenden Bürgerkunstinitiative, zunächst bei der Alexander-von-Humboldt-Gesellschaft Berlin und seit 2004 beim Kulturring in Berlin e. V.

Ihre Mitglieder und zahlreiche prominente Ehrenmitglieder, wie z. B. der im Beitrag sehr zutreffend erwähnte Hans-Otto Dill, waren es auch, die nach der Zerstörung der Wandbildkopie eine von vielen Experten für unmöglich gehaltene Restaurierung des europaweit einzigartigen Kunstwerkes initiierten und ermöglichten.

Konkret konnte durch die von der Wandbildinitiative erworbenen Spenden (insgesamt über 63.500 Euro) und Finanzmittel der öffentlichen Hand (60.000 Euro) im Sommer 2019 das zu ca. 70 Prozent zerstörte Original konserviert sowie im Sommer 2020 mit Mitteln der Lotto-Stiftung (66.000 Euro) vollständig restauriert werden.

Abermals wurde es vor seiner Vernichtung gerettet. (…) Letztlich lohnte sich unser beharrliches Ringen um die Rettung des Giebelwandgemäldes. Obwohl der Ausbruch der weltweiten Coronapandemie besonders in der zweiten Bauetappe 2020 das gesamte Restaurierungsprojekt ernsthaft bedrohte, setzten wir uns durch. Trotz der dramatischen Situation bewahrten wir mit unseren Kooperationspartnern und vielen Unterstützern den solidarischen Zusammenhalt und die Zuversicht. So konnten wir schließlich gemeinsam mit dem Restauratorinnenteam um Dipl.-Rest. Anke Hirsch und Dipl.-Rest. Dunja Rütt auf den Tag nach 35 Jahren der Entstehung des Nicaragua-Wandgemäldes, das heißt am 27. August 2020, die »Wiedergeburt« auf dem Monimbó-Platz feiern.

Christel Schemel (Initiatorin der Nicaragua-Wandbildinitiative beim Verein für Aktive Vielfalt e. V.), Berlin

In der EU ist ein von Brüssel verordnetes allgemeines »Pfeifen im Walde« zu vernehmen, begleitet von der Binsenweisheit, dass am Ende denn doch wohl nicht so heiß gegessen werden würde, wie von Trump und seiner Psychopathencrew angerichtet

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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