Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 05.04.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Neubau plus Bestandssanierung

Zu jW vom 27.3.: »Bahn neben der Spur«

Ich bin einverstanden mit dem notwendigen Zukunftsprojekt einer Flächenbahn, auch mit der Kritik bahnfremder Betriebswirte und jener am Hobbypiloten Merz – der für seine Briloner Heimat weder die Elektrifizierung der oberen Ruhrtalbahn noch die Reaktivierung Richtung Büren und Paderborn zuwege brachte – und natürlich mit der Beschreibung des täglich erlebbaren suboptimalen Zustands.

Nicht ganz einverstanden bin ich mit der pauschalen Neubaukritik, wobei Neubau und Bestandssanierung einander keineswegs ausschließen. Beispiel Bielefeld–Hannover: Hier geht es beim Neubau nicht nur um neue Rekorde, sondern schlicht um Kapazitäten. Im vorzuziehenden (!) »Deutschland-Takt« könnte statt zwei in Hamm »geflügelten« und damit verspätungsanfälligen ICE-Halbzügen (Köln–Berlin und Düsseldorf–Berlin, jeweils mit vielen Unterwegsmetropolen) mindestens je ein Vollzug südlich verkehren, was zwischen Hamm und Berlin gar einen 30-Minuten-Takt ermöglichen würde. Und all das darf natürlich westlich von Hannover keine RE-Züge verdrängen.

Möge die SPD sich bei ihrem früheren Bahn-Beauftragten Martin Burkert, bei der DGB-Gewerkschaft EVG und bei der SPD-Ökologin Nina Scheer kundig machen, wieso politisch-demokratische Einflussnahme auf die Bahn wichtiger ist als Merzscher Pseudowettbewerb oder gar als das Merzsche »Trennungsmodell«. Wenn es eine neuerliche Bahnreform braucht, dann in Richtung Status quo ante 1993 unter Beibehaltung und Erhöhung der seit 1996 fließenden Regionalisierungsmittel vom Bund an die Länder und von den Ländern an die »Verkehrsunternehmen«. In diesem Punkt ist (ohne hier auf andere, antiökologische sowie fremdenfeindliche und impfkritische Punkte einzugehen) der knappe Misserfolg des BSW sehr zu bedauern. Was bleibt da als eine Resthoffnung in die SPD?

Bernhard May, Wuppertal

Empfehlung

Zu jW vom 1.4.: »Not und Freiheit«

Liebe Redaktion, ich bin jW-Abonnent und beziehe mich auf die Printausgabe vom ersten April. Ich (als unabhängiger Biologe) möchte allen Leserbriefkonsumenten den Artikel »Not und Freiheit« hier gesondert empfehlen, weil ihr lange suchen müsstet, um woanders das Staatsnarrativ über den Umgang mit der Geschlechtlichkeit so klar und ideologiefrei analysiert zu sehen.

Thomas Geisler, Römhild

»Zurückgetreten ist sie nicht«

Zu jW vom 1.4.: »Justiz stoppt Marine Le Pen«

In Frankreich wurde Marine Le Pen wegen Veruntreuung schuldig gesprochen und für nicht wählbar erklärt. Am 17. Juli vergangenen Jahres hat der EuGH die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, wegen Korruption bei der Impfstoffbeschaffung verurteilt; zurückgetreten ist sie nicht.

Wilfried Schubert, Güstrow

»Wowereits williger Koalitionspartner«

Zu jW vom 29./30.3.: »Staatstragende Partei in spe«

Wer die PDS/Linke schon etwas länger kennt, wird so gar nicht überrascht sein vom jämmerlichen Opportunismus aus Gründen des Machterhalts: In den 2000er Jahren litten die Berliner schon unter Wowereits willigem Koalitionspartner – der nicht nur das »Sparen-bis-es-quietscht« mitmachte, sondern u. a. einen Finanzsenator Sarrazin gegen mehrere Abwahlanträge im Amt hielt, obwohl der schon mit menschenfeindlichen Sprüchen gegen Hartz-Empfänger Schlagzeilen machte. Dass die Koalitionäre in Bremen und Schwerin nun auf einer Peinlichkeitsstufe mit Flugblatt-Aiwanger in München stehen (der gleichfalls im Bundesrat einknickte), fügt dem ganzen Trauerspiel eine gewisse Pointe hinzu …

Hans Wiepert, Berlin

Gesittung und Werte

Zu jW vom 1.4.: »Koloniale Spuren«

Der Abgeordnete Eugen Richter beklagte im Jahr 1889 im deutschen Reichstag die Zustände in Ostafrika mit folgenden Worten: »Wir lasen neulich, dass Herr Wissmann schon 700 Araber und Aufständische, wie sie genannt werden, hätte erschießen lassen, wir hören, dass bald dieses, bald jenes Dorf in Flammen aufgeht. Seine Truppen ziehen sengend und brennend umher, und die Aufständischen tun dergleichen, und das Ganze nennt man in der Sprache der vorjährigen Thronrede ›Kultur und Gesittung nach Afrika tragen!‹« – »Kultur und Gesittung« werden heute »westliche Werte« genannt.

Karl Wimmler, Graz

Welches jetzt?

Zu jW vom 1.4.: »Pflicht zur Freiwilligkeit«

»Was kannst du für dein Land tun?« Wer ist denn mein Land? Es hat sich mir bisher nicht vorgestellt. Vielleicht ist es vielmehr so, dass »das Land« aus der Gesamtheit seiner Bürger besteht und dem Zweck dient, diesen das Leben zu erleichtern. Es wird dazu instand gesetzt dadurch, dass wir durch Zahlen von Steuern alle zusammenlegen, um gemeinsame Aufgaben zu finanzieren, was allerdings seit geraumer Zeit im Zuge von Neoliberalismus und Aufrüstung von unseren angestellten Verwaltern, vulgo Regierung, zunehmend hintertrieben wird. Man möge doch einmal diese Diskussion vom Kopf auf die Füße stellen.

Beate Zeidler, Nürnberg

Wenn es eine neuerliche Bahnreform braucht, dann in Richtung Status quo ante 1993 unter Beibehaltung und Erhöhung der seit 1996 fließenden Regionalisierungsmittel vom Bund an die Länder und von den Ländern an die »Verkehrsunternehmen«.

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