Träumer des Tages: Volker Wissing
Von Niki UhlmannWenn China die Börsen des Westens mit einer technischen Revolution erschüttert, ist es für die BRD allerhöchste Eisenbahn, gleichzuziehen. Dergleichen muss jedenfalls Bundesdigitalminister Volker Wissing gedacht haben, als er im Deutschen Technikmuseum am Dienstag ein Innovations- und Qualitätszentrum für künstliche Intelligenz (KI) eröffnete. Wie käme er sonst auf die Idee, den rückwärtsgewandten Deutschen ein »innovationsoffenes Mindset« und »disruptive Technologien« neben eingestaubten Dampfmaschinen und Lokomotiven näherzubringen?
Für Besucher ist die Ausstellung immerhin genauso kostenlos wie für Wissing die Illusion, mit besagter Ausstellung die globale KI-Führerschaft an sich zu reißen. Wohl noch im Halbschlaf träumte er im morgendlichen Interview des Deutschlandfunks laut davon, dass »KI made in Germany« ebenbürtig sei. Wenn China mit einem Bruchteil des Rechenaufwands der US-amerikanischen Giganten international konkurrenzfähige KI liefere, müssten EU und BRD nun ihr Ass ausspielen, nämlich »dass unsere KI vertrauenswürdig ist«. Denn: »Die Welt hat Vertrauen in die europäische Wertegemeinschaft.« »Zertifizierung«, »Aufsicht«, »Regeln« und »unsere Art, rechtsstaatlich vorzugehen«, sollen sowohl das ungeheure Risikokapital in den USA als auch den Weitblick der chinesischen Industriepolitik ausstechen. Den Zweiflern öffnet das Technikmuseum gern seine Türen.
Vertrauen darf man indes den Beharrungskräften der deutschen Bürokraten. Die macht das Unternehmen Simple-Fax aus Braunschweig zu seinem Geschäft. Gegen sieben Cent pro Seite kann dort per Fax der Rat einer KI eingeholt werden. Bedenkt man, dass drei Viertel der deutschen Unternehmen noch immer ihre Faxgeräte nutzen, findet sich bestimmt ein kaufkräftiger Idiot – wahrscheinlich im Ministerium von Wissing.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (29. Januar 2025 um 00:02 Uhr)Vermutlich hat der gute Volker den wikipedia-Artikel zum Thema gelesen (https://de.wikipedia.org/wiki/DeepSeek): »Es wurde beobachtet, dass die offizielle API-Version von R1 bei sensiblen Themen, insbesondere solchen, die in China als politisch heikel gelten, Zensurmechanismen anwendet.« und »Dem Gründer von DeepSeek, Liang Wenfeng, werden enge Verbindungen zur Kommunistischen Partei zugeschrieben. Kritiker äußern Bedenken, dass das KI-System potenziell für ausländische Einflussnahme, Desinformation, Überwachung und zur Entwicklung von Cyberwaffen, wie beispielsweise neuen Hacking-Tools) für den chinesischen Geheimdienst verwendet werden könnte. Zudem warnen Datenschützer (ähnlich wie bei TikTok), dass die App persönliche Daten nach China übermittelt.« Welche Verbindungen haben die Herren Musk, Zuckerberg, Bezos … zu den amerikanischen Republikanern? Was ist mit PRISM, NSA, CIA? Wo wallen windige Wolken? Bei Uncle Sam in den Servern. Wenn zwei das gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe. Die Google-Suchmaschine macht mir ständig klar, dass ich was anderes suchen soll. Sie überschüttet mich nicht nur mit Datenscheiße, sie erzählt mir auch noch, was ich eigentlich meine. Der wirkliche Hammer: DeepSeek ist open source (MIT-Lizenz). Damit kann jede hantieren, wie sie will. Wenn das Teil in etwa das leistet, was kostenpflichtige Teile leisten, kann man sich vorstellen, wie es unter Marktbedingungen für die Kostenpflichtigen ausgeht. Die haben zwar den gleichen Wert, aber einen hohen Preis. Über Selbstbewusstsein scheint DeepSeek nicht zu verfügen: Auf die Frage, ob ein alter Dialog wieder gefunden und gespeichert werden könne, enthält die (längliche) Antwort: »DeepSeek ist vermutlich eine KI-Service-App, die Dialoge auf ihren Servern speichert. … Durchsuchen Sie den Dateimanager unter Android/data/com.deepseek (falls die App dort Daten speichert).« Ach: Wozu doch KI verwendet werden kann: Chinesische für den chinesischen Geheimdienst, US-amerikanische für den ihren.
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Deep Fail
vom 29.01.2025