Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 20.03.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Rechnung auf Bierdeckel

Zu jW vom 18.3.: »Nein zu Kriegskrediten!«

Seit Jahren befinden sich die beiden größten Parteien der sogenannten Mitte im Sinkflug. Vor 20 Jahren stellten CDU/CSU und SPD zusammen noch 72 Prozent der Mandate im Bundestag. Zwölf Jahre später ging es runter auf 56 Prozent. Bei den letzten vorgezogenen Wahlen reichte es mit 52 Prozent noch für die kleine Koalition. Aber nur, weil die CDU gerade noch mal die Kurve kriegte, da ihr Chefpilot Merz vor den Wahlen Schulden kategorisch abgelehnt hatte. Da nach der letzten Wahl bekanntlich vor der nächsten Wahl ist, kündigte der Wendehals jetzt schwindelerregende Schulden an. Um die stotternde Wirtschaft und die verrottete Infrastruktur zu retten. Vor allem aber, um den geopolitischen Herausforderungen zu begegnen – sagte der Chefpilot und meinte Russland. Absolute Priorität besitzen deshalb Rüstung und Kriegstüchtigkeit. Für sie kennt er keine Schuldengrenze. Ungeachtet der schon jetzt erheblichen militärischen Überlegenheit über Russland, allein der europäischen NATO-Staaten. Aber erst einmal scheint die Rechnung aufzugehen. Politiker und Gewerkschaften feiern den Erhalt von Arbeitsplätzen. Selbst wenn Panzer statt Straßenbahnen produziert werden. So wie jetzt in Görlitz.

Christian Helms, Dresden

»Geldspritzen in multipler Milliardenhöhe«

Zu jW vom 18.3.: »Nein zu Kriegskrediten!«

Im Grunde leben wir seit 2008 in einem permanenten, finanztechnisch induzierten Ausnahmezustand, der immer neue Geldspritzen in multipler Milliardenhöhe erfordert. In letzter Zeit wieder verstärkt via Covid-19 und aktuell Putin-22. Die beständig zunehmende Repression ist eigentlich nur ein Kollateralschaden der Anstrengung, die zum Ponzi-Schema mutierte Finanzwirtschaft in der Luft zu halten. Da man es aber auf Dauer nicht so direkt machen kann wie 2008 und in den Folgejahren, muss man immer neue vermeintliche Notstände als Vorwand konstruieren. Die völlig unproduktive Anschaffung von nutzlosem Zeug bei großen Konzernen gewährleistet am besten, dass das Geld schnellstmöglich da landet, wo es hin soll – im Finanzsektor bei Blackrock, Goldman und Co.

Reinhard Kalinke, Bämsen

Methusalems Quark mit Salamis

Zu jW vom 15./16.3.: »Postheroische Saubande«

Ein Althistoriker, Egon Flaig, gibt steinalten Heroikquark im Trend der neuen »Kriegstüchtigkeit« von sich, unglaublich. Wie alt ist dieser Althistoriker? 2.000 oder 2.500 Jahre? Möge er von Marathon nach Athen rennen und dann tot umfallen! Ich fand gerade im »Barbarossa«-Heft der jW den Aufsatz von Hannes Heer mit einem hochaktuellen Karl-Kraus-Zitat: »Alles, was gestern war, wird man vergessen haben, was heute ist, nicht sehen, was morgen kommt, nicht fürchten. Man wird vergessen haben, daß man den Krieg verloren, daß man ihn begonnen, vergessen, daß man ihn geführt hat. Darum wird er nicht aufhören.« Kraus bezog sich auf den Ersten Weltkrieg, den noch verheerenderen Zweiten konnte er nicht kennen und sich vermutlich nicht vorstellen. Aber der Satz beschreibt die heutige politische »Saubande« exakt.

Emmo Frey, Dachau

»Völlig unvereinbar«

Zu jW vom 18.3.: »Nein zu Kriegskrediten!«

Und so hatte alles in dieser, nicht unserer, Republik angefangen: »Diesen Zusammenhang zwischen Militarisierung, Wehrpflicht und KPD-Prozess sehen, heißt zugleich verstehen, dass der Antrag der Adenauer-Regierung und ihr Drängen nach einem Verbotsurteil gegen die KPD mit Recht, Gesetz und Verfassung völlig unvereinbar sind. Niemals kam es der Adenauer-Regierung, die sich stets über die Grundrechte der Verfassung hinwegsetzt, wo es um ihre militaristischen Pläne geht, auf den Schutz der Verfassung an. Immer ging es ihr einzig und allein um die Ausschaltung der KPD als der Partei, die am entschiedensten gegen Militarismus und Wehrpflicht, für den Schutz der Jugend, um die Rechte und Freiheiten des Volkes, für die Wiedervereinigung Deutschlands als friedlicher, demokratischer Staat eintritt.« Auszug aus einem Artikel des ND vom 10. August 1956.

Andreas Weniger, Sangerhausen

Erneuter Kuhhandel

Zu jW vom 18.3.: »Nein zu Kriegskrediten!«

Die Geschichtsträchtigkeit des 18. März birgt die Logik des systemimmanenten Verrats an der bürgerlichen Revolution von 1848. Bereits damals aber kam es zum Kuhhandel mit dem Adel. 142 Jahre später findet sich in der Torheit der DDR-Bürger für die Kaschierung der Konterrevolution vom 18. März 1990 mit der symbolischen Abwahl des Sozialismus ein weiterer Markstolperstein auf dem Weg zum Krieg. Genau 35 Jahre später bestätigt der Imperialismus die Logik aus der historisch fatalistischen Dummheit von 1990, Fortführung der »Epoche der schwärzesten Reaktion« (Stalin, 1926), hin zur möglichen Apokalypse eines dritten Weltkrieges.

H.-J. Reiß, Berlin

jW-Drang

Zu jW vom 18.3.: »Fluch der Empirie«

»Menschen, die wenig schlafen«, verfügen aber auch über mehr Zeit, sich mit was anderem als Verschwörungstheorien zu beschäftigen. Ich zum Beispiel. Ich lese häufig jW, wenn ich nach nächtlichem Harndrang nicht einschlafen kann. Bewiesen ist allerdings, dass Beten tödlich ist: im Rahmen der Langzeitstudie »Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer« (Studie zum therapeutischen Einfluss fürsprechenden Betens), kurz: STEP, der Harvard Medical School. Wer sich für näheres dazu interessiert: »Wer nichts weiß, muss alles glauben« von den Science Busters Gruber, Oberhummer und Puntigam. (…)

Heinrich Hopfmüller, Stadum

Die völlig unproduktive Anschaffung von nutzlosem Zeug bei großen Konzernen gewährleistet am besten, dass das Geld schnellstmöglich da landet, wo es hin soll – im Finanzsektor bei Blackrock, Goldman und Co.

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