Dein roter Faden in wirren Zeiten
Gegründet 1947 Mittwoch, 2. April 2025, Nr. 78
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Dein roter Faden in wirren Zeiten Dein roter Faden in wirren Zeiten
Dein roter Faden in wirren Zeiten
Aus: Ausgabe vom 27.02.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

jW_Leserbriefe_Standart.jpg

Fachkräftemangel

Zu jW vom 22./23.2.: »Der Robert mit den ­Klößen«

Zu wahr, um schön zu sein! Trotzdem – seit langem nicht mehr so gelacht. Danke an Jürgen Roth. Ich weiß nicht mehr, wann und wo ich das gehört habe, aber spontan fiel mir folgender Spruch ein: Als Fachkraft eine Pflaume, aber als Pflaume eine Fachkraft. Deutschland ist, was seine Politiker anbelangt, ziemlich auf den Hund gekommen.

Brunhilde Süße, Cottbus

Nicht ohne ZK

Zu jW vom 21.2.: »Hilfloser Antifaschismus«

Susann Witt-Stahl kann sich offenbar einen Bundesausschuss nur als weisungsberechtigtes Zentralkomitee vorstellen. Dass die Landesverbände und einige Kreisvereinigungen der VVN-BdA eigene e. V. sind, hätte man ihr auf Nachfrage sicher gerne erklärt. Ebenso die dortige Diskussionsbreite. So haben einige Landesverbände den Bundesausschuss aufgefordert, die zu Recht kritisierte Teidelbaum-Broschüre von der Website zu nehmen. Gegen den Faschismus brauchen wir breite Bündnisse und keine besserwisserischen Verunglimpfungen.

Martina und Lothar Wilhelms, Krefeld

»Neue Zusammenhänge«

Zu jW vom 21.2.: »Hilfloser Antifaschismus«

Der alte Goethe musste schon für so vieles herhalten, nun auch noch das! »Mir kommts darauf an«, so schrieb er am 18. Oktober 1773 an Johanna Fahlmer, »ob der Rezensent ein rechter Kerl ist, er mag mich loben oder tadeln.« Die Frage ist also, ob Thomas Hacker ein »rechter Kerl« ist oder nicht. Vielleicht ja, aber nicht im Goetheschen Sinn. Und an anderer Stelle lässt der große Dichter ausrichten: »Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.« Wenn das nicht satirisch gemeint war, so muss der Rezensent gar Böses verbrochen haben. Justitiabel oder Meinungsfreiheit, das ist hier die Frage. Die Autorin Witt-Stahl hat in ihren Ausführungen unter dem Titel »Hilfloser Antifaschismus« Quellen genannt und Argumente vorgetragen. Damit kann man sich auseinandersetzen. Ulrich Sander hat schulmeisterlich gar nichts zum Inhalt geäußert, jedoch schlechte Noten vergeben und personalpolitisch negative Entscheidungen getroffen. Mit dem Rohrstock wird so die Sandersche Begrifflichkeit von Bündnispolitik exekutiert. In Bündnissen können wir von unterschiedlichen Sichtweisen und Auffassungen lernen, und wir lernen, gegensätzliche Standpunkte zu ertragen. Vielleicht löst sich das Widerborstige ja in neuen Zusammenhängen. Diese müssen zunächst erkämpft werden. Hierzu bedarf es auch eines weiten Herzens. Dem Kameraden Sander sei es gewünscht.

