Aus Leserbriefen an die Redaktion

Leitbild Herwegh
Zu jW vom 5.3.: »Dem Dichter eine Gasse«
Habe 1970 mein Abitur an der EOS »Glück auf« in Altenberg/Erzgebirge erworben. Dresdner von Geburt an. Wurde stadtgeschichtlich via Kügelgenhaus und Frühromantik beizeiten damit als Arbeiterkind an der 79. POS Dresden bekannt gemacht. Später an der EOS wurde der Vormärz von unserem Deutschlehrer, Herrn Eydner, und natürlich auch dem Geschichtslehrer, Herrn Kaulen, uns ins Herz getragen. Georg Herwegh wurde mir zum literarischen, philosophischen Leitbild. »Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!« Oder noch besser: »Für unser Volkes Zukunft nehmt Partei!« Es waren unter anderem meine auswendig gelernten Zitate für die Abiturprüfung in Deutsch. Ich beherrsche sie noch heute. Geprüft wurde ich zum Sozialistischen Realismus – Hermann Kants »Die Aula«. Wie ich Vormärz und Frühromantik von Kügelgen mit Herwegh und Sozialistischem Realismus verbunden habe, weiß ich nicht mehr. Note »Eins«. Dank an meine hervorragenden Lehrmeister!
Ich ging nicht zur Philosophie bzw. Germanistik und verkaufte auch keine Bücher. Habe 20 Jahre den Frieden bewahrt mit meiner Tätigkeit als aktiver Berufsoffizier bei der NVA mit Akademieabschluss. Mein Blick auf das Hambacher Schloss mit all seinen Besonderheiten ist mir heute ins Herz gewachsen, genauso wie Georg Büchner aus dem Ried bei Riedstadt-Goddelau. Markant sein »Hessischer Landbote« mit all den folgenden Unannehmlichkeiten! Dank friedlicher Revolution 1989. Ob die notwendig war? Ich überlasse dies meinen Enkeln. Krieg ist nicht nur schlimm, sondern auch Rückschritt des Bildungsstandes der Bewohner ihres Landes. Herzlichen Glückwunsch zum 90., Ingrid Pepperle!
Rainer Robert Klee, Bad Kreuznach
Interessen und Verhältnisse
Zu jW vom 12.3.: »Die dealorientierte Weltordnung«
So zutreffend einige der ausgewählten Aspekte zu sein scheinen: Der Versuch, die Welt, die Politik aus der Ideologie heraus zu erklären, greift nicht nur zu kurz, sondern führt in die Irre. Ideologische, auch rassistische Verblendung mag die Motivation für das Handeln von Individuen sein. Das erledigt aber nicht die Frage nach den Interessen, denen diese Ideologie entspringt. Die Auseinandersetzung mit ideologischer Verblendung kann letztlich nur erfolgreich sein, wenn die Interessen offengelegt werden, die diese Ideologie, die den Trumpismus, hervorgebracht haben. Und die entspringen tatsächlich wesentlich den ökonomischen Verhältnissen. Letzteres ist keine Frage unter anderen, sondern das Kernproblem sowohl der Entstehung als auch der Massenwirksamkeit von »MAGA«.
Artur Pech, Schöneiche bei Berlin
Moralisch ungültig
Zu jW vom 7.3.: »Fragwürdiges Manöver«
Ein abgewähltes »rot-grün« dominiertes Parlament diese Frage von Krieg und Frieden entscheiden zu lassen, Freunde, das ist nicht »fragwürdig«, das ist der reine Wähler-, also Volksbetrug! Doch noch schlimmer ist es, dass im Wahlkampf von diesem neuen Kriegsvorbereitungskredit nie die Rede war! Von einem »Vermögen« zu sprechen, wenn frei nach Marx eine Nation ihr halbes Kapital ins Wasser wirft, ist dabei der absolute Betrug! Kriege »lohnen sich« ja nur, wenn ein Raubstaat klar gesiegt hat und ausreichend Beute gemacht, Bodenschätze gesichert und sklavisch billige Arbeitskräfte »eingefahren« hat. (»Der Schmidt vom Rheine braucht die Ukraine« dichtete Brecht beim vorigen großen deutschen Krieg.)
Diese Wahl ist moralisch völlig ungültig durch die hinterhältige Art, mit der zehn Tage später diese überdimensionale Kriegsvorbereitung »überraschend« auf die »Groko«-Tagesordnung gesetzt worden ist. Das ist die klassische bürgerlich-parlamentarische Hinterlist, die kaum hinter den verlogenen Kriegsvorbereitungsmethoden der Hitler- und Mussolini-Faschisten zurücksteht.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat doch soeben die Annullierung von Wahlen in Rumänien wegen vermutlichen Betruges de facto für rechtens erklärt (Seite eins derselben jW-Ausgabe). Na also dann: her mit Neuwahlen!
Volker Wirth, Berlin
Frieden an erster Stelle
Zu jW vom 6.3.: »Milliarden für die Rüstung? Nicht mit uns!«
Es wurde weder vor noch nach den Wahlen von unseren Politikern je ein Wort über das Ingangsetzen unserer Wirtschaft verloren. Die Produktion bildet die Grundlage des Lebens jeder Gesellschaft. Durch die Menschen werden Dinge gemäß ihren Bedürfnissen geschaffen wie Nahrung, Kleidung, Wohnung sowie darin eingeschlossen die Produktionsmittel, die hierfür erforderlich sind. Es ist wichtig, diesen Kreislauf (...) im Blick zu behalten und das erwirtschaftete Mehreinkommen sinnvoll einzusetzen, um das gesamte Land am Leben zu erhalten. Funktioniert dies alles, kann über eine sinnvolle Verteidigung nachgedacht werden. Zunächst sollte der Frieden in der Welt an erster Stelle stehen. Dank der Sowjetunion haben wir im Osten viele Jahre in Frieden leben können; das sollten wir niemals vergessen. Wir hatten Frieden und Arbeit. Die Bedrohung, in der sich Deutschland befindet, geht vom eigenen Land aus, und wenn dem nicht Einhalt geboten wird, sitzen wir eines Tages nicht nur vor leeren Tellern.
Elvira Liebmann, per E-Mail
Vom Regen in die Traufe
Zu jW vom 11.3.: »Milizen in Syrien morden weiter«
Ich verstehe nicht, wie man einen selbsternannten »Präsidenten« Ahmed Al-Scharaa, einen Kopfabschneider und Verbrecher vor dem Herrn, als Befreiung empfinden kann – da hilft auch kein »demokratisches« Deckmäntelchen. Nach meinem Verständnis ist Syrien vom Regen in die Traufe gekommen.
Kristian Martens, Berlin
Diese Wahl ist moralisch völlig ungültig durch die hinterhältige Art, mit der zehn Tage später die überdimensionale Kriegsvorbereitung »überraschend« auf die »Groko«-Tagesordnung gesetzt worden ist.
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