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Aus: Ausgabe vom 18.03.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Stromausfall in Kuba

Blackout legt Kuba lahm

Landesweiter Stromausfall mittlerweile behoben. US-Blockade erschwert Netzausbau. Solarparks als Lösung
Von Volker Hermsdorf
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Während des Zusammenbruchs des Stromnetzes waren Havannas Straßen nur teilweise beleuchtet (16.3.2025)

Nach einem erneuten landesweiten Stromausfall kehrte Kuba am Sonntag (Ortszeit) allmählich zur Normalität zurück. In der Nacht zum Sonnabend war das Verbundnetz Sistema Eléctrico Nacional (SEN) wegen einer Störung an einem Umspannwerk in Havanna zeitweise komplett zusammengebrochen. Nach dem Zusammenbruch waren zunächst nur lebenswichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser sowie Hotels mit eigenen Generatoren mit Strom versorgt. Laut der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft Unión Eléctrica (UNE) wurde die Stromversorgung in Havanna bis Sonntagabend vollständig wiederhergestellt. Zudem seien die Stromnetze von Pinar del Río im Westen bis Guantánamo im Osten wieder verbunden – ein entscheidender Schritt zur Normalisierung der Energieversorgung.

Auch während des Blackouts blieb die Stromversorgung in Krankenhäusern und bei den wichtigsten Wasserversorgern gewährleistet, um essentielle Dienstleistungen sicherzustellen, berichtete das Onlineportal Cubadebate. Mit der schrittweisen Wiederherstellung der Stromversorgung sei bis zum Sonntag die Verfügbarkeit von Mobilfunkstationen auf 64 Prozent und von integrierten Netzwerkschränken auf 78 Prozent gestiegen. Damit habe der vorübergehend eingeschränkte Datenverkehr wieder 87 Prozent seiner erforderlichen Kapazität erreicht. Trotz dieser Fortschritte bestehen weiterhin Herausforderungen, so die UNE. Bis 20 Uhr wurden lediglich 1.568 Megawatt erzeugt – zu wenig, um den Gesamtbedarf von mindestens 3.000 Megawatt in Spitzenzeiten zu decken. Aufgrund mangelnder Erzeugungskapazität gab es in der Nacht zum Montag weiterhin Stromausfälle, insbesondere in den Provinzen Artemisa und Pinar del Río und Mayabeque. Der Schulunterricht blieb dort bis Dienstag ausgesetzt. Busfahrten von und nach Havanna sowie der Verkehr innerhalb der Provinzen liefen laut der Nationalen Busgesellschaft bereits am Sonntag wieder planmäßig.

Die Einschränkungen am Wochenende waren bereits der vierte landesweite Stromausfall innerhalb von sechs Monaten – nach Blackouts im Oktober, November und Dezember 2024. Das SEN ist seit Monaten extrem anfällig, da die sieben thermischen Kraftwerke, die seit Jahrzehnten laufen, immer wieder ausfallen. Eine Modernisierung wird auch durch Beschränkungen beim Zugang zu internationalen Finanzierungen, beim Kauf von Ersatzteilen und beim Erwerb von Spitzentechnologien behindert. Zudem fehlt es an Diesel und Schweröl. Die US-Blockade wirkt sich auf die Brennstoffeinfuhren aus, da Reedereien, die Öl nach Kuba transportieren, mit Sanktionen und rechtlichen Drohungen konfrontiert sind, was zu einer Abhängigkeit von unregelmäßigen und teuren Lieferquellen führt. Als Folge davon können jeder Ausfall, jede planmäßige Wartung oder jede Schwankung in der Verfügbarkeit von Treibstoff zu großflächigen Stromausfällen führen. Solche Ausfälle werden von westlichen »Leitmedien« oft als Beispiele für das »Scheitern des sozialistischen Systems« angeführt. Denn während Stromausfälle in Kuba regelmäßig zu Schlagzeilen werden, finden ähnliche Probleme in anderen lateinamerikanischen Regionen kaum Beachtung. Doch auch andere Länder haben mit massiven Stromausfällen zu kämpfen, etwa Panama (kürzlich am Sonnabend), Chile (Ende Februar) sowie regelmäßig Ecuador und die Dominikanische Republik.

Obwohl die kubanische Regierung eigene Versäumnisse bei der Modernisierung und Wartung der Energieanlagen einräumt, verweist sie darauf, dass die ständig verschärften US-Sanktionen eine Hauptursache für die Energiekrise seien. Auf der Suche nach Lösungen setzt Kuba neben einer Diversifizierung der Brennstofflieferanten vor allem auf erneuerbare Träger. In diesem Jahr werden laut Planung 55 Solarparks mit einer Leistung von jeweils 21,8 Megawatt ans Netz gehen. Bis Ende 2028 sollen 92 Photovoltaikparks mit einer Gesamtleistung von 2.012 Megawatt entstehen. Ziel der Regierung ist es, in den kommenden fünf Jahren ein Drittel der im Land benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen.

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