Aus Leserbriefen an die Redaktion
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Standardwerke
Zu jW vom 8./9.2.: »Was möglich war«
Manfred Weißbecker gehört neben Kurt Pätzold, Ludwig Elm und Ernst Engelberg zu den bedeutendsten Historikern, die die DDR hervorgebracht hat. Seine Schriften sind Standardwerke, die die Zeiten überdauern werden. Er hat frühzeitig entscheidend dazu beigetragen, den deutschen Faschismus wissenschaftlich zu analysieren und seine Entstehung aufzuzeigen. Dafür gebühren ihm Dank und Anerkennung.
Ralph Dobrawa, Gotha
Buchhinweis
Zu jW vom 27.1.: »Wenigstens keine Fahrräder in Venedig«
Die »Briefe aus Italien« habe ich mir besorgt und bin begeistert. Ein kleines Buch, bewundernswert geschrieben, feiner Humor, keine Angeberei und tiefe Einsichten über Nebensächliches, aber Wahres. Angelo Algieris Beschreibung trifft den Inhalt sehr gut, die Behandlung Mussolinis passt in ein so schönes Buch gar nicht hinein, das ist kein Manko. Dank an die Feuilletonredaktion für solche Buchhinweise! Ich konnte schon öfter davon Gebrauch machen. Diese Büchlein werde ich noch weiterverschenken. Eine unwichtige Frage noch: Kennt man in Schweizer Verlagen kein ß? Wusste ich nicht.
Emmo Frey, Dachau
»Ins richtige Licht«
Zu jW vom 10.2.: »Zum Diktat«
Herzlichen Dank, Gisela Sonnenburg, für diesen fortschrittlichen Beitrag zur geplanten Kühne-Staatsoper in Hamburg. Wer das Hamburger Abendblatt als auflagenstärkste bürgerliche Tageszeitung der Stadt liest, wird fast täglich mit dem Jubel um ein neues lokales »Wahrzeichen« konfrontiert. Das macht nicht nur mich fassungslos. Deine Hintergrundinformationen zu Kühne, zur aktuellen Staatsoper und zum geplanten Standort stellen den Plan ins richtige Licht. Ganz nebenbei: Wie viele Städte kämpfen heute gegen den Leerstand ihrer Innenstädte und würden sich freuen, so eine Staatsoper als Publikumsmagnet im Stadtkern zu haben?
Peter Brandt, Hamburg
Steigbügel zur Normalisierung
Zu jW vom 11.2.: »Wolf im Merzpelz«
Ein Merz macht noch keinen »Sommer«; der im Blackrock-Aufsichtsrat war, bringt kein Wirtschaftswachstum, stoppt nicht Trumps Zollorgie. Der künftige Kanzler für Deutschland hat nur einen einzigen Plan – wir machen die Reichen noch reicher.
Der CDU-Spaltpilz verhilft der AfD zur Normalität in der Demokratie, Weimar rückt in die goldene »Mitte« der Gesellschaft. Die »Bürgerlichen« waren schon immer auf einem Auge blind, denn die roten Socken sind die größte Gefahr für den Staat bis heute. Jetzt haben wir eine AfD im Bundestag – in dem Höcke den Nazisound spielen darf.
Thomas Bartsch Hauschild, Hamburg
Bequem sitzen
Zu jW vom 11.2.: »Verwertung des Humanreichtums«
»Design Thinking (DT) ist mittlerweile mehr als nur ein kreativer Prozess. Was ursprünglich als Innovationsmethode für Produkte und Services entwickelt wurde, avanciert heute zu einer ganz neuen Art, den Menschen in Bezug zur Arbeit zu sehen, das Konzept der Arbeit zu denken und zu fragen, wie wir im 21. Jahrhundert leben, lernen und arbeiten wollen. (…) Wir-Intelligenz ist das neue Schlagwort, Kollaboration wird die Grundlage für ein neues Arbeitsbewusstsein.« Zugegeben, Probleme werden am besten dadurch gelöst, dass wir sie schöpferisch und am besten für eine möglichst große Zahl von Menschen fruchtbar aus der Welt schaffen. Leben heißt nun mal, Probleme zu lösen. Andererseits motivieren alle Arten von Problemen uns Menschen, wenn wir sie denn gelöst haben, und geben uns die Zuversicht, dass wir lebendig und wirksam sind. Bis zu diesem Punkt scheint mir DT ein alter Hut in neuer Schachtel zu sein. Was wäre die Menschheit ohne die kollektive Kreativität? Jede Form von Kreativität verläuft im Sande bzw. in die Taschen derer, die sich in diesen Zeiten die Ergebnisse dieses Schaffens privat aneignen und die Kreativen dadurch nach wie vor von sich selbst entfremden. Solange Wissenschaft, Bildung und Kreativität in den Dienst der Kapitalverwertung gestellt sind, wird es echte kollektive Kreativität, die sich dem einzelnen gegenüber als individuelle, auch noch so kreative Freiheit drapiert, nicht geben. Das kreative, selbständige Individuum mit seinen kreativen Ideen stellt sich gegen die dem Kapitalismus eigenen Tendenzen zur Vergesellschaftung. Er halluziniert »sich dabei als Träger des Prinzips der menschlichen Freiheit« (K. M. Kantor). »Bunte Möbel, Sofas und ›chillige‹ Ecken sollen zum Austausch über neue Ideen anregen. Und der sogenannte Collaboration Room ist kein nüchterner Büro- und Konferenzraum alten Stils, sondern verfügt über vielfältige bequeme Sitzgelegenheiten mit mobilen Wänden« (H. Bueren). Kreativer Widerstand gegen die Ware-Geld-Beziehung wäre sinnvoller!
Manfred Pohlmann, Hamburg
Terminal terminieren
Zu jW vom 4.2.: »Es liegt kein Schiff vor Rügen«
Hat sich das denn wirklich gelohnt? Dieser Schnellschuss! Was ist die Konsequenz auf diesem blinden Aktionismus? Das Gebiet um den Hafen Mukran ist UNESCO-Kulturerbe. In der Bucht von Prora (neben Mukran) sind die größten Laichgebiete vieler heimischer Fische. Der Lärmpegel um Mukran ist enorm angestiegen. (Auch wenn keine LNG-Tanker im Hafen sind, die Pumpen und Stromaggregate laufen trotzdem im Leerlauf.) Die Grundstücke in der Nähe haben massive Wertverluste hinnehmen müssen. Auch wurde zur Stromversorgung eine zusätzliche Hochspannungsleitung vom Festland auf die Insel gelegt (oberirdisch natürlich), quer durch die Wälder zum Hafen. Die Tourismusbranche auf der Insel hat darunter gelitten. Es wäre nur fair, dieses Experiment endlich zu beenden und das Terminal wieder abzubauen!
S. Rolle, Staphel
Kreativität verläuft im Sande bzw. in die Taschen derer, die sich in diesen Zeiten die Ergebnisse dieses Schaffens privat aneignen und die Kreativen dadurch nach wie vor von sich selbst entfremden.
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