Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 26.03.2025, Seite 16 / Sport

Hechelnd hinterherschauen

Von André Dahlmeyer
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Der Brasilianer Raphinha heizte die Stimmung an: »Wir werden sie in Grund und Boden spielen!«

Einen wunderschönen guten Morgen! Wenn man sich die Zahlen und Statistiken der argentinischen Albiceleste seit dem Amtsantritt von Lionel Scaloni anschaut, wird man rot vor Freude. Nach der Niederlage im Halbfinale der Copa América 2019 in Brasilien verlor Argentinien dreieinhalb Jahre kein Fußballspiel mehr. Als es so weit war, wurde man noch röter im Gesicht, bekam Schnappatmung, denn die Niederlage kam ausgerechnet gegen das Balltretschwergewicht Saudi-Arabien beim WM-Debüt der Silberländer in Katar zustande. Zum Glück konnte ich das Spiel damals nicht sehen. Ich war bei meiner Liebsten in Mecklenburg.

Seitdem sind fast zweieinhalb Jahre vergangen, in denen Weltmeister Argentinien seinen Amerikameistertitel verteidigt, allerdings bereits dreimal in den sogenannten Eliminatorias, der WM-Quali Südamerikas, verloren hat. Nachdem Argentinien die ersten vier Spiele alle zu null gewonnen hatte, setzte es in der Bombonera der Boca Juniors eine herbe 0:2-Niederlage gegen das Uruguay von Fußballgott Marcelo Bielsa. Nicht zu übersehen war, dass Uruguay der Albiceleste seinen Stempel aufdrückte. Das hatte man so bei Scalonis Elfen noch nicht erlebt.

Die antworteten fünf Tage darauf mit einem Sieg in Rio de Janeiro beim fünffachen Weltmeister Brasilien. Es war die erste Heimniederlage Brasiliens in der Geschichte der WM-Qualifikation. Die Niederlage gegen Uruguay blieb die einzige der »Scaloneta« im Jahr 2023. Erst Ende 2024, zwei Jahre nach der WM, verlor Argentinien wieder, und das gleich zweimal: 1:2 in Kolumbien, ohne Messi, und 1:2 in Paraguay, in absoluter Bestbesetzung. Was Scaloni und sein Staff vor allem geschafft haben, ist, dem Team die gute alte Messi-Abhängigkeit auszutreiben. Wenn Messi anreist, reist er zu einem Team, nicht zu einem Haufen aufschauender Komparsen. Einundzwanzigmal fehlte Messi bereits in der Ära Scaloni. Argentinien gewann davon 16 Spiele.

Nun kam es zur Revanche gegen Bielsas Uruguay im legendären Centenario von Montevideo, dem WM-Stadion von 1930. Nicht bloß Messi war nicht dabei, die halbe Startelf musste ersetzt werden. War das Spiel im ersten Abschnitt noch das erwartete Hauen und Stechen und Kratzen und Beißen, übernahm die Albiceleste nach der Pause das Kommando, die Charrúas guckten dem Ball mitunter hechelnd hinterher. Für den Siegtreffer sorgte in Minute 68 Thiago Almada (Olympique Lyon) mit einem Traumtor aus der Distanz. Neben ihm überzeugten vor allem Julián Álvarez (Aleti), der vor allem defensiv ein enormes Laufpensum demonstrierte, und Alexis Mac Allister (FC Liverpool) und Enzo Fernández (Chelsea). Für Torwartlegende »Dibu« Martínez (Aston Villa) war es das 50. Länderspiel (37/9/4) mit der Albiceleste. Er kassierte lediglich 21 Treffer in 14 Spielen.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (Ortszeit, nach Redaktionsschluss) ging es in der Südamerikaquali bereits weiter. Weltmeister Argentinien empfing in Buenos Aires Brasilien zum weltweiten Fußballgipfel. Barças Stürmer-As Raphinha heizte die Stimmung vor dem Match an: »Wir werden sie in Grund und Boden spielen!« Argentinien reichte bereits ein Remis, um sich als drittes Land nach Japan und Neuseeland für die WM 2025 zu qualifizieren. Im Juni und im September finden die letzten beiden Doppelspieltage in Südamerika statt.

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