Aus Leserbriefen an die Redaktion

»Zeitnotwendigkeit«
Zu jW vom 18.3.: »Nein zu Kriegskrediten!«
Mit der Ausgabe vom 18. März geben Sie wieder ein deutliches Signal für eine tragfähige Friedensethik – und so verdient die junge Welt Anerkennung für den Mut, sich so deutlich zu positionieren.
Ich erinnere mich an eine Reise mit wohl zehn Gefährtinnen und Gefährten, die uns im November 1990 als Mitglieder des Friedensrates von Berlin nach Moskau und Leningrad führte. Dort wurden u. a. Vorstellungen geäußert, das Gebiet der (ehemaligen) DDR als »militärfreie« Zone zu gestalten – als Botschaft auch an die Nachbarvölker; es soll kein »Großdeutschland« geben mit Bedrohungscharakter. Das war also vor gut 35 Jahren. Die russischen Freunde waren unserer Ansicht. Heute werden von deutschen Politikern »christlicher« Parteien Feindbilder erneuert, wie sie uns ähnlich aus dunkelsten Epochen bekannt sind. Die Zeitnotwendigkeit der Zeitung junge Welt stellt mit ihren wertvollen Impulsen einen Segen jenseits der Kirchlichkeit dar. Danke!
Hartmut Kreide, Herrnhut
Keine klare Haltung
Zu jW vom 22./23.3.: »Das Ende vom Lied«
Wieder mal ein brillanter Artikel von Nico Popp, der zutreffend die Linkspartei beschreibt. Auch wenn diese mit keckem Humor und frischem Auftreten sich Wählerstimmen erworben hat, erkennen Menschen, die schon etwas länger diese Partei kennen, dass es mit dem konsequenten Friedenswillen nicht weit her ist. Immer wieder gibt es Abweichler, die entweder bewusst oder aus Dummheit der Partei schaden. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die CDU ihre Brandmauer zur Linkspartei einreißen wird, da keine Gefahr einer klaren Haltung gegen die Kriegstreiber erkennbar ist.
Kora Brandner, Elsteraue
Betriebssystem für die großen
Zu jW vom 18.3.: »Durchbruch für Nutzung von Quantencomputern«
In der Meldung heißt es, das erste Betriebssystem für Computer sei 1974 erfunden worden. Ich habe bereits ab Herbst 1969 bei Telefunken in einem Projekt zur Entwicklung eines Betriebssystems für eine »Kleinversion« des Telefunken-Rechners TR440 mitgearbeitet. Dieser Rechner war ab 1965 zusammen mit den Grundzügen eines Timesharing-Betriebssystems konzipiert worden. An diesem Betriebssystem wurde programmiert, nachdem die ersten Hardwareprototypen verfügbar waren. Das System, an dem ich mitarbeitete, war ab Mitte 1968 konzipiert worden und orientierte sich an bereits bestehenden Systemen, z. B. von CDC. Ein solches lief im Rechenzentrum der damaligen Technischen Hochschule Hannover. Dessen vormaliger Leiter war dann mein Chef bei Telefunken.
IBM hatte beispielsweise für die Rechnerserie der 7090 in den frühen 1960ern ein Betriebssystem parat. Etwas anders sah es mit »kleinen« Rechnern aus, die für Labore oder zur Prozesssteuerung eingesetzt wurden. Für diese wurden nur wenige Apps mitgeliefert: ein Assembler, vielleicht auch Fortran, vielleicht auch Software zum Einlesen von Daten und zum Ausdruck. Es dauerte in der Tat bis in die 1970er, bis auch für diese Rechner kleine Betriebssysteme angeboten wurden.
Wolf Göhring, Bonn
Schlechtes Design
Zu jW vom 8./9.3.: »Evolution vor Gericht«
Was auch immer Reaktionäre, Gegenaufklärer, Fundamentalisten und sich für »religiös« Haltende mit ihrem Kreationismus/»Intelligent Design« wollen mögen: In Italien versuchte Berlusconi im Frühjahr 2004 derartige Wildwest-»Kulturpolitik« auch in Europa zu implementieren. Im Stammland der Renaissance war die Achtung vor der Wissenschaft allerdings noch so vital, dass ein Appell von 30.000 Professor:innen, Forscher:innen, Intellektuellen, darunter auch Nobelpreisträgern, gegen Berlusconis Dekret protestierte. Ebenfalls 2004 positionierte sich der Europarat gegen Berlusconis Kreationismus an Schulen.
Nun ja: Neben dieser Bildungsfrage gibt es bekanntlich auch Überlebensfragen, in denen wir Aufklärung und Wissenschaft wieder ernst nehmen sollten – und dies eben auch gegen deren antiwissenschaftliche Gegner von Rechtsaußen.
Bernhard May, Wuppertal
Ohne Kommentar
Zu jW vom 21.3.: »Zeitgeist im Depot«
Darin besteht der Reiz vom Depot des Berliner DDR-Museums: DDR-Geschichte ohne belehrenden Kommentar. Das Museum ist zu vermeiden.
Johannes Wullschläger, per E-Mail
Fromm zur Hand
Zu jW vom 22./23.3.: »Der Keim des Gesprächs«
Großen Dank an Marianne Gronemeyer, der ich viel verdanke, weil mich die Lektüre ihrer Schriften durch mein Studium begleitet hat. Was im übrigen auch für den Geehrten, Erich Fromm, gilt. Es ist sehr zu hoffen, dass dieser Aufsatz in der jW dazu führt, dass viele Erich Fromm mal wieder zur Hand nehmen und lesen. Und da wir uns schon einmal in der Psychologie tummeln, sei als weitere dringende Lektüre in diesen rechten Zeiten Wilhelm Reichs »Massenpsychologie des Faschismus« empfohlen. Ein weiteres wichtiges Buch, das noch zu meiner Studentenzeit (1973) eine selbstverständliche Lektüre unter uns war.
Bernd Zielmann, Hattingen
Augen verschlossen
Zu jW vom 24.3.: »Krieg an allen Fronten«
Während des von den USA geführten Krieges gegen das vietnamesische Volk gingen in der BRD Tausende Menschen, vornehmlich Studentinnen und Studenten, junge Arbeiterinnen und Arbeiter, aber auch Intellektuelle auf die Straße, um gegen diesen Völkermord zu demonstrieren. Auch in der DDR gab es damals Proteste gegen diesen Krieg. Heute gab es gegen den Krieg Israels in Gaza und im Libanon bisher nur Proteste und Solidaritätsaktionen von Studierenden an den Universitäten. Die schweigende Mehrheit der Bevölkerung in der BRD sieht leider wieder nur zu. Wie sich die Bilder gleichen.
Joachim Becker, Eilenburg
Darin besteht der Reiz vom Depot des Berliner DDR-Museums: DDR-Geschichte ohne belehrenden Kommentar.
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