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Aus: Ausgabe vom 29.01.2025, Seite 16 / Sport

Traumhaftes Fiasko

Von André Dahlmeyer
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Arme zu kurz: Argentiniens U20-Auswahl wischt mit der brasilianischen den Rasen auf (Valencia, Venezuela, 24.1.2025)

Einen wunderschönen guten Morgen! Vergangenen Donnerstag hat in Venezuela die 31. U20-Südamerikameisterschaft begonnen, sie läuft bis zum 16. Februar. Ursprünglich war der Wettbewerb nach Arequipa, Peru, vergeben worden. Aufgrund eines Riesenskandals, in den Funktionäre der Federación Peruana de Fútbol verstrickt waren, wurde den Inkas am 13. November 2024 von der Conmebol, dem südamerikanischen Fußballverband, die Ausrichtung der Meisterschaft entzogen und nach Venezuela weitergereicht. Die zehn Teilnehmerländer kicken vier Coupons für die 24. U20-WM Ende September in Chile aus. Gespielt wird wie immer in zwei Fünfergruppen, die jeweils besten drei kommen weiter, jeder spielt dann gegen jeden. Sollte Chile am Ende unter den vier ersten sein, qualifiziert sich auch der fünfte für die WM. Titelverteidiger ist Brasilien, das den Wettbewerb bislang zwölf Mal gewann.

Gleich zum Auftakt kam es zum Superklassiker zwischen Argentinien und Brasilien. Argentiniens Sicherheitsministerin Patricia Bullrich hatte die Albiceleste zunächst nicht ausreisen lassen wollen, Begründung: Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro wolle den Kader entführen lassen, einknasten, in ein »Konzentrationslager« stecken.

Die Silberländer kickten in Valencia im Estadio Misael Delgado, das 10.000 Zuschauer fasst, aber nicht voll war, die Leute haben andere Probleme. Trainer der argentinischen Auswahl ist nicht mehr Javier »El Jefecito« Mascherano (der zweifache Olympiasieger coacht heuer Lionel Messi bei Inter Miami in der nordamerikanischen Soccer-Liga MLS), sondern der Ex-Leverkusener Diego Placente. Logisch, war er zuvor bereits für die U17 und U15 Argentiniens verantwortlich.

Das Debüt für Argentiniens Nachwuchshoffnungen war traumhaft: Es wurde zu einem der schlimmsten Fiaskos in der Geschichte brasilianischen Balltretens. Davon kann man, meiner bescheidenen Meinung nach, nie genug bekommen. Samba ist so was von out. (Bossa Nova nicht.) Der 18jährige Ian Subiabre erzielte, nach Vorarbeit von Valentino Acuña, den Starttreffer für den kommenden Torsegen. Gleich im Anschluss holte sich Acuña einen Ball zurück, legte ab auf Claudio »Teufelchen« Echeverri, der auf 2:0 erhöhte. Argentiniens Pressing war mörderisch. Brasilien wurde regelrecht verspeist. Auch am 3:0, einem Eigentor von Ian Serrote, war Acuña (neben Echeverri) maßgeblich beteiligt. Lionel Messi jubelte derweil in Miami, denn Acuña spielt für die Newell’s Old Boys, Messis Ausbilderklub in Rosario. 3:0 nach zehn Minuten.

Nach dem Wechsel legte Echeverri für Agustín Ruberto zum 4:0 auf, zwei Minuten später markierte er selbst das 5:0. Was war da los? Das 6:0 fiel schließlich nach einer Standardsituation per Kopf durch den eingewechselten Santiago Hidalgo. Große Fußballgeschichte.

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