Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Dein roter Faden in wirren Zeiten
Aus: Ausgabe vom 03.02.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Finster

Zu jW vom 28.1.: »Freistaat gegen Marxismus«

Es war übrigens auch schon mal unschicklich und bei Strafe verboten zu behaupten, dass die Erde eine Kugel sei. Das war im finstersten Mittelalter. Komisch, wie ich jetzt auf finster und Mittelalter gekommen bin. Recht behalten hat damals übrigens einer, von dem die Worte stammen: »Und sie dreht sich doch!« Das hilft Lisa Poettinger jetzt wohl nicht allzuviel. Aber aufrichten darf sie sich daran schon. Und auch daran, dass es nicht wenige Menschen gibt, die gut finden, dass sie für klare Fakten klare Begriffe verwendet.

Joachim Seider, Berlin

Vorgeschichte

Zu jW vom 21.1.: »Ergebnis stimmt«

Der Schlieffen-Plan war ein Antwortversuch auf die schwierige Zweifrontensituation, in die sich das Wilhelminische Kaiserreich in der Nach-Bismark-Ära außenpolitisch hineinmanövriert hatte. Im Westen sollte eine Art »Blitzsieg« erkämpft werden, um sich zu Lande dann ganz auf das weiträumige Russland konzentrieren zu können. So gesehen war der Erste Weltkrieg für Deutschland schon 1914 nach der Marneschlacht verloren gewesen. Entscheidend wurden fortan das riesige ökonomische und Menschenpotential der Ententemächte und ihre besseren geostrategischen Positionen. Mit dem Kriegsanlass bzw. -vorwand (Attentat von Sarajevo) hatte das alles aber nichts zu tun. Der Erste Weltkrieg hätte sich auch an einem anderen Anlass entzünden können. Entscheidend waren die sich permanent verschärfenden zwischenimperialistischen Widersprüche, die schon lange vor 1914 zu gefährlichen Vorbeben des Weltkriegsausbruchs führten (z. B. Marokko-Krisen, Balkankriege). Vieles an der heutigen Weltsituation erinnert leider an die damaligen Verhältnisse und sollte uns Anlass sein, uns mit der Vorgeschichte des Weltkriegs, der damals noch keine Ordnungszahl hatte, zu beschäftigen. Insbesondere natürlich mit den Antworten, die damalige hervorragende Marxisten (Lenin, Liebknecht usw.) darauf zu geben versuchten.

Andreas Kubenka, Berlin

Habeckerie

Zu jW vom 30.1.: »Habecks Ausblick und ­Bilanz«

Apropos Dings. Bei Wikipedia liest sich die Definition für Scharlatan so: »Als Scharlatan (veraltet auch Charlatan) wird eine Person bezeichnet, die vortäuscht, ein bestimmtes Wissen oder bestimmte Fähigkeiten zu besitzen, um damit Geld, Ruhm oder andere Vorteile zu erlangen. Als Scharlatanerie (veraltet auch Charlatanerie) wird die Verhaltensweise beziehungsweise die Schwindelei eines Scharlatans bezeichnet.« Interessant ist auch die Herkunft des Begriffes: »Als Herkunft des Begriffs Scharlatan (über mittellateinisch ceratanus und italienisch ceratano, ›fahrender Schüler‹, wie französisch und englisch charlatan, ›Marktschreier, Quacksalber‹, unter Einfluss von italienisch ciarlare, ›schwatzen‹, von italienisch ciarlatano) – häufige Synonyme sind Aufschneider, Schwindler, Hochstapler – wird eine Verschmelzung des Ortsnamens Cerreto und dem italienischen ciarlare (›schwätzen‹) bzw. ciarla (›Geschwätz‹) vermutet.« Einige der in den neunziger Jahren in den Osten geschickten Koryphäen waren von ähnlicher Qualität. Die Kollegen des PCK Schwedt werden das sicher bestätigen können.

Patrick Büttner, Leipzig

»Wo wallen windige Wolken«

Zu jW vom 29.1.: »Träumer des Tages: Volker Wissing«

Vermutlich hat der gute Volker den Wikipedia-Artikel zum Thema Deep Seek gelesen: »Es wurde beobachtet, dass die offizielle API-Version von R1 bei sensiblen Themen, insbesondere solchen, die in China als politisch heikel gelten, Zensurmechanismen anwendet.« Und: »Dem Gründer von Deep Seek, Liang Wenfeng, werden enge Verbindungen zur Kommunistischen Partei zugeschrieben. Kritiker äußern Bedenken, dass das KI-System potentiell für ausländische Einflussnahme, Desinformation, Überwachung und zur Entwicklung von Cyberwaffen, wie beispielsweise neuen Hacking-Tools für den chinesischen Geheimdienst verwendet werden könnte. Zudem warnen Datenschützer (ähnlich wie bei Tik Tok), dass die App persönliche Daten nach China übermittelt.« Welche Verbindungen haben die Herren Musk, Zuckerberg, Bezos … zu den amerikanischen Republikanern? Was ist mit PRISM, NSA, CIA? Wo wallen windige Wolken? Bei Uncle Sam in den Servern. Wenn zwei das gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe. Die Google-Suchmaschine macht mir ständig klar, dass ich was anderes suchen soll. Sie überschüttet mich nicht nur mit Datenscheiße, sie erzählt mir auch noch, was ich eigentlich meine. Der wirkliche Hammer: Deep Seek ist Open Source (MIT-Lizenz). Damit kann jede hantieren, wie sie will. Wenn das Teil in etwa das leistet, was kostenpflichtige Teile leisten, kann man sich vorstellen, wie es unter Marktbedingungen für die Kostenpflichtigen ausgeht. Die haben zwar den gleichen Wert, aber einen hohen Preis. Über Selbstbewusstsein scheint Deep Seek nicht zu verfügen: Auf die Frage, ob ein alter Dialog wiedergefunden und gespeichert werden könne, enthält die (längliche) Antwort: »Deep Seek ist vermutlich eine KI-Service-App, die Dialoge auf ihren Servern speichert. Durchsuchen Sie den Dateimanager unter Android/data/com.deepseek (falls die App dort Daten speichert).« Ach: Wozu doch KI verwendet werden kann – chinesische für den chinesischen Geheimdienst, US-amerikanische für den ihren.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

Die Google-Suchmaschine macht mir ständig klar, dass ich was anderes suchen soll. Sie überschüttet mich nicht nur mit Datenscheiße, sie erzählt mir auch noch, was ich eigentlich meine.

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