Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Freitag, 21. Februar 2025, Nr. 44
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 19.02.2025, Seite 16 / Sport
Fußballrealität

Die fettesten Happen

In der Fußball-Champions-League geht es um immer höhere Summen. Das führt zu Verzerrungen, die den Sport bedrohen
Von Andreas Müller
imago1058956112.jpg
Meisterschaftsabo (auch) dank Champions-League-Geld: Der FC Bayern München

Selbst wer auf dem Rasen nichts gewinnt, sahnt hier kräftig ab. Die Kicker aus Leipzig zum Beispiel gewannen in der Champions-League-Saison 2024/25 nur eines ihrer acht Vorrundenmatches, wurden siebenmal düpiert, schieden glanzlos aus und steckten trotzdem mehr als 22 Millionen Euro ein. Kein schlechtes Geschäft. Allein für das Recht, im neuen Format gegen den Ball zu treten, erhielt jeder der 36 teilnehmenden Klubs satte 18,62 Millionen Euro – drei Millionen Euro mehr als in der Vorsaison, zuzüglich 2,1 Millionen Euro für jeden Vorrundensieg und 700.000 Euro für jedes Unentschieden. Hinzu kamen für die Sachsen für ihren mäßigen 32. Vorrundenplatz fünf »Anteilscheine« im Wert von jeweils 275.000 Euro. Je nach Plazierung im Ranking wurden die Teilnehmer nach der Ligaphase so zusätzlich belohnt. Liverpool ganz oben in der Tabelle erhält demnach das 36fache eines Bonusanteils und kassiert allein auf diese Weise 9,9 Millionen Euro. Die Young Boys aus Bern als letzte im Feld erhalten nur das Minimum von 275.000 Euro, also nur die Summe mit dem niedrigsten Multiplikationsfaktor eins.

Insgesamt umfasst der von Sponsoren und Finanziers gefüllte Prämientopf im laufenden Wettbewerb 2,467 Milliarden Euro – in Relation zu 2,002 Milliarden in der Vorsaison. Darüber hinaus werden vom europäischen Fußballverband UEFA noch sogenannte Werteprämien von insgesamt 853 Millionen Euro nach einem verklausulierten System nach individuellen »Klubkoeffizienten« ausgeschüttet.

Um die fettesten Happen geht es freilich erst jetzt seit Beginn der Playoffs am 11. Februar. Dabei sind auch die Bundesligisten Borussia Dortmund und Bayern München – und erhalten zum bisher erspielten Gewinn je eine Million Euro obendrauf. Die Leverkusener, nach Platz sechs der Vorrunde bereits als Achtelfinalisten gesetzt, bekommen das Doppelte. Hinzu kommen noch einmal elf Millionen Euro für jeden, der die K.-o.-Runde der besten 16 erreicht.

Jeder Schritt auf dem Weg zum CL-Finale am 31. Mai in München bringt mehr: Fürs Erreichen des Viertelfinales sind 12,5 Millionen Euro ausgelobt, für den Einzug ins Halbfinale 15 Millionen Euro, für das Vordringen ins Finale 18,5 Millionen Euro – und für den Titel noch mal 6,5 Millionen Euro. Im Vorjahr erhielten Real Madrid und Borussia Dortmund allein fürs Erreichen des Endspiels jeweils 15,5 Millionen, für die Spanier, die 2:0 gewannen, gab es noch 4,5 Millionen Euro obendrauf. Wer dieses Jahr triumphiert, kassiert allein aus der K.-o.-Phase 63,5 Millionen Euro – über zehn Millionen Euro mehr, als der Bund für 2025 dem Personal in den Verbänden des gesamten olympischen Sommer- und Wintersports zusagen konnte.

Ob Europa League oder Europa Conference League: Die beiden anderen europäischen Klubwettbewerbe sind wirtschaftlich weit weniger attraktiv. In der Saison 2024/25 werden für die Teilnehmer der Europa League zusammen 565 Millionen Euro ausgeschüttet (im Vorjahr 465 Millionen Euro), für die Teilnehmer der Europa Conference League 285 Millionen Euro (im Vorjahr 235 Millionen). Welche Nachteile Vereine haben, die sich gar nicht erst fürs internationale Geschäft qualifizieren, kann man sich denken. Die finanzielle Lücke zu den Champions-League-Teilnehmern lässt sich nicht schließen – wer vermag da sportlich halbwegs konkurrenzfähig zu bleiben?

Von einem halbwegs fairen Wettbewerb kann nicht mehr die Rede sein. In der Bundesliga kommt noch der ungleiche Verteilerschlüssel fürs Fernsehgeld hinzu. Bevorzugt werden auch hier traditionell stets jene, die oben stehen. Unter solchen Umständen ist eine ausgeglichene, spannende Liga eine Fata Morgana. Kein Wunder, dass dem Abstiegskampf inzwischen oft mehr Reiz innewohnt als dem Ringen um die Meisterschale – obwohl Bayern München voriges Jahr einmal nicht den Titel holte. Den Großen helfen die zusätzlichen Einnahmen. Fürs Gesamtkonstrukt der nationalen Liga sind derartige Deformationen gefährlich.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.