Joachim Schulz-Bitsch, per E-Mail

»Was ist das?«

Zu jW vom 21.2.: »Hilfloser Antifaschismus«

Die Einschätzung des VVN-BdA-Vorstands (!), in der Russland auf eine Stufe mit der NATO gestellt und als imperialistische Macht bezeichnet wird, kann man zu Recht kritisieren. Aber welcher Teufel hat Susann Witt-Stahl geritten, als sie gleich zu Beginn pauschal die »posthume Adenauersche Linke« (was ist das?) als »sozialchauvinistische Kräfte« bezeichnet und dazu ausgerechnet Heinrich August Winkler als Kronzeugen auffährt? Jenen rechten Historiker, der Wladimir Putin und Slobodan Milošević auf eine Stufe mit Mussolini und Hitler stellte. Es fällt unangenehm auf, dass der Begriff Antifaschismus bei Witt-Stahl entweder nur in Anführungszeichen oder mit den Adjektiven »hilflos«, »falsch«, »formal« daherkommt. Die Arbeit zum Bandera-Komplex ist aller Ehren wert. Aber was ist das für ein »hilfreicher« Antifaschismus, der überall Faschisten penibel aufzählt und benennt: von der Ukraine über Italien (»Mutterland des Faschismus«), Frankreich, ja sogar in der israelischen Regierung. Nur in Deutschland, wo der Faschismus seine größten »Erfolge« feierte und von wo die größten Verbrechen der Geschichte ausgingen bzw. stattfanden, scheint es Faschisten nicht mehr zu geben. Spurlos verschwunden. Nur so nebenbei, weil mehrmals Wolfgang Fritz Haug genannt wurde, so als sei das ein großer, wichtiger marxistischer Denker. In einem Interview (Utopie kreativ, Heft 126 vom April 2001) sagte er: »Der ›real existierende Sozialismus‹ hatte die Idee am Ende als Geisel genommen. Zuerst war er zur Festung, dann die Festung zum Gefängnis geworden. Der Fall der Mauer, so bitter seine Begleiterscheinungen und Folgen in vieler Hinsicht sind, hat auch für die Sozialisten der Welt den Horizont neu geöffnet (…).« Tatsächlich wurde 1989 für ganz andere Kräfte ein neuer Horizont geöffnet: Nachdem der antifaschistische Schutzwall niedergerissen wurde, bevölkerten Nazigruppen und -parteien aus Westdeutschland das einverleibte Ostdeutschland.

Franz Schoierer, per E-Mail

Schachenthusiast

Zu jW vom 20.2.: »Der Weltmeister lebt nicht mehr«

Ich kann dem Autor nur zustimmen, Peter Enders war ein echter Schachenthusiast, der außer Schach im Leben nicht viel benötigte. Schon in jungen Jahren galt er als Supertalent, dem ich, obwohl ein Jahr älter als er, zunächst einmal nacheifern musste. Unsere Wege kreuzten sich von Anfang an immer wieder bei Spartakiaden und Meisterschaften. Später traten wir sogar mehrfach in einer gemeinsamen Mannschaft an, für Naumburg, für Halle und sogar für die DDR bei der Pionierolympiade in Prešov 1976. Die letzte Partie spielten wir gegeneinander vor ein paar Jahren in der zweiten Bundesliga beim Kampf Erfurt–Leipzig (mit dem besseren Ende für Peter). Schade, dass er sich das Leben durch sein unorthodoxes Auftreten manchmal selbst erschwerte. Trotzdem, Ehre seinem Andenken und vielen Dank für den Artikel!

Michael Stettler, Beeskow

Peter Enders war ein echter Schachenthusiast, der außer Schach im Leben nicht viel benötigte. Schon in jungen Jahren galt er als Supertalent.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

  • Leserbrief von Peter Bethge (3. März 2025 um 14:28 Uhr)
    Liebe Bruni, in der JW. Nr. 49, Rat & Tat, bedauerst du dein Unwissen über die Herkunft eines bestimmten Ausspruches. Vielleicht kann ich dir ein wenig in die Spur helfen. Als kleiner Bengel (inzwischen 80 Lenze) bin ich sehr gern zum Friseur gegangen. Weniger wegen eines Haarschnittes, sondern wegen des Figaros. Der tat nämlich einmal in der Woche Dienst auf der Männerstation des hiesigen Krankenhauses. Von dort brachte er natürlich auch immer das Neueste mit, worüber sich seine Kundschaft vor Vergnügen die Schenkel blau klopfte. Zum Dauerrenner entwickelte sich dabei der dir unbekannte Pflaumen-Vergleich. Peu à peu hielt dieses Bonmot Einzug in die Charts jeder Unterhaltung an den Stammtischen subalterner, manchmal auch notgeiler Schlucker. Auslöser war zumeist die fesche Servicekraft, die mit kühnem Schwung und nicht übersehbaren Wölbungen in der Bluse die Humpen auf die Platte knallte. Die Pflaumenstory hat bis heute noch nichts an Beliebtheit verloren. im Gegenteil, sie hielt auch Einzug in all die Bereiche, in denen es um die »Fähigkeiten« weiblicher Angestellter geht. Also, liebe Brunhilde, für den Besuch beim Herrenfriseur bist du noch zu jung. Aber an einem Stammtisch hast du vielleicht auch mal gelauscht. Oder?
    Bleib wachsam!