Lateinamerika streckt seine Fühler aus
Von Frederic Schnatterer
Der aggressive Wirtschaftskurs der Regierung von US-Präsident Donald Trump dürfte dazu führen, dass sich manche Staaten Lateinamerikas von ihrem traditionellen Handelspartner USA ab- und anderen Wirtschaftsräumen zuwenden. So schrieb der kolumbianische Präsident Gustavo Petro, der beim Gipfel der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (Comunidad de Estados Latinoamericanos y Caribeños, CELAC) vergangene Woche für ein Jahr den Vorsitz der Organisation übernommen hat, in den sozialen Medien: »Meine Aufgabe als Präsident der CELAC wird es sein, Lateinamerika und die Karibik mit der gesamten Welt in Verbindung zu bringen.« Darunter verstehe er insbesondere, »Brücken« zu Afrika, Asien und Europa zu bauen, erklärte Petro weiter.
Ähnlich hatte sich beim CELAC-Gipfel in Tegucigalpa bereits die kolumbianische Außenministerin Laura Sarabia geäußert. Gegenüber der Presse betonte sie, während der Präsidentschaft Kolumbiens werde sich die Staatengemeinschaft verstärkt der Suche nach »neuen Gesprächspartnern« widmen – wobei sie explizit den Kurs der Trump-Regierung als Grund nannte. Weiter sagte Sarabia: »Wir denken hier nicht an Konfrontation oder daran, wie wir uns unterordnen.« Als ein Beispiel nannte die Ministerin das CELAC-China-Forum, das am 13. Mai auf Ministerebene in Beijing stattfinden soll. Das Forum war 2014 ins Leben gerufen, seitdem fanden drei Treffen statt, zuletzt im Dezember 2021 in Mexiko.
Wie Sarabia in Honduras erklärte, soll das anstehende Treffen der Außenminister »zwei Hauptziele« verfolgen: Erstens solle es um einen gemeinsamen Ausbau erneuerbarer Energien gehen und zweitens solle der »intraregionale Handel« gestärkt werden. Am Rande des Gipfeltreffens in Tegucigalpa hatte sich zuvor auch eine Delegation aus China mit Vertretern von 15 lateinamerikanischen Staaten getroffen. Der chinesische Präsident Xi Jinping lud die Gipfelteilnehmer in einer Grußadresse dazu ein, die Beziehungen zwischen Lateinamerika und der Volksrepublik weiter zu vertiefen und »mit Weisheit und Kraft zur Bewältigung globaler Herausforderungen, zur Reform der internationalen Institutionen und zur Wahrung von Weltfrieden und Stabilität beizutragen«.
Für den 9. und 10. November ist im kolumbianischen Santa Marta außerdem das nächste Treffen von CELAC und Europäischer Union geplant, wie ebenfalls in der vergangenen Woche angekündigt wurde. Zwei Jahre ist die letzte Zusammenkunft her. Laut gemeinsamer Presseerklärung sollen die 27 EU- und 33 CELAC-Mitgliedsländer in Santa Marta für »eine weitere Stärkung der Zusammenarbeit in Bereichen mit Bezug zu globalen Herausforderungen wie Global Governance, internationale Sicherheit und Klimawandel« arbeiten. Außerdem gehe es darum, »neue Wege der Zusammenarbeit zur Förderung von Frieden, Sicherheit und Wohlstand in den beiden Regionen« geprüft und »Handel und Investitionen, der ökologische und digitale Wandel sowie der gemeinsame Kampf gegen organisierte Kriminalität, Korruption, Drogen- und Menschenhandel« zu erörtern.
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