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Aus: Ausgabe vom 27.02.2025, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Arbeitskampf bei Holcim in Peru

Weiter nach 70 Tagen Streik

Beschäftigte der Tochterfirma des Schweizer Zementproduzenten Holcim kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen
Von Volker Hermsdorf
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»Der Kampf hat gerade erst begonnen«: Die Arbeiter der Holcim-Tochterfirma in Peru streiken seit Anfang Dezember

Holcim, eines der weltweit größten Unternehmen in der Zement-, Baustoff- und Betonindustrie mit Hauptsitz in der Schweiz, verweigert einigen Hundert Beschäftigten der Tochterfirma Comacsa in Peru seit Monaten einen Tarifvertrag. Doch die Arbeiter sind entschlossen, den Kampf für ihre Forderungen nach Lohnerhöhungen und besseren Arbeitsbedingungen weiterzuführen. Am Wochenende beschlossen sie, einen am 6. Dezember begonnenen unbefristeten Streik bis zum Erfolg fortzusetzen. Ihre Gewerkschaft SITRAMAC wird dabei von der Industriall Global Union unterstützt. Der globale Dachverband vertritt 50 Millionen Beschäftigte des Bergbau-, Energie- und Industriesektors in 140 Ländern.

Der Konflikt begann, nachdem der Schweizer Zementhersteller Holcim im August 2024 alle Aktien und Betriebe des peruanischen Unternehmens Comacsa übernommen hatte. Comacsa, der größte Hersteller von Industriemineralien und weißem Portlandzement in Peru, ist laut dem Fachmagazin América Economía eine »tragende Säule für die industrielle Entwicklung des Landes, da das Unternehmen auch andere Sektoren wie Farben, Glas, Bau, Öl, Landwirtschaft und Viehzucht« beliefere. Für den Schweizer Giganten, der die Ausweitung seines Geschäfts in Lateinamerika vorantreibt, sei Peru »ein attraktiver Markt für Baustoffe mit langfristigen Wachstumsperspektiven«, erklärte Norberto Ledea, der CEO von Holcim Peru gegenüber der Zeitung. Der Konflikt mit den Comacsa-Beschäftigten und der Gewerkschaft SITRAMAC ist Teil einer größeren Auseinandersetzung über Arbeitsrechte in den Werken eines bedeutenden Akteurs in der Region. Nach Angaben des Unternehmens verzeichnete Holcim in Lateinamerika im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatz von 1,447 Milliarden Schweizer Franken (1,5 Milliarden Euro), weltweit waren es 12,8 Milliarden CHF.

Die Comacsa-Arbeiter hätten die Fortsetzung ihres Streiks unter anderem auch damit begründet, dass der peruanische Firmenableger trotz der wirtschaftlichen Stärke des multinationalen Unternehmens Holcim auf keine ihrer Forderungen eingegangen sei, teilte die Industriall Global Union am Montag mit. »Dieser Kampf hat gerade erst begonnen, liebe Genossinnen und Genossen, und wir werden bis zur letzten Konsequenz gehen«, versicherte Gilmer Ibañez, der Generalsekretär des peruanischen Dachverbandes FETRIMAP-CGTP, dem SITRAMAC angehört. Auch weltweit gibt es Unterstützung. »Industriall steht in voller Solidarität mit den Comacsa-Beschäftigten in ihrem mutigen Kampf für faire Arbeitsbedingungen«, erklärte deren Sektordirektor für die Glas-, Keramik-, Zement- und verwandte Industrien, Alexander Ivanou. »Nach mehr als 70 Tagen Streik ist die Weigerung von Holcim, die legitimen Forderungen der Gewerkschaft zu erfüllen, inakzeptabel. Wir fordern das Unternehmen auf, das Recht der Beschäftigten auf faire Tarifverhandlungen zu respektieren und unverzüglich auf ihre Forderungen nach Lohnerhöhungen und Arbeitsplatzverbesserungen einzugehen. (…) Industriall und ihre Mitgliedsorganisationen werden diesen Kampf so lange unterstützen, bis er zu Ende ist«, fügte Ivanou hinzu.

Darüber hinaus fordere seine Organisation das peruanische Arbeitsministerium auf, zu intervenieren, um eine faire und gerechte Lösung herbeizuführen. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass die rechte peruanische Regierung, die aus einem Staatsstreich im Jahr 2022 hervorgegangen ist, die Forderungen der Beschäftigten erfüllen wird, kommentierte die linke brasilianische Partido da Causa Operária (PCO) am Mittwoch, offenbar nach Erfahrungen mit dem Unternehmen Holcim, das auch in Brasilien mehrere Zement- und Betonwerke betreibt.

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