Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 08.03.2025, Seite 1 / Titel
8. März

Erkämpft das Frauenrecht!

Feministischer Kampftag: Für die materielle Gleichstellung aller
Von Ina Sembdner

Militarisierung, reaktionärer Rollback und anhaltende (tödliche) Gewalt gegen Frauen und Minderheiten: Die Zeiten sind düster – aber nicht wegen »globaler Unsicherheiten«, sondern wegen des Aufbäumens des westlichen Hegemons gegen Macht- und Bedeutungsverlust. Zu spüren bekommt das vor allem die (weibliche) Arbeiterklasse, die für die Gewinne von Rheinmetall und Co. auf soziale und ökonomische Sicherheit gefälligst zu verzichten hat. Flankiert auch vom DGB, der an diesem Sonnabend in Berlin im Bündnis mit Verbänden und Organisationen zur zentralen Demonstration unter dem Motto »feministisch, solidarisch, gewerkschaftlich« aufruft.

So erklärte DGB-Chefin Yasmin Fahimi diese Woche, dass »wir Europas Verteidigungsfähigkeit stärken« müssten, der »soziale Fortschritt« aber natürlich dafür nicht ausgebremst werden dürfe. Ungeachtet der Milliardenausschüttungen der jüngeren Vergangenheit – allzu oft in Umgehung parlamentarischer Mitbestimmung – fordert der DGB, der 5,6 Millionen Beschäftigte hierzulande vertritt, »dass Verteidigungsausgaben effizient und auf Basis konkreter Bedarfe erfolgen« müssten. Und ganz im Sprech des von Brüssel verkündeten EU-Aufrüstungsprogramms spricht Fahimi von »Synergieeffekten«, die eine »stärkere europäische Kooperation« schaffen könne.

Vor diesem Hintergrund werden »Erfolge« materieller Gleichstellung vermeldet: Zwei Prozentpunkte weniger beim sogenannten Gender-Pay-Gap oder eine nur noch durchschnittlich um 500 Euro geringere Rente. Kritisch hervorgehoben dagegen wurde, dass es zu wenige Chefinnen »in der männerdominierten Wirtschaft« gebe (dpa), getoppt von einer am Donnerstag vorgestellten Studie von Oxfam Deutschland und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit: »Männer, Milliarden, Macht – Wie die fehlende Besteuerung von Vermögen Geschlechterungleichheit zementiert.« Mit dem Ergebnis, dass 71 Prozent der deutschen Milliardenvermögen Männern gehören und 29 Prozent im Besitz von Frauen sind.

Von Aufwertung der als »Frauenjobs« geschmähten systemrelevanten Beschäftigungen hört man dafür wenig. Dass diese Ignoranz Früchte trägt, zeigt eine aktuelle Yougov-Umfrage. Demnach sehen 46 Prozent der Männer die Jobwahl als entscheidenden Faktor dafür, dass sie im Schnitt mehr verdienen – selbst schuld, also.

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  • Leserbrief von Georg Dovermann (10. März 2025 um 14:27 Uhr)
    Die Benachteiligung und die Diskriminierung der Frauen auf diesem Wege stellen für die westliche Welt nicht nur ein Armutszeugnis, sondern auch eine Schande dar. Gerade im Computer- und Raumfahrtzeitalter sowie in der Zeit der Gender-Generation ist es endlich Zeit, auch in der Tarifpolitik die völlige Emanzipation zu vollenden. Unverständlich ist, dass nun Führungspolitiker, wie Donald Trump und Friedrich Merz sowie andere reaktionäre Politiker aus CDU/CSU meinen, eine »Zurück-an-den-Herd«-Politik herbeiführen zu können. Hierbei leistet nicht nur die Familienpolitik der neueren, nicht nur konservativen sondern reaktionären Regierungen ihren Anteil, es sind auch die eigenen konservativen Familien mit der Erziehung der Mütter, die das traditionelle Familien- und Frauenbild weitergeben. Einen erheblichen Teil dieser Politik der Rückwärtsgewandtheit leistet hier im christlichen Abendland vor allem die katholische Kirche. Sicherlich ist es einfach und auch richtig, die Einschränkungen der Rechte der Frauen im Theokralfaschismus verschiedener islamischer Staaten, wie Saudi-Arabien und dem Iran anzuprangern, aber bevor man dies tut, sollte man auch ein wenig vor der eigenen Türe kehren. Die katholische Kirche bietet genügend Anlass zu Kritik. Auf der einen Seite kommt sie stets mit dem Vorwurf des Kindesmissbrauches in Konflikt, auf der anderen Seite betreibt sie im Bereich der eigenen Arbeitswelt ein aktives Berufsverbot für Frauen. In der katholischen Kirche sieht man auf keiner Kanzel und nirgendwo in den Führungsriegen des Vatikans nur eine einzige Frau. Dieses Berufsverbot hat seine, das muss hier unbedingt angemerkt werden, maskuliner Natur. Neben diesem Verbot der Tätigkeiten für Frauen innerhalb der katholischen Kirche nimmt sich der Klerus – bestehend aus alten greisen Männern – auch noch das Recht, über den Körper der Frau zu entscheiden und zu richten, indem man vor dortiger Seite in das Abtreibungsverbot interveniert. Der gesamte katholische Klerus ist, schon alleine aufgrund des mehr als antiquierten Zölibats, überhaupt nicht in der Lage, sich in die Gefühlslage und Konfliktsituation der Frau hineinzuversetzen. Des Weiteren ist diese Regelung menschlicher – und zwar ausschließlicher maskuliner – Natur und stammt nicht von irgendeinem göttlichen Gebot. Aber bedauerlicherweise hat sich die katholische Kirche im Bereich des Kindesmissbrauches und der Diskriminierung der Frau selbst einen Sockel aufgebaut und hat sich über die andere staatliche Rechtsprechung erhoben. Zum Schluss sei angemerkt, dass es in der katholischen Kirche sowie in der CDU eine erhebliche Anhängerschaft weiblicher Mitglieder gibt und dass die offensichtlichen Befürchtungen einer Blasphemie dafür sorgen werden, dass das »Goldene Kalb« der katholischen Kirche und die damit verbundene – auch selbstauferlegte – Benachteiligung der Frau noch lange erhalten bleiben wird. Der Grundstock muß schon in der Kindererziehung gelegt werden; dazu gehört, dass beide Geschlechter in jegliche Arbeiten im Haus involviert werden, die Frauen müssen immer eine eigene Berufsausbildung bekommen, sodass sie nie vom späteren Lebenspartner abhängig werden und Männer müssen in der Lage sein, zu verstehen, dass sie die Pflicht haben, jegliche Arbeiten in der Küche mitzuübernehmen, sie müssen in der Lage sein, Kinder zu wickeln und sie müssen in der Lage sein, ihre Hemden selbst zu bügeln.

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