Rheinmetall lässt’s krachen
Von Ralf Wurzbacher
Rheinmetall lässt es krachen: an den Kriegsfronten dieser Welt, an der Börse und bei den Geschäftszahlen, die rumsen wie die hauseigene Panzergranate vom Typ »DM 11«. Mit einem Umsatz von fast zehn Milliarden Euro im zurückliegenden Jahr hat die Düsseldorfer Waffenschmiede ihr Rekordergebnis von 2023 noch einmal um 2,6 Milliarden Euro, satte 36 Prozent gesteigert. Man stelle sich den »Herausforderungen der Zeitenwende 2.0«, erklärte der Vorstandsvorsitzende Armin Papperger am Mittwoch anlässlich der Vorlage der Bilanzzahlen für 2024. Sein Versprechen: »Wir sind uns der Verantwortung für die Sicherheit unseres Landes und für die Verteidigungsfähigkeit Europas bewusst.«
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine erlebt Deutschlands führender Rüstungskonzern einen Boom, der immer neue Grenzen sprengt. Anfang 2022 notierte die Rheinmetall-Aktie noch bei unter 90 Euro, inzwischen sind es fast 1.300 Euro. Jeder Soldat oder Zivilist, den das Gemetzel in Osteuropa das Leben kostet, lässt die Herzen von Bossen und Investoren höher schlagen. Man sei »auf dem Weg vom europäischen Systemhaus zum globalen Champion«, frohlockte Papperger. Und kündigte prompt eine Anhebung der Dividende von 5,70 Euro je Aktie auf 8,10 Euro an. 80 Prozent des Gesamterlöses erwirtschaftet das Unternehmen mittlerweile mit dem Verkauf von Panzern, Artillerie, Militärlastwagen, Flugabwehr, Drohnen und Munition. Dagegen zeige sich das Geschäft als Autozulieferer »branchentypisch rückläufig«. Wie Reuters vermeldete, liebäugeln die Macher sogar mit einer vollständigen Trennung von der zivilen Sparte »Power Systems«, um die fraglichen Werke auf Waffenproduktion umzustellen.
Der Ertrag vor Steuern türmt sich auf knapp 1,5 Milliarden Euro, ein historisches Allzeithoch. Noch viel mehr Reibach verheißt die Zukunft, also die kalte oder gar heiße Konfrontation mit Russland. »Eine Epoche der Aufrüstung in Europa hat begonnen, die uns allen viel abverlangen wird«, beschied Papperger. Sie bringe »für die kommenden Jahre aber auch Wachstumsperspektiven, wie wir sie noch nie erlebt haben«. Gewinnbringend wirken dabei Einlassungen wie die von Jens Spahn (CDU), der am Dienstag im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Bescheid wusste: »Wir können uns verteidigen lernen oder alle Russisch lernen.« Noch besser für die Kriegslobby wäre, die Deutschen lernten, die Bombe zu lieben. Dann rollten die Rubel noch schneller und Köpfe auf den Schlachtfeldern.
Für Rheinmetall sind das beste Aussichten, im Managersprech laufen sie unter »Backlog«. Der Posten umfasst Auftragsbestand, Rahmenverträge sowie allgemeine Geschäftserwartungen und belief sich am 31. Dezember auf 55 Milliarden Euro, ein Zuwachs um 44 Prozent gegenüber 2023. Bei einem künftigen Militärhaushalt der Sorte »übergeschnappt« wird allen voran die deutsche Bundeswehr zum wichtigsten Kunden des Waffenfabrikanten. Mit Blick auf das, was kommt, üben sich die Konzernlenker noch in Zurückhaltung. Fest kalkulieren sie im Segment Kriegsgerät für 2025 mit bis zu 40 Prozent höheren Erlösen. Der Ausblick berücksichtige jedoch noch nicht »die Verbesserung des Marktpotentials, die sich (…) aufgrund der geopolitischen Entwicklungen in den zurückliegenden Wochen voraussichtlich ergeben wird«. Wohl wahr – da steckt noch reichlich Wumms drin.
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